Heute mussten wir wieder früh aus den Federn, denn wir hatten bereits gestern für den heutigen frühen Morgen einen Wagen bestellt, der uns nach Argentinien zum Nationalpark Iguazú bringen und abends von dort wieder abholen sollte.
Wir trafen uns im Restaurant welches heute noch einmal kühler wirkte als schon vorher. „Ungerns“ hatten sich abgetrennt zu einem separaten Frühstück. Inzwischen hatten sie scheinbar auch von unserem Besuch in der Tanzshow erfahren und waren offensichtlich sauer, dass sie nicht gefragt wurden. Aber wer meint meine Frau wegen einer Lappalie zur Schnecke machen zu müssen wird eben nicht mehr umworben! 😉
Das sagte ich den Beiden auch nach dem Frühstück. Wenn sie schon wie selbstverständlich meine Vorleistungen und Bereitwilligkeit ohne Gegenleistung in Anspruch nehmen wollten, dann wäre doch das Mindeste was man erwarten könne, dass sie sich benehmen würden. Ich würde weitere Unverschämtheiten auch nicht mehr durchgehen lassen. Sie seien schließlich erwachsen genug, um zu wissen wie man sich zu benehmen habe.
Dann ging ich zur Rezeption, wo wir gestern den Wagen für sechs Personen bestellt und bereits bezahlt hatten. Von dort wurde ich weiter geleitet zu einem Tisch an dem weitere touristische Angebote in der Region Foz do Iguaçu präsentiert wurden.
Die Dame am Tisch erwartete uns bereits und erklärte mir, dass man den Eintrittspreis für den argentinischen Park in argentinischer Währung bezahlen müsse, Kreditkarten nicht akzeptiert würden und auch ansonsten am Park selbst keine Möglichkeit zum Geldwechsel bestehen würde. Im Park allerdings könne man dann aber wieder in den Geschäften, etc. in allen möglichen Währungen und auch mit Kreditkarten zahlen.
Das war scheinbar eine Folge der Politik der vorherigen Präsidentin Kirchner, um die Devisen besser kontrollieren zu können. Erinnerte mich ein wenig an die Zeiten mit der DDR.
Die Dame im Hotel bot mir an das Geld für uns vorab zu tauschen. Ich war mir nicht so recht sicher, ob jetzt wieder ein paar einfältige Touristen über den Tisch gezogen werden sollten und entschuldigte mich, denn ich müsse die Sache zunächst mit den anderen besprechen. Zunächst ging ich zu dem Paar mit welchen wir gestern in der Show waren. Ich rechnete die Wechselkurse durch und fand eine Abweichung von ca. 3% zum offiziellen Wechselkurs. Das fand ich verschmerzbar.
Anschließend ging ich zurück zum Restaurant wo die „Ungerns“ noch auf ihrem Frühstück kauten. Auch ihnen teilte ich mit, dass das Geld für den Parkeintritt besser schon jetzt getauscht werden sollte, weil am Park selbst womöglich keine Gelegenheit zum Tausch mehr gegeben sei.
Sie antworteten mir, dass sie sich entschlossen hätten nicht mitzufahren, worauf ich antwortete: „OK, ich wünsche Euch dann noch einen schönen Tag!“ Dann machte ich auf der Hacke kehrt bevor mir vielleicht auch noch irgendeine Art von Erleichterung anzusehen wäre! 😉
Gut, das war jetzt nicht die beste „Reiseleiterschule“ und warum fährt man nach Foz do Iguaçu, wenn nicht wegen der Wasserfälle? Aber nachdem sie mir in den letzten Wochen zunehmend auf den Zeiger gegangen waren, gestern meine Frau zur Schnecke gemacht hatten und ohnehin nicht den geringsten Ansatz zeigten sich mal selbst irgendwie positiv einzubringen, war ich doch einigermaßen erleichtert heute einen unbelasteten Tag verbringen zu können.
