Brasilien 2016 – Tag 17 – Alles Zucker

Es war weiterhin Karneval in Rio, wir mittendrin und … wir hatten eine Nacht hinter uns, in der wir wieder einmal ausschlafen konnten. Das war auch nötig, denn nicht nur die letzten beiden Tage hatten uns stark beansprucht. Allzu lange wollten wir dann jedoch nicht schlafen, um zumindest heute einen Eindruck vom Frühstück des Hotels zu bekommen.

Als wir uns frisch gemacht hatten und nach unten fahren wollten stauen sich schon die Hotelgäste vor dem Fahrstuhl. Zum Glück hatte ich bereits am Tage zuvor das Treppenhaus gefunden, welches ziemlich schmuddelig war, deshalb vorwiegend vom Hauspersonal und eigentlich nur als Fluchtweg genutzt werden sollte. Diese eine Etage sollte doch zu überbrücken sein. Tatsächlich entsprach „diese eine Etage“ im Fahrstuhl drei Etagen im Hotel. Es ging vorbei an Wäscherei und Küche, bis man letztlich durch eine unscheinbare Tür die Lobby betreten konnte.

Der Tag selbst sah noch nicht besonders viel versprechend aus. Es war bewölkt und ein wenig neblig, aber warm. So blieb uns die Hoffnung, dass die Sonne am heutigen Tag ihren Job machen und die Wolken vertreiben würde.

– Noch ist alles dunstig –
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Vor dem Restaurant war nur noch eine kleine Warteschlange und wir bekamen zügig einen Platz für sechs Personen. Aber das Buffet war bereits heftig geplündert. Zwar wurde weiterhin nachgelegt, aber wirklich einladend sah es nach gefühlten dreihundert Hotelgästen nicht mehr aus. Ich will mich über das Frühstück selbst nicht zu sehr beschweren, denn die aktuelle Belegung war wahrscheinlich für das Hotel auch nicht der Normalzustand und man konnte spüren, dass das Personal an seinen Grenzen arbeitete. Wir bekamen was wir haben wollten und konnten uns anschließend dem Tag widmen.

Für heute hatten wir uns den Zuckerhut vorgenommen. Die Stadt war voller Besucher. Beim letzten Mal hatte ich mit meiner Familie, an einem Wochenende mit Feiertag, geschlagene drei Stunden warten müssen, bis wir mit der Kabine hochfahren konnten. Wir wollten versuchen heute vor dem Besucheransturm da zu sein.

Zwar kann man auch an den Felsen hoch klettern, aber das wollte ich nicht einmal mir zumuten, geschweige den Fußkranken in meiner Gruppe. 😉

– Der Fußweg hoch –
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Also gingen wir nach dem Frühstück noch einmal kurz auf die Zimmer, um noch ein paar Dinge zu holen und trafen uns wieder in der Lobby. Dabei führten natürlich alle Wege über das Treppenhaus, denn noch immer standen viele Leute vor den Fahrstuhltüren und warteten. Treppen steigen soll ja fit halten und es hätte es uns in höheren Etagen härter getroffen. Diese paar Etagen waren nicht für alle von uns ein Problem. 😉

Wir hatten uns zwar gestern bereits mit Tickets für die Metro versorgt, aber direkt am Zuckerhut, bzw. der Bodenstation selbst führt keine Metro vorbei oder hätte dort gar eine Station. Die Station, welche der Bodenstation der Kabinenbahn zum Zuckerhut am nächsten liegt ist die Station „Botafogo“. Von da aus wären es aber noch immer rund zwei Kilometer zu gehen, durch Gegenden, die auch ich nicht besonders gut kannte und in der auch schon mal Touristen überfallen würden.

