Brasilien 2016 – Tag 6 – Donner und Kanonen

Was für eine Nacht! Irgendwann – war es drei, vier oder fünf Uhr? Es tat einen Schlag, der mich fast aus dem Bett geworfen hätte. Es wurde hell im Zimmer und kurz darauf knallte es dass das Fenster in seinem Rahmen bebte. Meine Frau krallte sich an mich, ich blickte auf das Fenster. Wieder wurde es taghell wie bei einer flackernden Neonröhre, dann wieder dunkel und kurz darauf folgte eine Serie von mehr oder weniger starken Donnerschlägen.

Ich stand auf, um mir das Spektakel näher anzusehen. Es war aber draußen absolut nichts zu erkennen. Das war kein Nebel vor dem Fenster, sondern ein so dichtes Regenschauer, dass draußen einfach nichts mehr zu sehen war. Zu sagen, dass es schüttete wie aus Kübeln wäre nicht treffend genug gewesen für das was sich da abspielte. Da stand eine breite Wasserwand wie unter einem Wasserfall.

Wir befanden uns im zehnten oder elften Stock, so dass ich mir über Hochwasser keine Gedanken machte, solange nur die Fundamente hielten. Aber das Haus war groß und dieses Wetter sicherlich nicht unbekannt hier. So schlich ich zurück ins Bett unter die Decke. Eigentlich kann ich auch bei solchem Wetter ganz gut schlafen, wenn das Bett eben nur trocken bleibt. 😉

Als ich wieder wach wurde war es bereits hell. Noch immer regnete es stark und dunkle Wolken hingen weiter über der Stadt, zumindest konnte man schon wieder etwas draußen erkennen.

– Regnerischer Morgen –
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Was sollte ich an einem solchen Tag mit der Gruppe unternehmen? Musste ich mir Gedanken um eine Programmänderung machen? Es gibt verschiedene Museen und Shopping Center, in die man gehen könnte, aber hatte ich dafür die richtigen Leute dabei und war es das was ich ihnen zeigen wollte? Also erst mal frühstücken und beobachten wie sich das Wetter entwickelt.

Schön, dass beim Frühstück in brasilianischen Hotels auch immer der Fernseher läuft und so konnte ich sehen, dass es zwar ein wechselhafter Tag bleiben sollte, aber zumindest keiner, der von Unwettern dominiert wurde. Also ließ ich es grob bei dem geplanten Programm. Heute wollte ich Strände zeigen. Das kommt natürlich auf Fotos bei Sonne immer besser und macht auch mehr Spaß gegebenenfalls ein wenig durchs Wasser zu laufen, aber was sollte ich sonst tun? Immerhin hatten wir doch Sommer!

Zuvor sollte es aber noch einmal durch die Stadt gehen, denn beim spätabendlichen Rundgang gestern wirkten die herunter gelassenen Rollläden eher abweisend und teilweise hässlich. Jetzt wo die Geschäfte geöffnet hatten sah das schon wieder ganz anders aus. Es bot sich die Gelegenheit in das eine oder andere Geschäft zu gehen, um zu sehen was man hier so vorfindet.

– Der „Schuhpalast“ in Joinville –
2015-10-09 Joinville (13c)– Schöne alte Fassaden –
2015-10-09 Joinville (14c)

Ich selbst hatte ein anderes Problem, welches ich unbedingt lösen musste. Für die meisten Länder in Südamerika habe ich einen nationalen Pre-Paid-Chip mit einer jeweils nationalen Telefonnummer. Unter der können mich die Geschäftspartner erreichen, ohne hohe Gebühren für internationale Gespräche fürchten zu müssen.

Obwohl es eigentlich recht einfach ist hatte ich es seit meiner Ankunft noch nicht geschafft meinen Chip wieder aufzuladen und wollte das jetzt tun. Von meinem Netzbetreiber hatte ich schon mehrere SMS erhalten mit den aktuellen Angeboten und natürlich der Aufforderung meinen Chip aufzuladen.

Also ging ich in einen größeren Laden und fragte nach, ob ein Aufladen dort möglich sei. Man bejahte und schickte mich zur zentralen Kasse. Dort gab ich meine Telefonnummer an und den Betrag um den ich aufladen wollte. Die junge Dame an der Kasse lächelte, gab die Daten ein, öffnete die Augen und hob kopfschüttelnd den Kopf. „Diese Nummer gibt es nicht!“ Ich überprüfte – doch das war meine Nummer!

Dann empfahl sie mir, ich möge die kostenlose Nummer des Faxgerätes in ihrer Filiale anrufen, dann könne man sehen welche Nummer ich denn tatsächlich habe. Das tat ich, es knisterte im Nebenraum und sie kam mit einem Zettel zurück. Ja, das war meine Nummer – aber offiziell existiert die bei meinem Netzbetreiber nicht! Ooops! 😮

Gleich in der Straße um die Ecke solle es eine Filiale des Netzbetreibers geben. Vielleicht könne man mir da helfen. Also versicherte ich mich, dass der Rest der Gruppe beim Shopping gut unterhalten war und ging in den Telefonladen. Nummer ziehen und warten – ist fast wie beim Metzger.