Im Foyer angekommen wartete bereits unsere Fahrerin auf uns. Ich wollte auch keine Zeit verlieren. Also zeigte ich nach draußen und wir gingen zum Fahrzeug. Es war aber nicht so groß, wie ich es mir vorgestellt hatte. Es hieß, dass es Platz für sechs Passagiere habe.
Zwei dieser Plätze wären jedoch rückwärts im hinteren Bereich des Fahrzeugs gewesen und hätten eher für Kinder, als für Erwachsene getaugt. So war ich noch einmal mehr froh, dass wir nun zwei Personen weniger waren. Das hätte sicherlich ein elendes Theater gegeben! 😉
Unsere Fahrgelegenheit, so würde man das wohl in Deutschland nennen, wirkte ein bisschen „privat“ und machte nicht den Anschein eines professionellen Anbieters. Weil ich die Strecke aber kannte und das Angebot auch aus den Räumen des Hotels kam ließ ich mich darauf ein.
Der Weg zur Grenze war kurz und obwohl die ganze Sache ein wenig amateurhaft wirkte schien die Dame mit den Grenzern ein gutes Verhältnis zu pflegen. Sie sammelte unsere Pässe ein und ging in das Zollgebäude. Wir konnten im Wagen bleiben.
Auf beiden Seiten der Grenze (also auf brasilianischer und argentinischer Seite) ging es jedes Mal sehr zügig. Mit den entsprechenden Stempeln im Pass fuhren wir weiter. Es scheint so eine Art kleinen Grenzverkehr für diese „Dienste“ zu geben nach dem Motto, „Wenn Du garantierst, dass Du die Leute am selben Tag wieder zurück bringst, dann geht alles ganz einfach! …“ Für uns war das in jedem Falle so und das Geld, welches wir für den Transfer eingesetzt hatten, hatte sich bereits jetzt bezahlt gemacht.
Es ging weiter entlang einer relativ schwach befahrenen Straße durch einen tropischen Wald beiderseits der Straße. Es gab nicht viel zu sehen, aber die Fahrt war dennoch kurzweilig und schnell vorüber. Das erste was wir passierten war eine Art Portal, an dem Fahrzeuge, die den ganzen Tag geparkt werden sollten ihre Gebühren entrichten mussten. Wir sollten nur abgeladen werden und unsere Fahrerin würde für den Tag wieder nach Brasilien zurückfahren, um uns abends wieder vom Park abzuholen, so dass sie nichts bezahlen musste. Sie war da auch offensichtlich bekannt, denn wir wurden einfach durch gewunken.
Am Parkeingang stiegen wir aus und vereinbarten uns wieder hier zu treffen, spätestens eine Viertelstunde nach dem Schließen des Parks, also um ca. 18:15 Uhr. Gemessen an der Größe des Parks blieb uns also nicht viel Zeit. Aber wir waren relativ früh dran und wollten einiges sehen.
Zunächst überprüfte ich die Aussagen wegen des Eintrittsgeldes an der Kasse. Ja, tatsächlich! Es konnte ausschließlich mit argentinischen Pesos bezahlt werden und der Betrag, den wir im Hotel getauscht hatten, stimmte exakt mit dem geforderten Betrag überein. Das einzige was sie uns im Hotel verschwiegen hatten war, dass vor den Kassen auch ein Geldautomat stand, an dem wir auch argentinische Pesos hätten ziehen können. Aber es war nur ein einziger Automat und falls der leer oder defekt gewesen wäre hätten wir auf dem Schlauch gestanden. So gesehen waren die 3% Aufschlag auf den offiziellen Wechselkurs auch gut investiert gewesen.
Wir gingen zur Eingangskontrolle und wurden mit einem freundlichen „Herzlich Willkommen!“ auf Deutsch begrüßt. Tatsächlich stand auf unserem Ticket, dass wir „Alemanes“ seien. Das hatte ich beim Ticketkauf so angegeben, oder sah man es mir an? 😮 In jedem Falle trug auch diese freundliche Begrüßung dazu bei, dass die ohnehin schon vorhandene gute Laune zulegte.
