Nachdem die vorhergehende Nacht wegen der frühen Abreise aus Porto Alegre etwas sehr kurz ausfiel nutzten alle die Möglichkeit Schlaf nachzuholen. Es gab ein spätes Frühstück.
Die Wettervorhersagen für diesen Tag waren nicht wirklich besonders gut, so dass meine Frau und ich entschieden, an diesem Tag die große Talsperre und das vormals weltgrößte Kraftwerk Itaipú zu besichtigen. Das teilten wir das Gruppe beim Frühstück mit. Wir wollten mit dem öffentlichen Bus dorthin fahren.
Bis auf „Ungern“, die sich auf ihre Wehwehchen konzentrierte, wollte sich das keiner entgehen lassen und deshalb mitkommen um sich das anzusehen.
Zuvor hatte ich jedoch noch einige Sachen per Internet zu erledigen, was sich in unserem Hotel aber als nicht so ganz einfach herausstellte. Es ist eine leidige Parallele, dass der Zugang zum Internet schlechter wird, wenn das Hotel „besser“, richtiger wäre zu sagen „teurer“ wird. Die großen Hotels, besonders die Hotelketten bieten meistens einen (kostenlosen) Internetanschluss an, um nicht aus den Suchportalen zu fallen. Der ist dann aber meistens so grottenschlecht, dass viele Hotelgäste einen besseren Anschluss nachbuchen müssen.
Aus dem Grunde liebe ich die kleinen Pousadas, die nicht nur günstig, familiär und damit sehr landestypisch sind, sondern auch in der Regel einen tollen Internetanschluss haben. Das auch weil sie ihn selber brauchen und nutzen. Sie hoffen meistens auf Stammkundschaft und wollen die Gäste, die den Weg zu ihnen gefunden haben auch nicht verärgern. Da ist einfach mehr Nähe zu den Kunden, auch den unzufriedenen, so dass die Änderungsbereitschaft höher ist. 😉
Anders hier, wo wir mit Rücksicht auf die Wünsche der Reisegruppe, eben ein etwas teureres Hotel ausgesucht hatten. Ja, auch in diesem Haus gab es ein frei zugängliches Internet. Aber das schnellste war es nicht und morgens wie auch abends konnte man es quasi vergessen, weil man jedem Bit beim Kofferpacken und anschließender Abreise zusehen konnte. Ich musste wieder einmal abbrechen und wichtige Aufgaben verschieben, weil Familie „Ungern“ (diesmal der andere Teil) sich das meckern angewöhnt hatte, wenn er mal auf mich warten musste.
Wir trafen uns also vor dem Hotel, gingen über die breite Allee zur Bushaltestelle und nach wenigen Minuten traf auch schon der Bus Linie 120 ein. Es funktioniert mit den Bussen wie fast überall in Brasilien. Man steigt vorne ein, bezahlt bei einem Kassierer und quält sich anschließend durch das Drehkreuz. Die Dinger sind immer so eng und klein gemacht, dass auf keinen Fall zwei Personen gleichzeitig hindurch können, wobei die Mindestmaße angesetzt werden. Vollformatige Europäer haben es da meistens etwas schwerer. Aber die sollen ja auch als Touris das Taxi nehmen! 😉
Die Fahrt ging ins Zentrum der Stadt, die ich als unspektakulär bezeichnen würde. Um ehrlich zu sein, haben wir auch nicht viel aus dem Bus heraus gesehen. Linienbusse sind eben keine Sight-Seeing-Busse. Unser Bus quälte sich dann durch ein Stück Stadtverkehr mit vielen Ampeln und Staus, bevor wir letztlich die Zentrale Busstation erreichten.
Diese zentralen Busstationen sind eine tolle Sache. Zum einen zeigen sie, dass Südamerikaner – hier Brasilianer – durchaus ein hohes Maß an Disziplin und Regeltreue haben können. Zum anderen kann man mittels dieser Stationen hervorragend alle Stadtteile einer Metropole erreichen, ohne in jedem Bus eine neue Fahrkarte kaufen zu müssen. Ganz toll fand ich das in Florianópolis, wo man so für sehr kleines Geld über die gesamte Insel fahren kann.
