Brasilien 2016 – Tag 8 – Strände von Florípa

Nach fast drei mehr oder weniger verhangenen Tagen in Joinville mussten heute wieder die Koffer gepackt werden. Für die kommenden zwei Tage haben wir nun eine lange Strecke vor der Brust. Auch wenn das erste Etappenziel relativ nahe liegt, so muss ich dennoch für heute ausreichend Zeit einplanen, damit wir nicht nur im Van sitzen, sondern ausreichend Zeit haben ein bisschen was zu erleben. Es geht in die beliebteste Region von Santa Catarina mit den bekanntesten Stränden des Südens.

Also wieder die Prozedur mit aufstehen, duschen, runter, frühstücken und überlegen wer denn heute den miesesten Blick durch die Dusche gerettet hat. Dann wieder hoch, Koffer zu (wenigstens die Unterwäsche sollte nicht rausschauen!), nochmal runter, Hotel bezahlen (Minibar nicht vergessen) und Koffer an Alidor, damit er stapeln kann. Puuhh, verschnaufen!

Das Schmuddelwetter von gestern hatte sich noch nicht ganz verzogen, als alles eingepackt war und wir das Hotelgelände verließen. Aber wir hatten auch Hoffnung auf ein paar Sonnenstrahlen, denn das möchte man am Strand schließlich auch haben!

Vorbei am Friedhof mit seinen „Einzelapartments“ im Stil von Plattenhaussiedlungen ging es zurück auf die Küstenautobahn BR-101 und ab in Richtung Süden.

– Apartments frei – „Gute Aussicht – ruhige Nachbarschaft“ –
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Auf der BR-101 ging es ohne Unterbrechung bis nach Florianópolis. Das Wetter hatte unterwegs aber noch so manche Kapriolen für uns parat, mal dichter Regen und dann wieder Sonnenschein. Die Brücke zur Insel von Florípa machte dieses Mal keine größeren Probleme, es staute sich nur ein wenig am Abzweig runter von der BR-101. Der Himmel öffnete sich wieder, als wir hinüber auf die Insel fuhren.

– Auf der Autobahnbrücke zur Insel von Florípa –
2016-01-29 (13)– Wichtig die richtige Spur zu finden –
2016-01-29 (14)– Wie lange hält die alte Brücke noch? –
2016-01-29 (15)– Wieder auf der Allee von Beira Mar –
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Wir hatten für Florípa nur einen halben Tag – ich weiß, das ist eine Sünde! Unser Gesamtprogramm war jedoch sehr dicht gedrängt, so dass einfach nicht mehr unterzubringen war. Also bildete ich einen Schwerpunkt und wählte die Route so, dass ich möglichst unterschiedliche Orte zeigen konnte.

Auf den Süden der Insel musste ich vollkommen verzichten, obwohl es dort auch sehr schöne Plätze und spannende Geschichten gibt, wie z.B. ein Restaurant, das nur nach Vorbestellung arbeitet, wobei in der Nacht vor dem Termin ein Fischer aufs Meer hinaus fährt und nur das einsammelt was für die Bestellung gebraucht wird. Kein Tier stirbt, um später in der Mülltonne zu landen und es wird lediglich so viel Energie verbraucht wie erforderlich ist. Das nenne ich „Nachhaltiges Wirtschaften“!

Gerne wäre ich mit den Leuten auch in die alte Cachaçaria „Armazem Vieira“ gegangen. Zunächst 1840 als Lagerhalle  (Kontor) gebaut und später für den Verkauf von Cachaça genutzt, lagert dort seit weit über 40 Jahren eigener Cachaça in alten großen Fässern, die aus einem Holz hergestellt wurden, welches heute nicht mehr nachwächst. Die entsprechenden Bäume sind ausgestorben. Oder sollte man sagen „ausgerottet“?

In jedem Fall hat das Holz inzwischen schon so viel von seiner Farbe und seinem Aroma abgegeben, dass selbst sehr alter Cachaça noch hell ist, aber sehr gut schmeckt. Neben den Fässern und einer kleinen Produktion befindet sich in dem Gebäude heute eine interessante Bar, die nur von Freitag bis Samstag geöffnet ist, oft mit Livemusik verschiedener lokaler Bands. Leider, leider keine Zeit dafür!