Der Andrang an unserem Besuchstag war moderat. Entweder waren die meisten noch bei der Anreise oder wir konnten uns auf wenig Gedränge bei den Attraktionen freuen. So schlenderten wir zunächst durch den Bereich hinter dem Eingang. Dort befinden sich einige Geschäfte und das Besucherzentrum, welches wir als erstes aufsuchten.
Ich wusste, dass es dort eine kleine Ausstellung gibt anhand derer die Besonderheiten des Parks erklärt werden. Dort gibt es auch Informationsmaterial zum Park in deutscher Sprache, was besonders interessant für jene in unserer Gruppe war, die des Spanischen oder Englischen nicht so ganz mächtig waren. Außerdem hat so ein Besucherzentrum auch immer eine Toilette. 😉
– Wie sich die Zeiten ändern (ursprünglich) –
– Wie sich die Zeiten ändern (zwischenzeitlich durch Kolonisten) –
– Wie sich die Zeiten ändern (heute) –
Nachdem wir uns einen Überblick verschafft hatten sahen wir uns noch einige Geschäfte auf dem Vorplatz an. Neben dem üblichen Plunder an Souvenirs erinnerte ich mich an einen Laden, in dem ich vor Jahren ein tolles Jeanshemd mit aufgesticktem Emblem zum Nationalpark Iguazú gekauft hatte. Das Hemd hatte eine gute Qualität und ich habe es noch heute. Allerdings hatte ich den Eindruck, dass es um den Hals und um den Bauch in den letzten Jahren ein wenig eingelaufen wäre. 😉 Deshalb wollte ich mich nach einem Ersatz umsehen.
Aber schade – ein solches Hemd war nicht mehr im Verkauf! 🙁 So schlenderten wir langsam hinunter zum Bahnhof, denn durch den Park führt eine Schmalspurbahn. Als ich mit meiner Frau den Park vor Jahren besucht hatte waren die Stege zum „Teufelsschlund“ gerade unterspült gewesen, deshalb gesperrt und wir mussten auf diese Attraktion verzichten. Umso mehr wollten wir das heute nachholen. Der „Teufelsschlund“ liegt genau am anderen Ende des Parks, so dass wir mit dem Zug dorthin fahren und von dort beginnend den Park besichtigen wollten.
Während wir noch auf die Bereitstellung eines Zuges warteten füllte sich der Bahnhof zunehmend. Scheinbar war das auch die Zeit in der die Busse mit weiteren Besuchern eintrafen. Es wurde langsam voll.
Letztlich fuhr dann auch unser Zug ein und wir suchten uns ein Abteil aus, in dem wir uns breit machen wollten. Daraus wurde aber nichts, denn inzwischen waren schon so viele Besucher im Bahnhof angekommen, dass die Ranger des Parks auch jede Lücke im Zug auffüllten.
Voll besetzt ging es los. Der Zug fuhr in großem Bogen los, entlang einiger Versorgungsstraßen, um dann wieder in das bewaldete Gebiet des Nationalparks ein zu tauchen. Dann fuhr er ein, in den Bahnhof „Cataratas“. Zu dem hätten wir auch bequem zu Fuß gehen können, denn er ist nicht weit vom Besucherzentrum entfernt. Aber so eine Fahrt mit einer Bahn hat eben seinen eigenen Reiz.
– Fahrt mit der Schmalspurbahn –
Außerdem war die Bahnstation „Cataratas“ nicht unser Zielbahnhof. Wir wollten schließlich weiter zum Bahnhof „Garganta del Diabolo“ zum „Teufelsschlund“ und dachten, dass wir einfach im Zug sitzen bleiben könnten, um dann zum Ziel durchfahren zu können.