Was die „Disziplin und Regeltreue“ angeht so beziehe ich das auf die Tatsache, dass ich bis zum heutigen Tage noch keinen Brasilianer dabei beobachtet habe, dass er versucht hätte an den offiziellen Eingängen vorbei in die Busse zu kommen. Ich bin aber auch davon überzeugt, dass die Ein- und Ausfahrten dieser Stationen sehr genau überwacht und Regelverstöße geahndet werden.
Ist man zum ersten Mal an so einem zentralen Busbahnhof, dann wirkt er zuweilen ein wenig unübersichtlich, denn man weiß ja auch meistens nicht mit welchem Bus es weiter gehen soll. Hier in Foz do Iguaçu war das aber relativ einfach zu finden, weil recht überschaubar und gut ausgeschildert.
Noch stand aber kein Bus abfahrbereit an der Haltestelle, so dass ich zu einem Kiosk hinüber ging. Ich hatte beobachtet, dass man dort Eis verkaufte und irgendwie war mir danach. Für wenige Real wechselten dann zwei leckere Softeis den Besitzer.
Das ist übrigens eine dritte tolle Eigenheit dieser zentralen Busbahnhöfe. Selbst dann wenn die ganze Stadt voll mit Touristen ist und überall abgezockt wird, dann sind die Preise an solchen Orten immer noch auf die heimische Bevölkerung ausgerichtet und somit günstig.
– Einfahrt in den Zentralen Busbahnhof –
Nach einiger Zeit – es reichte für das Eis verputzen – fuhr dann auch unser Bus ein. Wir stiegen zu und ergatterten Sitzplätze für alle. Es dauerte aber noch ca. fünf Minuten bis es los ging. Die Fahrt führte durch unterschiedliche Stadtteile. Wir sahen Märkte, befuhren Haupt- und Nebenstraßen. Nach kurzer Zeit war die Orientierung dahin.
– es geht durch Foz do Iguaçu –
Wir vertrauten dem Busfahrer, der sich gelegentlich kleinere Rennen mit anderen Bussen zu liefern schien. Zwischendurch regnete es und die Scheiben im Bus beschlugen. Nun fuhr der Bus aus dem Ort heraus und ich sah Schilder, die den Weg zur Freundschaftsbrücke wiesen.
– Es geht in die Randbezirke der Stadt –
– Nicht wirklich spektakulär –
– Breite Alleen lassen ein hohes Verkehrsaufkommen vermuten –
– Kein Kreisverkehr! –
– Beton-Art –
Der Bus nahm einen anderen Weg, es ging durch eine ländlichere Gegend, die teilweise an Gegenden in Deutschland erinnerten und nicht die üblichen Favelas anderer Städte Brasiliens widerspiegelten. Die Leute scheinen in der Gegend ein auskömmliches Gehalt zu beziehen, das Leben wird so schlecht nicht sein.
– Ein Rally-Bus –
– Braune Straßen führen auf das Land –
– Die Besiedelung nimmt ab –
– Vereinzelte Institute und Pousadas –
– Die Dichte der Stromleitungen nimmt zu –
Wir erreichten die letzte Haltestelle, direkt neben einer Kontrollstation für PKW, die einer Firmenzufahrt mit Eingangskontrolle glich. Ein Schild wies uns den Weg zum Besucherzentrum.
– Diesen Weg sind wir gekommen – Rechts die Bushaltestelle/Endstation –
– Unspektakulär verdeckt – Das Besucherzentrum –
Ich fragte meine Begleiter nach ihren Pässen, denn erst jetzt wurde mir bewusst, dass wir uns auf Grenzgebiet zubewegen würden, das zumindest deutete mir das Wort „Binational“ an, welches mir von großen Schildern entgegen leuchtete.
Die gesamte Anlage der Stauanlage und die zugehörigen Kraftwerke befinden sich auf einem Gebiet welches die Staaten Paraguay und Brasilien von ihrem Staatsgebiet abgetrennt und für den Kraftwerksbau wie eine Art „Niemandsland“ eingebracht haben. Selbstverständlich gab es keine endgültigen Gebietsabtretungen, denn eines Tages werden die Staubecken versandet sein und die Kraftwerke keine Leistung mehr erzeugen können. Dann fällt alles wieder zurück. Bis dahin wird aber noch einiges an Wasser durch die Turbinen zischen.