Es gäbe noch so viel mehr zu sehen. Aber jetzt hatten wir wieder Beira Mar zu unserer linken Seite, passierten das Hotel, in dem wir unsere erste Nacht verbracht hatten und waren auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel. Die Lagune der Insel, bzw. einem Aussichtspunkt von dem aus man die Lagune sehr schön von oben betrachten kann. Kennt man sich nicht aus, dann verpasst man die Stelle leicht. Zuerst biegt man von der Küstenstraße ab und hält sich in Richtung „Lagoa da Conceição“. Das ist nicht nur der Name der Lagune, sondern auch des Ortes welcher an der Lagune liegt.

Die Straße führt durch einen weiteren Stadtteil von Florianópolis, geht dann in einen bewaldeten Bereich über und schlängelt sich letztlich einen Hügel hoch. Wenn man den höchsten Punkt erreicht hat befindet sich auf der linken Seite der Straße ein größerer Parkplatz. Dort muss man anhalten und aussteigen um das sehen zu können was die folgenden Bilder zeigen. Verpasst man die Stelle muss man fast den ganzen Berg herunter und wieder zurück hoch fahren, weil auf der Serpentinenstraße keine Wendemöglichkeit vorhanden ist.

– Ein toller Ausblick –
2016-01-29 (1)– Die zwei Becken der Lagune getrennt durch eine große Düne –
2016-01-29 (3)– Eine beliebte Wohngegend –
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Im Ort Lagoa da Conceição unternahm ich mal wieder einen vergeblichen Versuch Geld abzuheben. Alidor wollte in bar bezahlt werden. Nicht, dass er kein Konto gehabt hätte, sondern eine Überweisung aus Deutschland wäre erstens teuer und auch nicht ganz so einfach gewesen, weil es viel Papierkram erzeugt hätte. Da von Kreditkarten pro Tag nur eine begrenzte Menge Geld an Automaten gezogen werden kann gehörte die tägliche Suche von Geldautomaten inzwischen zu unserem Ritual.

Weiter ging es über eine Brücke welche die zwei Becken der Lagune trennt und dann entlang der Avenida das Rendeiras. Linker Hand hatte man einen schönen Blick auf den See der Lagune. Das Ufer scheint sehr flach zu sein und in den See hinein nur sanft abzufallen. Auf der rechten Seite hatten wir eine große Düne, die inzwischen (insbesondere innerhalb der Saison) nicht nur als Naturpark genutzt wird. Dünensurfen ist da bereits eine schonende Art der Nutzung.

– Auf der Brücke zwischen den Becken der Lagune –
2016-01-29 (4)– Es weht ein warmer Wind über die Lagune –
2016-01-29 (1)– Düne –
2016-01-29 (3)– Hier ist es weniger belebt –
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Wir fuhren weiter und nach ein paar Kurven ging es wieder hoch. Mein erstes Ziel sollte der Mole Beach werden. Auf diesen Strand trifft direkt die Atlantikwelle. Auf der anderen Seite des Wassers ist Afrika! Kein Wunder also, dass Surfer auch diesen Strand lieben.

Wir wollten aber nur einen kleinen Stopp einlegen, denn nach der Fahrt drückten einige Blasen und da war alleine schon das Schild „Banheiros“ attraktiv (auch ohne Strand). 😉

Oben an der Straße standen ein paar Bautoiletten, während für unten am Strand „Besseres“ versprochen wurde. Dort angekommen bekamen wir gleich Schirm und Liegen angeboten (gratis, d.h. der Konsum solle über unseren Freund gehen). Ohne zu zögern nahm er auch gleich den Kampf gegen Wind und Schirm auf. Ich erklärte unserem Freund vom Strand, dass wir auch ein paar Bierchen an seiner Bar nehmen würden, wenn er uns denn den Zugang zu den Klos erklären würde. Lange wollten wir ohnehin nicht bleiben.