Abgesehen davon, dass ich am Vortag das erste Mal Zeuge eines versuchten Überfalls werden durfte, wusste ich auch, dass die Strecken welche wir – insbesondere mit „Ungern“ – zurücklegen konnten sehr kurz waren und bei weitem nicht an zwei Kilometer heran reichen würden. Daran dürfte auch der gestrige Ruhetag nichts geändert haben. Ich hatte einfach keine Lust auf Genöle oder irgendein Risiko. Also bestellte ich an der Rezeption zwei Taxis mit Ziel „Bodenstation Zuckerhut“.

Im Gegensatz zum Vortag ging es aber heute recht fix und schnell waren zwei Wagen mit je drei Personen beladen und fertig zur Abfahrt. Wir fuhren nicht lange und erreichten schnell unser Ziel.

Mit freudigem Erstaunen sah ich, dass zwar schon einige Busse in der Allee geparkt waren, aber vor den Kassen die Schlange relativ kurz war. Das fing ja schon mal gut an. Nach nur etwa einer halben Stunde in der Schlange hatten wir dann auch schon unsere Tickets und standen in der nächsten Schlange zu der Kabine.

– Es gibt zwei parallele Kabinenbahnen von der Bodenstation aus –
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Von der Bodenstation aus gehen zwei Bahnen hinauf. Einerseits sind es die beiden Kabinen der Bahn zum Zuckerhut („Bondinho“ genannt) zur Personenbeförderung und daneben auch noch eine Bahn mit Käfigen, in denen Material, insbesondere für die Ver- und Entsorgung der Restaurants und sonstigen Installationen nach oben gebracht werden können.

Ich versuchte abzulenken, mit Themen, wie James Bond und dem Beißer, welche sich auch schon an den Kabeln der Bahn die Zähne ausgebissen hätten. „Ungern“ hatte schließlich so ihre Problemchen mit derartigen Bahnen und schon in Balneário Camboriú vorgeführt wie leicht sie darin in Schnappatmung übergehen kann. Damals brauchte sie geschlagene zwei Stunden, um wieder zu sich zu kommen, nachdem sie auf den Parque Unipraias gefahren war.

Was den Zuckerhut betrifft hatte sie aber nur wenige Alternativen. Außer dem „Bondinho“ oder einem Helikopterflug hätte sie nur klettern oder verzichten können. Letzteres hatte sie aber wohl schon zu oft gemacht und was das Klettern angeht … 😉

– Es geht hoch auf den Morro de Urca –
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Die Kabinen des „Bondinho“ sind ziemlich groß und es passen viele Leute hinein. So empfahl ich, dass „Ungern“ sich in die Mitte der Bahn stellen solle, während ich einen guten Platz am Fenster suchte, denn ich wollte ungestört filmen. Allerdings war ich nicht der einzige mit solchen Ideen in der Kabine. Ich schätzte, dass es ca. eine Woche brauchen würde, um alle Filme anzusehen, die nur innerhalb eines einzigen Tages in diesen Kabinenbahnen aufgenommen würden.

Es ging zügig hinauf auf den ersten Hügel. Aber das war er noch nicht, der Zuckerhut. Es ist der „Morro de Urca“, ein etwas niedrigerer und flacherer Fels an dessen Fuß die nette kleine Ortschaft Urca liegt. Für die Besucher des Zuckerhuts ist es eine Zwischenstation. Auf ihr gibt es einige Restaurants, überwiegend in Selbstbedienung und von der Plattform hat man einen sehr guten Blick über die Guanabara-Bucht und das Stadtzentrum von Rio de Janeiro.

– Aussichtsplattform auf dem Morro de Urca –
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Ebenso gibt es eine kleine Veranstaltungshalle, die für besondere Events genutzt werden kann. Im Jahr 2011 fand dort beispielsweise der Eröffnungsabend für die Deutsch-brasilianischen Wirtschaftstage statt. Üblicherweise werden an einem solchen Abend jeweils eine deutsche und eine brasilianische Persönlichkeit geehrt. Da aber die deutsche „Persönlichkeit“ an jenem Abend „Wichtigeres“ zu tun hatte und erst gar nicht erschien, sagte damals auch die brasilianische „Persönlichkeit“ ab.