Nicht jeder von uns hatte seinen Pass dabei, so dass meine erste Frage am Informationsschalter war, ob denn eine Besichtigung auch ohne Pass möglich sei. Ich war erleichtert, als das bejaht wurde.
Der Herr an der Information bemerkte schnell, dass wir Deutsche waren und wechselte auf Deutsch – auch er hatte deutsche Vorfahren, wie viele andere vor ihm, die wir auf unserer Reise bereits getroffen hatten.
Wir entschlossen uns für die „Große Tour“, die ca. zwei Stunden dauern sollte und auch die Besichtigung von Damm und Turbinen einschließt. Man kann es auch kürzer haben, aber dann verlässt man den Bus nur für ein paar Fotostopps und ist nach kurzer Zeit wieder zurück. Dafür waren wir nicht über den Atlantik geflogen. Wir wollten ALLES sehen! 😉
Wir kauften unsere Tickets und einen Chip für das Schließfach, in den wir Wertsachen und Rucksäcke einschließen mussten. Dann warteten wir bis wir in den Vortragsraum eingelassen wurden. Richtiger wäre zu sagen, wir wurden in einen kleinen Vorraum gelassen, in dem in einigen Vitrinen Modelle zu den Kraftwerksanlagen gezeigt wurden. Das war so quasi der Wartesaal vor dem Kino, in das wir nun eingelassen wurden.
Nachdem alle Teilnehmer dieser Fahrt Platz genommen hatten wurde der Raum verdunkelt und ein Film zur Geschichte und den technischen Dimensionen gezeigt. Er dauerte ca. 9 Minuten – das weiß ich, weil ich ihn abgefilmt hatte. In deutschen Kinos hätte ich sicherlich ein Problem bekommen, aber ich verbreite mein Filmchen ja auch nicht weiter – versprochen! 😉
Als der kleine Film zu Ende war öffneten sich die Türen und ich dachte, dass jetzt jemand fragen würde: „Will jemand ein Eis?“ 😉
Es gab kein Eis und wir mussten uns langsam wieder von unseren Sitzen erheben und den Raum zu einer anderen Seite verlassen. Wir kamen auf einen Platz, der wirkte wie eine kleine Rodoviária, also ein Busbahnhof. Dort warteten mehrere Busse auf ihre Passagiere für die Rundfahrten.
Wir wurden unterrichtet, dass wir alles einschließen sollten, das man auch nicht in ein Flugzeug mitnehmen dürfe. Denn wir würden noch einmal kontrolliert, wobei man uns die aus Flughäfen bekannte Magnetschranke zeigte. Vorsorglich erzählten sie uns auch, dass man einen neuen Chip kaufen müsse, wenn man nach dem Verschließen der Fächer noch einmal etwas hineinlegen wolle.
Wir taten wie gesagt und stellten uns in die Schlange der Wartenden. Nach und nach wurde jeder einzeln gebeten seine Tascheninhalte auf einen kleinen Tisch zu legen und anschließend durch das Tor zu gehen. Ich hatte zwei Kameras dabei mit den zugehörigen Reserveakkus und weiterem Zubehör, das ich auf die Taschen meiner Hose und Jacke verteilt hatte. Als ich an der Reihe war kramte ich eine Tasche nach der anderen leer. Der Tisch wurde immer voller und die Leute in der Schlange entweder unruhiger oder neugieriger.
Ich fühlte mich an einen Cartoon erinnert, bei dem die Mutter hinter ihrem Sohn steht und vor ihm türmt sich, so hoch wie er selbst, ein Haufen von Dingen, die kleine Jungs halt für interessant genug halten, um sie in die Taschen zu stecken. In der Sprechblase der Mutter: „So, und jetzt die andere Tasche!“
Irgendwann hatte ich dann auch alle Taschen leer geräumt und konnte durch die Kontrolle gehen. Während ich anschließend wieder einpackte passierten fünf Personen das Tor! 😉
Wir stiegen ein. Im Bus befanden sich vielleicht so etwas über zwanzig Personen, die die gleiche Tour wie wir gebucht hatten. Jedem wurde ein Schildchen umgehängt, damit man uns im Falle eines Falles wieder finden und – ganz wichtig – von den Angestellten in der Anlage unterscheiden konnte.