– Kampf mit Schirm und Wind –
2016-01-29 (7)– Viel Platz und gute Sicht in Richtung Afrika –
2016-01-29 (6)– So viel Zeit hatten wir leider nicht –
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Die Sache mit den Klos war dann doch etwas schwieriger als gedacht. Erst nach längeren Verhandlungen zwischen den jeweiligen „Geschäftsleitungen“ (Bar und Café) gestattete uns das Strandcafé den kostenlosen Zugang. Soweit ich hörte, war die „Qualität“ aber auch nicht viel besser als bei den Bautoiletten oben an der Straße. Na Hauptsache die Blase hatte Ruhe und ich konnte ein kleines „Zwischenbierchen“ an der Bar lupfen! Hatte mich für Andere geopfert, damit sie … 😉

Wir gingen zurück zum Van wo Alidor auf unsere Sachen aufgepasst hatte. Es waren nur einige wenige hundert Meter bis zu unserem nächsten Ziel. Aber es war sehr warm, ging bergauf und der Van hatte eine Klimaanlage. Also bloß keinen unnötigen Heldenmut zeigen!

– Die Lagune aus anderem Blickwinkel –
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Es gibt einen schönen weiteren Aussichtspunkt von dem aus man sich die Lagune ansehen kann. An dieser Stelle steht auch mehr Touristisches zur Verfügung von Souveniers bis hin zu einem kleinen Restaurant. Hier gab es auch die aus Lissabon bekannten leckeren Pasteis de Belem.

Ich wollte aber auch hier nur einen kleinen Stopp einlegen, damit das jeder einmal gesehen hatte. Nach ca. 15 Minuten ging es weiter zu dem eigentlichen Etappenziel für den weiteren Nachmittag – meinem Favoriten auf Florípa.

Es war auch dahin nur noch ein kurzer Weg. Unser Ziel war Barra da Lagoa. Ich bin immer wieder fasziniert von der Fülle an unterschiedlichen Eindrücken, die sich auf so engem Raum in Barra da Lagoa finden. Zum einen ist da der Kanal, welcher die Lagune mit dem offenen Meer verbindet. Bewegt man sich in dessen Bereich, dann hat man den Eindruck an einem Binnengewässer zu sein.

– Die Fischer bringen am Kanal ihren Fang an Land –
Exif_JPEG_PICTURE– Blick auf Barra da Lagoa vom Meer aus –
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Geht man auf die Meerseite, so öffnet sich eine weite Bucht mit einem über 12 Kilometer langem Strand. In der Nähe des Ortes ist das Wasser ruhig und für Familien geeignet. Außerdem befinden sich dort gleich mehrere sehr gute Restaurants mit einem tollen Angebot an Fischen und Meeresfrüchten.

– Restaurant am Strand –
DCIM100GOPROGOPR9766.– Blick vom Restaurant auf das Treiben am Strand –
2016-01-29 (24)– Strand am Ortszentrum –
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– Wer weit wandern will wählt diese Richtung –
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Geht man weiter den Strand entlang, so kommt man an einen Bereich in den die Wellen aus dem Atlantik ungehindert heran rollen können. Das ist der Bereich, an dem sich ganzjährig die Surfer sammeln.

– Auf dem Weg zum Surfspot –
2016-01-29 (22)– Auch kleine Wellen werden nicht verschmäht –
2016-01-29 (43)– Die einen kommen noch, die andern sind schon fertig –
2016-01-29 (30)– Früh übt sich … –
2016-01-29 (25)– Na wo rollt sie denn, die beste Welle? –
2016-01-29 (28)– Sehr beliebt – mit Stuhl im Wasser –
2016-01-29 (29)– Platz ist genug vorhanden –
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Je weiter man den Strand dann entlang geht umso leerer wird er und bereits nach ca. zwei Kilometern hat man den Strand für sich allein, auch in der Hauptsaison.

Meine Frau und ich wir wanderten Richtung Surfspot, denn da befinden sich auch gute Möglichkeiten zum Chillen bei passender Musik. Der Rest der Gruppe zog es vor sich in der Nähe der Restaurants unter den angebotenen Schirmen niederzulassen. Man ist dort auf internationales Publikum eingestellt, so dass ich sie da gut versorgt wusste.

Von unseren Liegen aus beobachteten wir bei einigen Caipis das weitere Geschehen am Strand.

– Ein Spaß für die ganze Familie –
2016-01-29 (18)– Selbstverständlich kann man das Surfen auch hier erlernen –
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Auch der schönste Nachmittag neigt sich irgendwann seinem Ende zu, so dass wir nach einigen Caipis und gut abgechillt wieder zurück zur Gruppe gingen, um sie einzusammeln und dann weiter zum Van zu gehen. Wie erwartet waren alle noch unter den Schirmen und offensichtlich zufrieden mit dem Nachmittag. Auf dem Weg zurück passierten wir noch einige Souvenirgeschäfte, wo noch ein letztes Mal die Gelegenheit für ein Andenken an Florípa eingekauft werden konnte.