Dann kam ich dran und erklärte mein Problem. Gleiche Prozedur wie zuvor: Nummer eingeben, erstauntes Aufblicken und „Nein, die Nummer gibt es nicht!“ „Aber Leute Ihr schickt mir doch täglich eine SMS dass ich aufladen soll, wie kann das gehen bei einer Nummer, die nicht existieren soll?“ Man war ratlos und erklärte mir, dass man mir in dieser Filiale nicht helfen könne, worauf ich frage: „Wer, wenn nicht Ihr?“

Ich solle es doch mal in der Apotheke gegenüber versuchen, vielleicht ginge es da! Ich war fassungslos und stand auf. Beim davongehen drehte ich mich noch einmal um und fragte: „Aber Sie sind sicher, dass ich kein Rezept von einem Arzt brauchen werde?“ 😉

Das war es dann mit meinem lokalen Chip für Brasilien, denn ich hatte ohnehin schon einen dicken Hals deswegen. Erst vor Kurzem hatte ich ein Telefonat aus Deutschland erhalten. Weil ich mich zu der Zeit nicht in Rio Grande do Sul befand, wo meine Nummer registriert war, sondern in einem anderen Bundesstaat Brasiliens, berechneten sie pro Minute über einen Euro an Roaminggebühren. Roaming innerhalb eines Landes? Da konnte ich doch gleich meinen Chip aus Deutschland stecken lassen.

Ich sammelte meine Schäfchen ein und wir machten uns auf den Weg zur Kathedrale. Meine Frau und ich wir wollten einige Kerzen anzünden. Das bedeutet in Brasilien meistens, dass man eine Münze in einen Schlitz schiebt und eine LED auf einer Kerzenimitation für eine gewisse Zeit zu flackern beginnt. Das ist weit entfernt von dem was ein „Ewiges Licht“ bedeuten könnte. 😉 Aber darauf kommt es ja nicht an. Außerdem ist die Kathedrale auch ein außergewöhnlicher Bau.

– Kathedrale von Joinville –
S3490003 (c)– Innenraum der Kathedrale von Joinville –
01-27-2016_135108 (c1)– Innenraum mit Aufstieg zur Empore –
01-27-2016_135108 (c2)– Der heilige Anton –
01-27-2016_135952 (c)– Nicht fehlen darf die „Schwarze Madonna“ –
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Alidor wartete bereits mit dem Van an der Kathedrale, um mit uns anschließend die Stadt zu verlassen. Ich wollte eine Straße fahren, die so in Europa nur noch selten zu finden sein wird, vielleicht noch in Portugal oder Bulgarien. Es handelt sich um den Strand von Praia Grande, einem ca. 20 Kilometer langen Streifen, der weitestgehend unberührt ist, manche mögen vielleicht auch sagen ungepflegt. So jedenfalls sieht ein Strand aus, an dem nicht jeden Abend eine Maschine den Strand säubert. Erstaunlicherweise dominierte dort nicht Plastik, sondern hölzernes Treibgut das Bild, meistens Baumstämme, etc. die aus Flüssen ins Meer gespült werden.

Eigentlich wollte ich der Gruppe anbieten einen kleinen Abschnitt diesen naturbelassenen Strand entlang zu laufen – hätte mich interessiert was es da zu finden gäbe. Aber während unserer Fahrt nieselte es, so dass wir darauf verzichteten und stattdessen langsam auf der Sandpiste den Strand entlang zockelten.

– Impressionen vom Strand Praia Grande –
01-27-2016_151849 (c1)– Gelegentliche Zugangswege zum Strand –
01-27-2016_151849 (c2)– Nur Wenige kommen entgegen –
01-27-2016_151849 (c3)–  Strandgut –
01-27-2016_153545 (c1)– Noch mehr Strandgut –
01-27-2016_153545 (c2)– Unendlich viel Strandgut –
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Schließlich kamen wir wieder in zivilisierte Gegenden am nördlichen Ende von Praia Grande. Wir fuhren Strände ab, die mehr vom Tourismus bestimmt waren und schon teilweise an die Verhältnisse am Mittelmeer (Praia da Enseada) erinnerten. Nach kurzem Suchen wählten wir ein Restaurant am Strand von Prainha aus, um dort zu Mittag zu essen.

– „Kleine Schlemmerplatte“ für zwei Personen –
S3490011 (c)– Ausblick aus dem Restaurant –
01-27-2016_174406 (c1)– Promenade am Strand von Prainha –
01-27-2016_185631 (c1)– Es gibt kein schlechtes Wetter am Strand –
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Nachdem wir üppig gegessen hatten machten wir uns wieder auf den Weg. Es ging weiter entlang den Stränden von Enseada und Ubatuba, wo sich sehr schöne Wochenendhäuser befinden.

– Strand von Enseada –
Enseada (c)

Letztlich erreichten wir das Fort Marechal Luz oben auf einem Hügel zur Einfahrt in die Bucht von Babitonga. Früher konnte von hier oben die Bucht gut überwacht und geschützt werden, heute ist die ehemalige Festung ein Museum mit einem herrlichen Ausblick – sofern das Wetter mitspielt. Auch wenn es nicht optimal an diesem Tag war, so waren die Wolken doch immerhin noch so hoch, dass der Blick über die Bucht möglich war.

– Geschütze auf dem Fort Marechal Luz –
S3490019 (c)– Alte Kanonen in den Schützengräben –
S3490045 (c)– Ehemalige Komandozentrale – heute Museum –
S3490062 (c)– im Museum –
S3490053 (c)– Blick auf den Containerhafen von ITAPOÁ –
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Als wir das Fort verließen waren alle so geschafft, dass sie direkt zurück ins Hotel wollten – von hier aus immerhin noch über eine Stunde Fahrt. Den Rest des Abends konnte jeder unternehmen was er wollte, was in manchen Fällen auch der direkte Gang ins Bett war! So gesehen hatte der Tag trotz des Wetters genügend geboten.


Hier geht es weiter: Brasilien 2016 – Tag 7 – Baía da Babitonga


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