Wir fuhren los und passierten mit dem Bus die Kontrollstelle, während eine Dame in englisch und portugiesisch erzählte was uns erwarten würde und wie wir uns verhalten sollten, damit alle (also auch sie selbst) ihren Spaß haben würden. Es ging durch eine parkähnliche Gegend. Einige Capivaras (Wasserschweine) kreuzten unseren Weg.
– Es geht durch die Kontrollstation am Eingang des Geländes –
– Viel Platz im Bus –
Eine Aussichtsstation nach der anderen klapperten wir ab. Für mein Gefühl hatten wir jeweils immer zu wenig Zeit, um die Fotos machen zu können, die ich machen wollte. Teilweise stellten sich auch die anderen Leute aus dem Bus immer wieder ins Bild, so dass ich froh war, wenn sie schon wieder zurück im Bus waren. Weil dann konnte ich freier fotografieren und filmen.
Es gibt einen Stopp direkt an den Schleusen an denen bei zu vollem Becken Wasser abgelassen werden kann. Das muss ein tolles Spektakel sein, wenn das Wasser da herunter rauscht. Zur unserem Besuch wäre aber nicht genug Wasser vorhanden gewesen, um es einfach zu verschwenden. Ganz im Gegenteil würde man sogar den Zufluss zu den Niagarafällen nachts und an einigen Tagen der Woche reduzieren, damit der Wasserspiegel nicht zu tief abfallen würde.
Der nächste Stopp ist an einer Art Tribüne, bei der man sich fragt wie viele Menschen sie wohl an turbulenten Tagen hier durchschleusen. Möglicherweise wurden die Tribünen auch gebaut, um abendliche Lichtshows oder entsprechende Shows vorführen zu können. Jedenfalls dauerte der Stopp auch dort nicht länger als ich brauchte für Film und Foto. Zeit zum Besuch des Kiosks hatte ich nicht.
Dann fuhr der Bus hoch auf den Damm, wo sich auf der einen Seite ein großer See ausdehnte und auf der anderen Seite ein tiefes Tal war. Alles wirkte so unnatürlich, was es letztlich auch ist. Trotzdem! Es hat seinen Reiz.
Uns wurden die Reste einer der wichtigsten Fabriken gezeigt, die zum Bau des Staudamms erforderlich waren. Es handelte sich um eine Eisfabrik. Denn beim Aushärten des Betons setzt dieser eine Menge Energie (Wärme) frei. Bei so dicken Mauern, wie sie hier gebraucht wurden wäre das im Beton enthaltene Wasser aber zu schnell verdunstet, der Beton hätte nicht bis zum Kern abgebunden und wäre schnell brüchig geworden. Deshalb mischte man den Beton mit großen Mengen Eis an, um einerseits die Temperaturen zu senken und ausreichend Wasser im Beton zu halten.
Anschließend fuhren wir wieder hinunter zu den Turbinen und gingen in den unteren Bereich der Staumauer. Durch dicke Rohre strömte das Wasser. Von außen spürte man das Vibrieren der Turbinen. Angesichts der Dimensionen wird man augenblicklich demütig und ist gespannt was es sonst noch zu entdecken gibt.
Wir gingen vorbei an elektrischen Anlagen, die uns jeweils anhand von Schaubildern erklärt wurden. Innerhalb der Anlage passierten wir eine Turbinenanlage nach der nächsten, wobei wir immer wieder an Stellen vorbei kamen in denen wir tief blicken konnten und erkennbar wurde wie hoch wir uns noch immer befanden.
An der benachbarten Turbine kamen wir wieder heraus und dackelten dann zu einem Verwaltungsgebäude, welches sich genau auf der Mitte der Anlage und somit auf der Grenze zwischen Paraguay und Brasilien befindet.
Wir wurden herum geführt. Schaubilder berichteten vom Bau der Anlage und seinen technischen Dimensionen. Man ist Stolz – mit gutem Grund! Ist schon eine außerordentliche Anlage. Sie erzeugte in Spitzenzeiten bis zu 25% des in Brasilien und über 90 Prozent des in Paraguay verbrauchten Stroms. Die Anlage läuft noch heute durchgehend auf voller Leistung, selbst wenn sich die Anteile in den Gesamtmärkten durch höheren Verbrauch und zusätzliche neue Kraftwerke inzwischen verschoben haben.