Das hat man dann davon wenn eine „Ehrung“ eigentlich nur dem Zweck dient sich selbst etwas mehr Bedeutung geben zu wollen. Ich als Kleinunternehmer würde mich mehr freuen, wenn bei einer solchen Veranstaltung nicht jene, die zufällig die Lenker großer Firmen oder Parteien sind geehrt würden, sondern jene, die sich mit guten Ideen und viel Eifer um deutsch-brasilianische Geschäfte bemühen und etwas Aufmerksamkeit durchaus gebrauchen könnten. Aus dem Grunde hatte ich mir damals für die Veranstaltung auch keine Karte besorgt und mir diesen Flop erspart.

Direkt neben der großen Panoramaterrasse gibt es einen Hubschrauberlandeplatz von dem aus man Rundflüge über die “wunderbare Stadt“ unternehmen kann. Quasi als Museum sind, verteilt über der Terrasse, die älteren Kabinen aufgestellt, so dass man die Entwicklung der „Bondinhos“ nachverfolgen kann.

– Welch ein Ausblick über die Bucht von Botafago und Flamengo –
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Wir verweilten eine gewisse Zeit auf der Plattform und bedienen uns in den Restaurants. Dabei konnten wir die Nebelschwaden beobachten, die immer wieder über uns und den Zuckerhut hinweg zogen und zeitweilig den Blick auf den Zuckerhut vollkommen einschränkten.

Schön dabei zu beobachten, dass das Meer selbst wolkenlos war und sich die Nebelwolken erst bei uns bildeten. Wenn die feuchtwarme Luft über dem Atlantik auf das Festland stößt, dann muss sie ansteigen. Besonders um Felsen wie den Zuckerhut steigen die Luftmassen dann so stark an, dass sie in kühlere Bereiche mit niedrigerem Luftdruck kommen. Die Feuchtigkeit beginnt zu kleinsten Wassertropfen zu kondensieren und schon ist der Zuckerhut in einer Wolke eingehüllt.

– Der Zuckerhut in Nebenschwaden gehüllt –
rio-13-derio-14-derio-9-derio-7-de– Es gab auch Momente unter blauem Himmel –
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Hinter dem Felsen fällt die Luft wieder ab und die Feuchtigkeit geht wegen des höheren Luftdrucks und der wärmeren Umgebung wieder in unsichtbares Gas über. Den gleichen Effekt konnte man auch schön von unserem Standort aus gegenüber bei der Christusstatue auf dem Corcovado beobachten.

– Auch die Christusstatue wird immer wieder eingehüllt –
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Gleichzeitig drängten sich neben uns immer wieder die unterschiedlichen Reisegruppen, die in Wellen an uns vorbei zur nächsten Kabinenbahn hoch auf den Zuckerhut gescheucht wurden. Es war deutlich zu erkennen, dass viele dieser Gruppen von den im Hafen liegenden Kreuzfahrtschiffen kamen und nur einen sehr knappen Zeitplan zu haben schienen.

Einige Leute waren so gestresst, dass sie uns anraunten, wir sollten aus dem Weg gehen, damit sie schnell ein Foto vom Zuckerhut machen konnten. Dabei gab es so viel Platz und genügend Perspektiven, die man hätte wählen können. Aber dafür und die schöne Umgebung hatten sie keine Zeit und kein Auge – welch  Zeitverschwendung!

– Jedes Kreuzfahrtschiff läuft auch Rio de Janeiro an –
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Ich hingegen wollte ein wenig den Zeitdruck aus der Gruppe nehmen, machte meine Filmchen und Bilder und empfahl erst einmal etwas zu trinken und dabei den Ausblick zu genießen, schließlich hätte man einen solchen Ausblick auch nicht jeden Tag. 😉

– Warum nicht einen leckeren Saft aus Früchten zubereiten lassen? –
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Als sich die Warteschlangen vor dem nächsten Teilstück der Kabinenbahn ein wenig lichteten schlug ich vor auch diesen Abschnitt in Angriff zu nehmen. Es waren die baugleichen Kabinen wie auf der ersten Etappe, so dass ich nun darauf verzichtete Positionsratschläge zu geben.