Aber die „Fernverbindungen“ mit „Kurswagen“ gab es auch in diesem Park nicht mehr. Wir wurden aufgefordert den Zug zu verlassen, auf die Einfahrt des nächsten Zuges zu warten und uns in die Schlange der bereits Wartenden einzureihen. Gefühlt standen wir ziemlich weit hinten und ich hatte Bedenken, dass wir überhaupt mit dem nächsten Zug würden mitfahren können.
Der Zug mit welchem wir gekommen waren verließ den Bahnhof nahezu leer und fuhr zurück zum Besucherzentrum, bzw. dem Hauptbahnhof. Kurz danach lief von der anderen Seite kommend unser Zug in Richtung „Garganta del Diabolo“ ein.
– Zug am Bahnhof „Cataratas“ –
Als er zum Stehen gekommen war rückte die wartende Schlange nach und nach auf und die Leute stiegen in den Zug ein. Das ging relativ schnell und ich war erstaunt, dass sogar noch zwei komplette Waggons leer waren, als wir endlich dran waren. Wir machten es uns wieder bequem und ich suchte eine geeignete Position, um während der Fahrt filmen zu können. Als der Zug los fuhr waren noch nicht alle Plätze besetzt.
– Ein leerer Zug wartet auf Freie Fahrt –
Gegenüber Bussen haben solche Bahnen eine enorme Transportkapazität. Macht auch wirklich mehr Spaß mit einer Bimmelbahn durch den Wald zu fahren als mit einem Doppeldeckerbus, wie auf der brasilianischen Seite.
Klassisch mit einem Pfiff des Bahnsteigschaffners heulte der Dieselmotor der Lokomotive auf und brachte den Zug in Bewegung. Langsam fuhr er wieder in die Richtung aus der er gekommen war. Dabei achtete das Bahnhofspersonal darauf, dass alle Fahrgäste ihre Füße innerhalb des Zuges behielten. Vom Blumenpflücken während der Fahrt wurde auch abgeraten! 😉
Wir fuhren entlang des Waldrandes. Auf der linken Seite verlief ein Seitenarm des Gewässers welches später irgendwo die Klippen hinunter stürzen wird. Auf der rechten Seite war der Dschungel, der den einen oder anderen Einblick erlaubte und aus dem auch an einigen Stellen weiteres Wasser zu strömte.
Die Fahrt war angenehm und dann doch relativ schnell vorüber. Wir hatten die Endstation „Garganta del Diabolo“ erreicht. Irgendwie unspektakulär schön war diese Haltestelle, gar nicht wie ein Bahnhof, so wie die beiden Stationen zuvor – zwar mit überdachtem Bahnsteig, aber mehr wie das Ende der Gleise im Irgendwo vom Nirgendwo – rundherum alles grün.
Sehr gut gefiel mir, dass auch der „Bahnhofsplatz“ wie eine Dschungelstation hergerichtet war. Es gab ein Gebäude mit einem kleinen Getränke- und Speisenverkauf, sowie einen Stand, an dem Ausflüge verkauft wurden. Dazwischen befand sich der Zugang zum „Garganta del Diabolo“. Ansonsten war es einem Camp mitten im Wald nachempfunden – sehr schön!
– Hier geht’s zum „Teufelsschlund“ –
Neugierig und befürchtend, dass der Besucherstrom nur noch zunehmen könnte suchten wir zunächst den Zugang zum „Teufelsschlund“. Dieser war in Eingang und Ausgang aufgeteilt. Wenn es schon erforderlich war Zugang und Ausgang zu trennen, dann sprach das für große Besucherströme zu bestimmten Zeiten. Aber noch war es relativ ruhig und der erste Ansturm aus unserem Zug war bereits in Richtung Schlund verschwunden.
So durchschritten auch wir den Eingang und befanden uns auf einer Brücke, die über einen ca. hundert Meter breiten Fluss zu führen schien. Tatsächlich befanden wir uns auf dem ersten Teilstück eines ca. einen Kilometer langen Stegs, welcher eine Reihe von kleineren länglichen Inseln verband und dessen Ende direkt über der Absturzkante des „Teufelsschlunds“ war.