Mit einem Fahrstuhl fuhren wir nun nach unten. Zunächst hielten wir auf halber Höhe und hatten einen grandiosen Blick auf die Maschinenhalle, in der ganze Turbinen transportiert und repariert werden können. Riesige Traversen unter der Decke können enorme Lasten entlang der Halle transportieren. Während unseres Besuches wirkte alles aufgeräumt und sauber. Alle Turbinen waren bei der Arbeit und somit in den Hallen keine Aktivität.
Der Fahrstuhl brachte uns noch weiter hinunter auf den Boden der Halle. Einfach riesig. Obwohl wir uns in der Mitte der Halle befanden wirkte jedes Ende der Halle unheimlich weit entfernt. Wie würde das wohl von Ende zu Ende aussehen? Ich hatte leider keine Zeit, um das ausprobieren zu können, denn dann hätte ich einige hundert Meter laufen müssen und die gewohnte Ordnung der Führungen durcheinander gebracht.
Stattdessen konnten wir eine Turbinenwelle in Rotation beobachten. Sie wirkte angesichts der anderen Dimensionen nicht so gewaltig. Aber ich hatte noch die Bilder und Modelle vom Eingangsbereich im Kopf, so dass ich mir vorstellen konnte was für ein Monstrum sich nun unter meinen Füßen bewegte mit einer verhältnismäßig hohen Geschwindigkeit.
Es ging wieder hoch und wir konnten einen Blick in den Kontrollraum werfen. Fein säuberlich sind die jeweils zehn Turbinen auf brasilianischer und paraguayischer Seite auch an den Schaltpulten getrennt aufgezeichnet. Alles war ruhig und lief scheinbar normal. Ein Operator erheiterte die Besuchergruppe, weil er gerade im Internet surfte. Hoffen wir mal, dass er sich nicht irgendwelche Viren eingefangen hat! 😉
– Hier wird im Internet gesurft –
Das war dann der Höhepunkt der Rundfahrt. Vor dem Verwaltungsgebäude fuhr bald der Bus wieder vor, holte uns ab und brachte uns auf direktem Weg zum Besucherzentrum zurück.
Weitergehende Informationen und mehr Bilder zu „Itaipu Binacional“ habe ich in einem gesonderten Beitrag zusammengestellt, weil es diese Geschichte sprengen würde. Am Ende des Beitrags habe ich ein interessantes Video, welches zwar nicht von mir und schon ein paar Jahre älter ist, eingefügt, solange ich meine Filme noch nicht bearbeitet habe. Es scheint sich in der Zwischenzeit nicht viel getan zu haben. 😉
Inzwischen hatte es angefangen stark zu regnen, so dass wir uns in den Souvenirladen des Besucherzentrums zurück zogen, T-Shirts anprobierten und anderen Nippes untersuchten. Irgendwie fanden wir alle etwas, das unbedingt in die Koffer musste. 😉
Während unserer Tour hatten wir Glück gehabt, denn es war trocken geblieben. Nun aber goss es wie aus Eimern und schien kein Ende nehmen zu wollen. Wir warteten noch eine Weile ab. Da es aber nicht weniger wurde sprinteten wir durch den strömenden Regen zur Bushaltestelle, die wir durchnässt erreichten.
– Blick von der Bushaltestelle zur Fahrzeug-Kontrollstation im Regen –
Wir mussten nicht lange auf den Bus warten, der uns zur Zentralen Busstation zurück brachte. Dort angekommen hatte sich das Wetter wieder beruhigt. Die Wartezeit überbrückten wir wieder mit einem Eis, denn inzwischen war es wieder warm und trocken geworden.
Der Anschlussbus führte uns zurück durch die Stadt. Während der Fahrt hielt ich Ausschau nach geeigneten Restaurants, denn ich wollte in keinem Fall wieder im Restaurant des Hotels essen. Wir fuhren durch einen Stadtteil, in dem es offensichtlich mehrere Restaurants gab. Das vermerkte ich mir. Auch dass es dort einige Hotels gab entging mir nicht, denn bei einem eventuell zukünftigen Besuch würde ich eines jener Hotels ausprobieren. Kurze Wege zu Restaurants und Bars sind ja nicht unbedingt schlecht! 😉
Auf unserem Weg passierten wir auch ein großes Schild welches für eine Tanzshow warb. Das Gebäude daneben wirkte auf mich aber sehr „Touri“ und jetzt während des Tages konnte ich auch nicht sehen, ob der Laden überhaupt noch existierte. Es sah schmuddelig und irgendwie verlassen aus. Andererseits sieht in der Nacht vieles auch wieder anders aus, wenn es in das richtige Licht gesetzt wird.