Man muss wissen, dass vor dem Eingang jeder Kabinenbahn eine automatisierte Ticketkontrolle erfolgt. Auf diese Weise wissen die Betreiber jederzeit genau wie viele Personen sich an welcher Station oder in den Kabinen befinden. Sie unterbinden aber auch die Spazierfahrer, denn jedes Ticket erlaubt lediglich eine Fahrt hoch und eine Fahrt wieder hinunter. Gerade aus letzterem Grunde ist es keine gute Idee das Ticket vom Zuckerhut aus in den Wind zu werfen. 😉

Wir fuhren also hoch und fanden eine recht gut gefüllte Spitze des Zuckerhutes vor. Die vorhandene Fläche hier ist deutlich kleiner als auf dem Hügel in der Mitte. So ist auch nachvollziehbar, dass sich hier oben weniger Geschäfte befanden. Schon als wir die Station erreichten erblickten wir die unübersehbare lange Schlange all jener, die auf eine Fahrt wieder herunter warteten.

Andererseits galt für uns auch hier wieder, dass wir uns von der Masse nicht treiben lassen wollten. Mir selbst waren die Schlangen viel zu lang, als dass ich in ihnen meine Zeit verschwenden wollte. Stattdessen erfreute ich mich an dem Ausblick, welcher hier oben über fast die gesamte Stadt geht. So klemmte ich meine Kameras fest und ließ sie aufnehmen. Unser Blick streifte vom Strand der Copacabana hinüber zum Corcovado mit der Christusstatue bis weit über die Guanabara-Bucht.

– Blick hinüber zum Strand von Copacabana –
rio-z-33-de– Blick hinunter zum Morro de Urca –
rio-z-32-de– Rechts unten liegt der Ort Urca –
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Mal waren wir von Nebenschwaden umschlossen und mal hatten wir die freie Aussicht. Ich genoss meine Zeit, während sich die anderen im Souvenirshop umsahen und einkauften. Irgendwie taten mir die Leute in den Reisegruppen leid, denn sie hatten nicht so viel Zeit wie wir. Welchen Sinn macht es hier herauf zu fahren, nur kurz ein paar Fotos zu machen und sich dann schnellstmöglich wieder in eine Schlange stellen zu müssen, um herunter zu fahren zum wartenden Bus?

Als sich die Warteschlange auf ein erträgliches Maß verkürzt hatte stellten auch wir uns an und fuhren wieder herunter zum „Morro de Urca“, der Zwischenstation. Ich schlug vor in einem der Restaurants etwas zu essen und weiterhin den Ausblick dabei zu genießen. Immerhin wechselte das Wetter ständig und bot so in jedem Augenblick wieder neue An- und Aussichten.

Um ehrlich zu sein hatte ich auch nicht besonders viele Ideen, was ich besonders mit meinem „fußkranken Teil“ in der Truppe hätte machen können. Hier oben konnten sich zudem alle recht sicher fühlen und ziemlich frei bewegen bei einem tollen Ausblick. Da hatte ich es nicht eilig.

Wir aßen also und beobachteten die Hubschrauber, die zu Flügen abhoben, um nach ca. einer Viertelstunde wieder zurück zu kehren. Von uns wollte aber keiner abheben.

– Hier starten die Hubschrauber zum Rundflug –
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Schließlich hatte selbst ich jeden Winkel erforscht und mir auch schon ein nächstes Ziel ins Auge gefasst. Da inzwischen schon der Nachmittag etwas fortgeschritten war schlug ich vor an eine andere Stelle der Stadt zu fahren von der aus man auch einen schönen Ausblick habe. Ich wollte zum Mirante von Leblon.