– Es geht hinaus auf das Wasser –
– Nur ein kleiner Seitenarm des Flusses –
Wir schlenderten langsam über den Steg und beobachteten eine Vielzahl von Schmetterlingen, die ohne Scheu auf den Besuchern des Parks eine Landestelle suchten. Sie präsentierten sich wie kleine Diven, die genau wussten, dass sie dann von irgendeinem Foto- oder Filmapparat eingefangen würden. Bei der Vielzahl von Schmetterlingen und der Artenvielfalt konnte ich mir sehr gut vorstellen, dass es den ersten Entdeckern viel Spaß gemacht haben muss mit großen Netzen nach ihnen zu jagen.
– Jeder Landeplatz zählt –
– Netter Handtaschenschmuck –
Der Steg führte zur ersten Insel, wo gleich vor Schlangen und anderem Getier gewarnt wurde. Scheinbar gibt es noch immer Leute, die es spannend finden vom Steg herunter zu springen, um sich dann durch das Gehölz der Insel zu wurschteln. Uns war nicht danach, denn bereits vom Steg aus hatten wir eine tolle Aussicht auf das mangrovenähnliche Unterholz der Insel.
– Der Yacaré ist das Krokodil des Iguazú –
Obwohl die Wasserfälle nah waren spürten wir von ihnen nichts. Ich fühlte mich eher an den Amazonas erinnert, wegen des breiten Flussbetts, eingerahmt von dichtem Grün durch welches sich eine rotgelbliche Brühe bewegte. Fische oder andere Lebewesen im Wasser konnten wir nicht erkennen. Anders einige Vögel, die doch tatsächlich im Wasser suchten und fanden.
Der Steg war lang und es ging über mehrere Inseln. Als ich mich schon daran gewöhnt hatte und noch einige Kilometer so hätte weiter laufen können wurde es wieder lebendiger. Wir passierten einige alte Stege, die irgendwie isoliert im Fluss zu stehen schienen und davon zeugten, dass sich dieses Gewässer durchaus nicht immer so friedlich dahin bewegt. Sie sind einerseits Erinnerung aber auch Ermahnung und unwillkürlich überprüft der Blick die Stabilität des eigenen Stegs. Er sah neu und solide aus.
– Kein sicherer Weg mehr –
– Alte Stege –
Es wurde dann auch zunehmend lauter. Unser Steg führte auf eine Stelle zu, in der der Fluss ein Loch zu haben schien. Aus ihm stiegen von Zeit zu Zeit Dunstfontänen auf. Direkt daneben drängten sich Menschen auf jenem Steg den wir gerade gingen. Aber noch immer waren wir rund zweihundert Meter von der Stelle entfernt und konnten das Ausmaß dieses Lochs im Fluss nicht ermessen. Stattdessen wurde der Blick frei auf die gesamte Breite des Flusses, der auf uns zu strömte.
– Ein breites Gewässer –
– Ein Loch im Fluss –
Irgendwie unwirklich ist die Szenerie; von vorn strömte das Wasser auf uns zu unter unseren Steg und wir wussten, dass alles davon hinter uns an irgendeiner Klippe in die Tiefe stürzen wird. Der Steg war fast durchgehend mit Metallgitterrosten ausgelegt, so dass wir in alle Richtungen weitestgehend ungestört blicken konnten. Gut dass der Steg einen ordentlichen Eindruck machte, denn sonst hätten wir nicht so sorglos über dieses Gewässer laufen können.
War aus einiger Entfernung nur das „Loch im Wasser“ zu erahnen, so überwältigte der Blick sobald man direkt davor stand. Tatsächlich strömte das Wasser von drei Seiten in ungeheuren Mengen in diesen „Teufelsschlund“ und erzeugte dabei einen höllischen Lärm. Kein Zweifel, was da mitgerissen wird braucht man unten nicht mehr zu suchen. Deshalb erstaunte es, dass die Plattform, wie man das oft in Südamerika beobachten kann, nur mit einem einfachen Geländer abgesichert war.