-Beliebtes Motiv –
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Alidor hatte den Van bewacht abgestellt und wirkte ebenfalls relaxt, so dass wir uns nun auf den Weg machen konnten. Unser nächstes Ziel lag im Norden der Insel und der Weg führte uns zunächst durch den Nationalpark Rio Vermelho, in dem sich auch ein Campingplatz unter Bäumen befindet, mit Zugang zu einem weniger frequentierten Teil des Strandes von Barra da Lagoa. Für Naturliebhaber sicherlich auch eine Empfehlung.

Unser Weg sollte jedoch woanders hin führen. Zwar hielten wir auf Ingleses zu. Der sehr beliebte Strand dieses Ortes war genauso wenig unser Ziel wie der phantastische Strand von Santinho. Für all das hatten wir leider keine Zeit. Ich wollte etwas anderes zeigen.

– Treffpunkt der Reichen, der Schönen und der Gangster –
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Die Insider wissen, dass jetzt nur von Jureré International die Rede sein kann. Das ist auch eine Art von Ghetto in dem sich eben eine bestimmte Gruppe von Menschen ansammelt. Alidor meinte, dass in dem Ort die Dichte an Gaunern höher als in mancher berüchtigten Favella wäre. Immer wieder würden verschiedene Drogenhändler und sonstige Kriminelle auffliegen, deren Häuser dann oft eine zeitlang leer stünden, weil keiner das kaufen will.

– Open-Shopping von Jureré –
2016-01-29 (11)Hier geht es nur um einen Kindergeburtstag –
2016-01-29 (42)– Die bekannteste Diskothek in Südamerika –
2016-01-29 (41)– Ein Pool als Tanzfläche –
2016-01-29 (40)– Das P12 liegt direkt am Strand –
2016-01-29 (47)– Gepflegte Wohnlagen –
2016-01-29 (13)– Ein Spielplatz für Architekten und Makler –
2016-01-29 (15)– Hat irgendwie etwas Nordamerikanisches –
2016-01-29 (12)– Spätnachmittag am Strand von Jureré –
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Trotz dieser Rahmenbedingungen ist die Attraktivität des Ortes enorm hoch. Insbesondere im Sommer toben sich die Nachfahren der Reichen in der Diskothek P12 aus. Insgesamt gilt der Ort als sicher und angenehm. Wer genügend Geld hat wird sich wohl fühlen.

Wir hingegen hatten das Geld nicht und verließen den Ort nach der Besichtigungsrunde wieder. Wir fuhren nach Canasvieiras, das für unsere Geldbeutel angenehmere Pflaster.

Meine Frau und ich hatten schon mehrfach an dem Strand von Canasvieiras einige Tage verbracht und finden den Ort prima. Auch die Reisegruppe von 2009 nächtigte dort.

Für diesen Abend hatten wir ein kleines aber gutes und günstiges Restaurant direkt am Strand ausgesucht. Nach einer kleinen Schleife durch das Wasser am Strand ließen wir uns dort nieder zum Abendessen.

– Die Sonne geht unter am Strand von Canasvieiras –
2016-01-29 (27)– Das Abendessen schmeckte –
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Zwischen zehn und elf Uhr machten wir uns auf den Weg zu unserem Hotel. Dieses lag in São José, auf dem Festland. Weil wir für den nächsten Tag die längste und anstrengendste Etappe eingeplant hatten wollte ich nicht schon am kommenden Morgen unnötig Zeit auf der Brücke von der Insel zur BR-101 verschwenden. Ich war überrascht wie viele Autos uns um die spätabendliche Zeit noch entgegen kamen und offensichtlich in eines der nördlichen Ferienorte wollten. Da wird in der Nacht noch einiges los gewesen sein.


Hier geht es weiter: Brasilien 2016 – Tag 9 – Hinauf ins Land der Gaúchos


Ich hoffe, dass die Geschichte bisher gefallen hat. Falls ja, warum nicht die eigenen Freunde darauf aufmerksam machen? Damit sie nicht suchen müssen, schicke ihnen diesen Link, der auch zurück zur Übersicht führt: Freundschaftsreise nach Brasilien 2016


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