„Aqui – Cervezas más frías que el Corazón de tu Ex“ so stand es vor einer Bar im dem kleinen historischen Ort Colonia del Sacramento in Uruguay und bedeutet übersetzt in etwa „Hier ist das Bier kälter als das Herz deiner Ex!“ Der Laden war gerammelt voll! 😉
Offensichtlich ist kaltes, nein richtiger zu sagen wäre „eiskaltes“ Bier in Südamerika eine Empfehlung. Die Werbung mit „Cerveja gelada“ in Brasilien bzw. „Cerveza helada“ in spanisch-sprachigen Ländern findet sich vor vielen Bars und Restaurants, so dass jeder Reisende in Südamerika irgendwann darauf stoßen wird.
Nun würde ich mich selbst nicht als Experten in Sachen Bier verstehen, so bin ich vielleicht noch in der Lage ein „Helles“ von einem „Dunklen“ zu unterscheiden, auch geschmacklich. Aber würde man mehrere Gläser mit Pils von unterschiedlichen Brauereien nebeneinander aufbauen, dann wäre ich wohl kaum in der Lage diese von einander zu unterscheiden oder gar einer bestimmten Brauerei zuzuweisen. Meine Erfahrung hat nur gelehrt, dass man sich auch an fürchterliche Biere „heran trinken“ kann und selbst die schlimmsten Kopfschmerzen nach einigen Monaten abklingen! 😉
In Sachen Bier verfüge ich nur über marginale praktische Erfahrung, die sich im wesentlichen auf das Füllen und Leeren von Biergläsern beschränkt. Das war es dann auch schon mit meiner Expertise! Einen ähnlichen Hintergrund brachten auch Freunde in Brasilien mit. Sie wohnen in einem kleinen Ort in Santa Catarina, der gerade mal über etwas mehr als 100.000 Einwohner zählt. In der Größenordnung zählt der Ort eher zu den unbekannten Flecken dieser Welt und er wäre mir auch kaum aufgefallen, wenn sie ihr jährliches Volksfest nicht „Schützenfest“ nennen würden.
Meine Freunde also hatten die Idee eine Brauerei zu eröffnen, um neben den Standardbieren der Großbrauereien ein heimisches Bier anbieten zu können. Um mich kurz zu fassen; es ist ihnen gelungen und das Bier ist sogar gut trinkbar. Ich denke wenn ich mit ähnlichen Ideen in Deutschland vorsprechen würde, dann würde es wohl einige Wochen dauern bis sich der Lachkrampf der meisten Entscheidungsträger wieder gelegt hätte, zumal in Deutschland Brauereien eher schließen als öffnen.
Zurück zum „Eiskalten Bier“. Ich kann verstehen, dass es schwierig ist Bier auf eine angenehme, trinkbare Temperatur zu bringen und da zu halten, wenn wir über Länder sprechen in denen der Sommer richtig heiß ist. So habe ich in Spanien beobachtet, dass Bier beispielsweise im Sommer in Gläser gefüllt wird, die man in Gefriertruhen zuvor herunter kühlt, damit sich das Bier in ihnen nicht zu schnell erwärmt.
In Brasilien, aber auch anderen Ländern Südamerikas wird Bier nicht nur als gezapftes Bier verkauft sondern auch vielfach in Flaschen zu 600ml oder gar einem Liter. Da ist die Gefahr schon groß, dass sich das Bier in den Flaschen erwärmen könnte während es auf dem Tisch steht. Deshalb werden die Flaschen auch oft in Thermohüllen gesteckt.
– Thermohülle um Bierflasche –
Was das Abkühlen der Flaschen angeht so scheinen die Grenzen fließend zu sein. In den Restaurants und Bars stehen zumeist Kühlschränke, deren Temperatur einstellbar ist und oft über ein Display außen angezeigt wird. Oft bewegt sich das dann im Bereich von -4°C bis -6°C.
Interessanterweise scheint der geringe Alkoholgehalt des Bieres auszureichen, dass es bei diesen Temperaturen noch nicht gefriert. Das kann aber passieren, sobald die Flaschen geöffnet werden und dadurch der Druck in den Flaschen absinkt. Auf Volksfesten habe ich auch schon beobachtet, dass die Bierflaschen einfach in Kühltruhen gelegt werden, so dass sich in den Flaschen Eiskerne bilden. Gelegentlich frieren die Flaschen so sehr zusammen, dass sie im Block verkauft werden.
Zwar hat das eiskalte Bier eine angenehm kühlende Wirkung, es gibt jedoch einige ABER, die man gerade als Besucher Südamerikas berücksichtigen sollte. Erstens schmeckt eiskaltes Bier einfach nach gar nichts. Die optimale Trinktemperatur sollte irgendwo zwischen 5°C bis 9°C liegen und keinesfalls unter 0°C, damit das Bier auch nach Bier schmeckt.
Zweitens, und das ist noch wichtiger, besteht bei so tiefen Temperaturen ein hohes Risiko sich eine Erkältung einzufangen. Der aufgeheizte Körper, insbesondere der Hals und obere Brustbereich, wird dann von über 30°C schlagartig bis nahe an den Gefrierpunkt herunter gekühlt.
Ich selbst habe mich auf diese Weise schon aus dem Verkehr gezogen, wenngleich ich noch größere Probleme mit den allgegenwärtigen Klimaanlagen habe. Dennoch ist es immer wieder schade, wenn man sich auf diese Weise die Zeit in Südamerika verdirbt. Bei regelmäßigem Genuss von eiskaltem Bier können die langfristigen Folgen noch gravierender sein und bis hin zum Krebs an der Speiseröhre führen.
Das ist meinen brasilianischen Freunden bekannt und bewusst. Als Deutscher bin ich in ihren Augen eine Autorität in Sachen Bier (siehe oben 😉 ). Dennoch habe ich es bisher lediglich geschafft, dass sie mir mein Bier ohne Thermohülle geben, damit ich mein „warmes Bier“ bekomme. Dann ist es für meinen Geschmack jedoch auch viel leckerer! 😉