– Hier geht es nur noch abwärts –
– Tosendes Wasser und zurückschlagende Gischt –
Direkt am „Teufelsschlund“ gab es einige Stellen an denen das Wasser direkt unter dem Steg in die Tiefe stürzte. So erhielten wir einen tiefen Blick in den „Teufelsschlund“, dessen Boden aber wegen der immer wieder hochschießenden Gischt nicht erkennbar war. An einigen Ecken der hier breiteren Plattform drängten sich die Menschen. Die professionellen Fotografen konkurrieren mit den Selfies der Besucher und Sicherheitspersonal regelte den Zulauf, der aber derzeit moderat war.
Wir machten Scherze, zum Beispiel über die Frage ob man sich so ein Ungetüm nicht in den eigenen Garten montieren sollte. Aber alleine die Stromrechnung, um diese gewaltigen Wassermassen in Bewegung zu halten würde vermutlich pro Minute das überschreiten, was jeder von uns pro Jahr abrechnet. Auch die erforderliche Fläche stünde wohl kaum in einer durchschnittlichen Siedlung zur Verfügung, obwohl der „Teufelsschlund“ nicht gerade so groß wirkte angesichts der Breite des Flusses und der großartigen Landschaft in welcher er den Mittelpunkt bildete.
Würde man ihn sich als Kreis vorstellen, dann hätte er vermutlich einen Durchmesser von 100 bis 150 Metern. Der Bereich in dem wir standen war jedoch enger und hatte vielleicht einen Durchmesser von rund 30 bis 50 Metern, wobei es den Eindruck machte, dass genau an dieser Stelle aus drei Richtungen das meiste Wasser herab stürzen würde.
Wir ließen keinen Blickwinkel aus und nutzten die Gelegenheit uns relativ frei bewegen zu können. Zwar mussten wir gelegentlich warten bis alle Selfies der anderen Besucher geschossen waren, um bis an das Geländer vor dringen zu können, aber wir kamen überall dran.
Eigentlich könnte man an einer solchen Stelle den ganzen Tag verbringen, obwohl die anschließende Nacht dann von einem starken Tinitus überlagert sein dürfte. Aber unsere Zeit war begrenzt und der Park hatte noch mehr zu bieten als den „Teufelsschlund“, wenngleich der durchaus als ein Höhepunkt betrachtet werden kann.
Auf dem Rückweg fielen uns verschiedene Tiere auf. Von großen Spinnen, die sich unter den Stegen ihre Reviere aufteilten bis hin zu Kormoranen, Bibern und anderen Tieren, die durch das Wasser schwammen. Die über uns kreisenden Vögel erinnerten ein wenig an Jurassik-Park vor dem tollen Hintergrund.
Mit dem Bild im Kopf erreichten wir den letzten Teil des Stegs. Am gegenüberliegenden Ufer war ein Schlauchboot angebunden. Die ganze Szenerie wirkte wieder wie ein Dschungelcamp auf mich, weckte ein wenig die Abenteuerlust und ich freute mich über diesen Tag, der auch vom Wetter her gut war. Teilweise sonnig, aber nicht zu heiß ließ es sich sehr gut aushalten.
Am Ende des Stegs angekommen ging ich zu der Stelle, an der das Schlauchboot angebunden war. Es war ein Verkaufsbereich, der wie eine Strandbar wirkte. Am Tresen wurden die unterschiedlichen „Abenteuer“ des Parks angeboten und verkauft. So konnte man hier auch jene Schlauchbootfahrten buchen mit denen in die Wasserfälle hinein gefahren wird.
Dazu hatte ich aber keine Lust. Mich interessierte eher das was man mit dem Schlauchboot da am Flussufer vor hatte. Das war nichts Spektakuläres, denn mit ihm konnte man eine kleine Strecke auf dem Wasser hinab treiben und kurz vor der anderen Bahnhofsstation „Cataratas“ wieder aussteigen. Es war also eine Alternative zum Zug, die allerdings extra bezahlt werden musste.