Als wir das Hotel erreichten verabredeten wir uns zum Abendessen, zu dem ich noch eine Lokalität aussuchen wollte. Bei meinem letzten Besuch vor einigen Jahren waren wir in einer Churrascaria mit hervorragendem Rodizio gelandet. Etwas ähnliches wollte ich jetzt wieder aufsuchen, um mich von dem Essen des Vorabends zu erholen.
Im Hotel machte ich mich an meinen Laptop, beantwortete einige Mails und suchte. Leider taten das wohl alle anderen im Hotel zu dem Zeitpunkt auch. Bekam ich mit Mühe meine Mails noch raus, so ging im Internet fast gar nichts mehr.
Nachdem der verabredete Zeitpunkt inzwischen verstrichen war und ich noch immer Schwierigkeiten mit dem Internet hatte schickte ich schon Mal meine Frau vor. Sie solle informieren, dass ich noch suchen würde und es eben etwas schwieriger sei, wegen der schlechten Verbindung. Ich versuchte und versuchte, gab dann aber auf. Ich wollte die Rezeption fragen wo man den hingehen könne.
Als ich herunter kam war meine Frau vollkommen aufgelöst. Die „Ungerns“ hätten sie zur Sau gemacht und herum gebrüllt weil ich nicht pünktlich herunter gekommen sei. Sie würden jetzt im Restaurant des Hotels essen.
Im ersten Augenblick wollte ich ihnen die Leviten lesen. Dann aber dachte ich mir, dass sie mit dem Essen des Hotels schon genug bestraft seien und ging zur Rezeption, um ein besseres Restaurant für uns auszusuchen.
Wir telefonierten, aber irgendwie war an dem Abend der Wurm drin, denn die Restaurants, welche mir gefielen und die wir anriefen gingen nicht an den Apparat. Letztlich fragte ich ob denn diese Tanzshow, welche ich für einen Touriladen hielt, noch geöffnet habe und ob man da einigermaßen gut essen könne. „Ja, natürlich und das Essen soll auch ganz prima sein!“
Also warum weiter suchen? Wir verbliebenen zwei Paare wollten es versuchen und gingen zur Bushaltestelle, denn das Lokal lag schließlich auf dem Weg. Weil sich aber kein Bus sehen ließ – er fährt abends offensichtlich nicht mehr so häufig – nahmen wir ein Taxi. Nach relativ kurzer Fahrt waren wir da.
Am Empfang des Restaurants erklärten wir, dass wir nicht reserviert hätten, aber noch gerne essen möchten. Jetzt im Dunkeln, gut ausgeleuchtet und mit Blick nach innen machte das Etablissement einen deutlich besseren Eindruck als während unserer Rückfahrt im Bus.
Eine junge Dame bat uns einen Augenblick zu warten und verschwand. Während wir also warteten beobachtete ich, dass der Taxifahrer im Eingangsbereich versuchte Kontakt zu einem der Türsteher zu bekommen. Mit unserer Fuhre hatte er sich wohl eine Provision verdient, die er sich nicht entgehen lassen wollte. 😉
Inzwischen kamen auch andere Kellner auf uns zu und versuchten uns zu ihren Tischen in einem leereren Bereich des Restaurants zu locken. Man könne von dort die Show auch sehr gut sehen. Als sie uns fast überzeugt hatten kam die junge Dame zurück und sagte uns, dass sie einen Tisch für uns habe. Wir folgten ihr und was soll ich sagen? Es war der erste Tisch direkt vor der Bühne, den man offensichtlich bis zur letzten Minute für „Besondere Gäste“ freigehalten hatte. Die „Besonderen Gäste“ waren jetzt eingetroffen! 😉
Es war ein Tisch mit Platz für sechs Personen an dem wir uns nun, weil sich die beiden Anderen ausgekoppelt hatten, schön breit machen konnten. Das fing schon Mal gut an.