Wir nahmen die nächste Gondel herunter zur Bodenstation und von da zwei Taxis, die ich instruierte an der Laguna Rodrigo de Freitas vorbei nach Leblon zu fahren. Ich mag diese Lagune sehr, denn man kann an ihr entlang laufen und hat einige Möglichkeiten die Umgebung auf sich wirken zu lassen.

Neben der Promenade von Copacabana und Ipanema ist dies die dritte beliebte Strecke an der sich abends viele Cariocas zum flanieren und joggen treffen. Vom südlichen Ufer der Lagune aus hat man einen sehr schönen Blick auf die Christusstatue, die sich unter bestimmten Bedingungen im See spiegelt.

Die beiden Taxis erreichten nahezu zeitgleich den Mirante von Leblon. Im Grunde handelt es sich um eine kleine Plattform von der aus man einen sehr schönen Blick auf den Strand von Leblon und Ipanema hat. Hier wollte ich den Sonnenuntergang abwarten.

Die Kellner der kleinen Pavillons warben gleich für ihre Angebote und ich gab einem von ihnen den Zuschlag. Im Grunde ist das Angebot aller Pavillons gleich und die Besucher verteilten sich gleichmäßig auf die noch freien Tische, so dass es keinen gravierenden Unterschied machte, wen es traf.

– Die Strände von Leblon und Ipanema (gehen ineinander über) –
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Wir hatten Glück, bekamen einen Platz direkt an der Reling mit freiem Ausblick auf den Strand und bestellten eine Kleinigkeit zu essen sowie Caipis für uns alle.

Ja, hier ließ es sich aushalten, so dass wir einigermaßen relaxt dem Treiben am Strand folgten. Nach und nach verließen auch einige Kreuzfahrtschiffe die Bucht von Guanabara und fuhren entlang der Copacabana in Richtung Süden. Wir konnten sie sehen, sobald sie die Felsenspitze, die Copacabana und Ipanema trennt passierten. Es wurde dunkel und die beleuchteten Strände leerten sich.

– So lässt es sich aushalten –rio-ipanema-3-de

Etwa einen Kilometer von uns entfernt schien aber noch einiges am Strand los zu sein. Das weckte meine Neugier und ich behielt die Sache im Auge.

Schließlich war es dann auch für uns Zeit zum Aufbruch. Ich schlug vor, dass die Ungerns ein Taxi nähmen und mit diesem direkt zum Hotel fahren würden. Ihnen wollte ich einen Spaziergang entlang von Ipanema nicht zumuten – ich mir das mit Sicherheit folgende geknöter aber auch nicht! 😉

Selbst wollte ich mir die Sache am Strand jedoch schon noch ein wenig genauer ansehen, so dass wir vier übrigen entschieden entlang der Strandpromenade bis zur Metrostation am anderen Ende des Strandes zu gehen, um dann von dort mit der Metro zurück zum Hotel zu fahren.

Der erste Kilometer verlief weitestgehend ruhig und weil die Strandtoiletten noch geöffnet hatten, wurden sie auch genutzt. Am Mirante gibt es zwar auch Toiletten, aber die waren an dem Tag „Außer Betrieb“. Ich glaube jedoch, dass sie nicht nur an dem Tag nicht funktionierten.

– Servicestation (mit Toiletten, Duschen und Life Guard) am Strand –
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Dann wurde es zunehmend dichter und lauter. Die gesamte Straße war ab einem gewissen Punkt abgesperrt und nur noch offen für die Fußgänger. Auf dem Mittelstreifen hatten sie sogar öffentliche kostenlose Toiletten installiert, was ich sehr positiv fand, obwohl uns die Sache momentan nicht mehr so drückte.

Ich schlug vor am Strand entlang zu gehen, aber der Rest der Gruppe bevorzugte den Bürgersteig entlang der Häuser. Da gab es dann zwar nicht so viel zu sehen, aber der Weg war einigermaßen frei.