Wir waren, im Vergleich zu den anderen Besuchern spät dran und es war offensichtlich, dass die meisten Leute Reisegruppen waren. Ganze Tischreihen waren mit Asiaten belegt und auch das andere Publikum war – was soll ich sagen? „Touri?“ Egal! Wir waren mittendrin und die Show begann.
Um nicht zu viel von der Show zu verpassen machten wir uns unverzüglich auf zum Buffet, das sehr umfangreich und sehr lecker angerichtet war. Obwohl fast alle im Saale sich schon bedient hatten waren die Schüsseln noch immer voll, wurden weiterhin ausgetauscht und am großen Grill lagen noch immer viele Spieße auf. Wir brauchten nirgends warten oder uns in eine Schlange einreihen. Auch nicht schlecht! 😉
So saßen wir dann am Tisch mit leckerem Essen, jeweils einer Caipi, einem Kübel Bier und konnten aus der ersten Reihe die Show genießen. Welch ein Unterschied zum Vorabend! Ja irgendwie war ich auch froh, dass wir nun nur zu viert hier waren.
Unterschiedliche Gruppen trugen die typische Folklore aus ihrer jeweiligen Region vor. Es begann mit mexikanischem Mariachi, ging über kolumbianische Salsa, entlang der Anden über Ecuador, Peru, Bolivien und Chile bis hinunter nach Argentinien mit ihrem Tango. Über die Musik der Gauchos, welche Argentinien und Brasilien verbindet ging es dann wieder musikalisch in Brasilien hoch über den Samba bis zur Capoeira im brasilianischen Nordosten.
– El Mariachi canta –
– Tanzgruppen –
– Lieber fünf Flaschen auf dem Kopf als eine im Bett 😉 – – Tango –
Dazu gab es nicht nur Tänze, sondern auch musikalische Vorführungen von Zungenpfeifen, Panflöte, Harfe, dem rhythmischen Rotieren der Gauchokugeln und selbstverständlich dem Kampf der Capoeira. Alles zusammen dauerte rund zwei Stunden und wurde von Leuten aufgeführt, die ihre Kunst beherrschten.
– Ein Meister seines Instruments –
– Der Gaucho lässt die Kugeln fliegen –
Im Eintrittspreis waren Essen und die Show eingeschlossen, nur die Getränke wurden getrennt abgerechnet. Wir hielten die Preise für angemessen. Dabei half uns auch der außerordentlich günstige Wechselkurs, den wir während unserer Reise genießen durften.
Kaum war die Show beendet, da leerte sich der Saal schlagartig. Wir mussten dem Herdentrieb nicht folgen, blieben noch ein wenig sitzen und freuten uns über das Glück welches wir doch erwischt hatten.
Als auch wir abgerechnet hatten und uns gerade auf den Rückweg machen wollten wurden wir eingeladen die Mitternachtsshow in einem anderen Raum auch noch zu verfolgen. Es würde keinen zusätzlichen Eintritt kosten, man würde sich lediglich freuen, wenn wir noch ein wenig blieben und etwas trinken würden. Wir willigten ein.
Die Show begann just als wir im Raum waren. Die Bühne war etwas kleiner, dafür schien aber die Show umfangreicher als zuvor zu sein. Zwar traten auch jene Gruppen auf, die wir schon gesehen hatten. Aber es gab auch Gruppen, die zuvor noch nicht aufgetreten waren.
Das sahen wir uns eine kleine Weile an, entschlossen uns dann aber doch vor Ende der Show zur Rückfahrt zum Hotel. Erstens war es in dem Raum sehr kalt und zweitens hatten wir uns für den kommenden Tag viel vorgenommen. Da wollten wir nicht wie schlafwandelnde Zombies durch die Gegend schleichen, sondern etwas erleben.
Alles in allem hatten wir einen gelungenen Tag verbracht und waren jetzt auch müde.
Hier geht es weiter: Brasilien 2016 – Tag 14 – Paddelnd am Teufelsschlund
Ich hoffe, dass die Geschichte bisher gefallen hat. Falls ja, warum nicht die eigenen Freunde darauf aufmerksam machen? Damit sie nicht suchen müssen, schicke ihnen diesen Link, der auch zurück zur Übersicht führt: Freundschaftsreise nach Brasilien 2016
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