Was mich nervte war ein Typ, der irgendwie immer unsere Höhe hielt und im Vorbeigehen die entgegen kommenden Frauen angrapschte. Das versprach einigen Ärger, denn nicht alle würden einfach weiter gehen, sondern ihm irgendwann eine fegen. Unwillkürlich wurde ich schneller, um ihn abzuhängen, was aber den Rest meiner Gruppe wiederum nervte.

Nun, Menschenmassen kannten wir alle irgendwie, aber ich fühlte mich verantwortlich für meine kleine Gruppe und hatte mit der Zeit das zunehmende Bedürfnis die Gruppe von hier fort zu bringen. So erreichten wir letztlich die Metrostation, ohne dass die Situation wirklich brenzlig geworden wäre. Einige Tage später war ich noch einmal dort und fühlte mich deutlich weniger getrieben. Es ist halt etwas anderes wenn man nicht nur auf sich selbst, sondern auch noch auf andere aufpassen muss, bzw. glaubt das tun zu müssen.

An der Metrostation war die Hölle los. Die Station selbst war weiträumig abgesperrt und es wimmelte nur so von Sicherheitskräften. Da wir bereits unsere Fahrkarten hatten konnten wir einen schnelleren Zugang benutzen vorbei an den Kassen. Diese Kassen waren in Containern untergebracht und bestanden lediglich aus kleinen Schlitzen, nicht größer als ein Briefkastenschlitz. Dort musste man sein Geld durchstecken und bekam dann seine Zugangskarte zurück.

Endlich erreichten wir die Zugangstreppe in der sich die Leute drängten. Das alleine wäre nicht so wild gewesen. Einige Gruppen schienen sich zudem einen Wettstreit darin zu bieten wer denn am lautesten Grölen könne. Es war wie nach einem Fußballspiel. In den Tunneln wirkte es noch einmal um ein Vielfaches lauter und beklemmender. Einige Leute rannten durch die Tunnel und erzeugten dadurch weiteres Durcheinander.

– Im Zugangstunnel der Metro –
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Es gab keine Alternative. Da mussten wir durch. An den Drehkreuzen wo die Tickets eingeschoben werden mussten standen je Drehkreuz mindestens zwei Sicherheitskräfte. Daneben war ein weiterer Durchgang wo die Sicherheitsleute die Karten einfach so entgegen nahmen und die Leute persönlich einließen. Diesen Weg nahmen wir. Dann ging es mit Rolltreppen nach unten.

Wie anders war das Bild dann da. Es wurde schlagartig ruhiger, nicht unbedingt leiser, aber doch ruhiger. Die zuvor laut rufenden Gruppen beruhigten sich angesichts des Aufgebotes an Sicherheitskräften und verschwand in den Wagen der bereitstehenden Metrozüge. Wir stiegen in einen gerade einfahrenden neuen Zug ein und setzten uns auf die noch leeren Plätze.

Innerhalb kürzester Zeit füllte sich auch unser Wagen und der Zug fuhr los. Jetzt war es aber recht ruhig im Zug, es herrschte eine nahezu familiäre Atmosphäre. Die Leute lachten und unterhielten sich. Alles war gut.

– Entspannte Fahrt mit der Metro –
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Die Station in der Nähe unseres Hotels, an der wir aussteigen wollten, war offensichtlich wieder gesperrt. Der Zug fuhr hindurch ohne zu halten. Wir stiegen an der nächsten Station aus und liefen den Weg zurück.

Die Straßen waren zu der Zeit sehr voll mit Menschen, aber es hatte nichts Bedrückendes. An dem Platz wo wir aussteigen wollten und wo der Zug durch gefahren war stand eine große Bühne. Viele Menschen tanzten davor. Die Stimmung war ausgelassen.

Wir gingen aber durch zum Hotel, wo die Ungerns bereits auf uns warteten. Sie wussten, dass wir auf dem Weg waren und hatten uns noch ein paar Bier an der Bar reserviert, bevor diese schloss. Na also, geht doch! 😉


Hier geht es weiter: Brasilien 2016 – Tag 18 – Der Bucklige


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