Ich fand die Sache aber dennoch interessant und fragte in meiner Gruppe ob noch jemand mitkommen wollte. Das war nicht der Fall, so dass ich für mich alleine reservierte. Bezahlen wollte ich mit meiner Kreditkarte. Die funktionierte aber nicht und ich wurde gefragt, ob ich noch eine andere Karte hätte.
In solchen Situationen ziehe ich aber nicht gleich die nächste Karte, denn dieses erste Gerät könnte manipuliert sein und warum sollte ich noch eine weitere Karte riskieren? Also zahlte ich bar zu einem relativ ungünstigen Wechselkurs mit brasilianischen Real. Was soll’s? Wie oft ist man schon an den Wasserfällen und welchen Unterschied macht es jetzt zwei Euro mehr oder weniger zu bezahlen?
Bis zur Abfahrt hätte ich aber noch ungefähr eine halbe Stunde Zeit versicherte man mir. Die wollte ich zusammen mit den anderen für einen kleinen Imbiss nutzen. Außerdem ging es darum mein Gepäck umzuverteilen. Denn ich wollte nur die Kameras mit an Bord nehmen – die eine wasserdicht, die andere nicht! 😮
In dem kleinen Kiosk boten sie belegte Baguettes an, die man individuell belegen lassen konnte. Eine nette Idee, aber bei dem Andrang nicht unbedingt optimal, denn es bildeten sich lange Schlangen. Da hätte ich gerne aus einer kleinen Auswahl mir das Baguette genommen, welches meinen Wünschen möglichst nahe gekommen wäre.
So hatte ich ausreichend Zeit mich in dem Laden umzusehen und stellte fest, dass es auch Bier im Kühler gab. Eine Biersorte aus dem Sauerland in Flaschen und eine andere aus Norddeutschland in Dosen! 😉 Wie klein die Welt doch inzwischen geworden ist. Und auch nicht zu vergessen, wir befanden uns in Argentinien, einem Land in dem es in den letzten Jahren außerordentlich schwierig war überhaupt zu importieren wegen der fehlenden Devisen. Dass dort nicht die heimischen Marken die Szene beherrschten erstaunte mich schon.
Wir hatte noch etwas Zeit unsere Einkäufe unter einem Schirm zu vertilgen bevor es für mich losgehen würde. Alle anderen Tische waren auch belegt – klar war schließlich Mittagszeit.
Dann kam auch der Ticketverkäufer von der Ablegestation und signalisierte mir, dass es losgehen würde. Der Rest meiner Gruppe wollte meine Abfahrt mit dem Schlauchboot abwarten und dann den nächsten Zug zum „Cataratas“-Bahnhof nehmen. So gab ich ihnen meinen Rucksack mit dem weiteren Gepäck und ging hinüber.
Es waren bereits zehn weitere Leute am Ableger als ich dort ankam. Einige hatten sich schon die Schwimmwesten umgelegt. Nach meinem Empfinden waren sie zwar noch tauglich, wären aber auf Kreuzfahrtschiffen oder in Deutschland längst entsorgt worden. Egal, ich kann schwimmen und das Wasser war nicht sehr kalt. Bei der Strömung wäre das größere Problem auch nicht über Wasser zu bleiben, sondern nicht zu den Klippen gezogen zu werden. Ich schätzte, dass man im Falle eines Unfalls an der Stelle wo wir den Klippen am nächsten kommen würden ca. 10 bis 15 Minuten Zeit hätte bis es nach unten ginge.
Nach und nach stiegen wir in das Schlauchboot bis es mit 12 Personen (inklusive Ruderer) voll belegt war. Dann ging es los. Der Ruderer saß ein wenig erhöht in der Mitte des Schlauchbootes und hatte offensichtlich wenig Mühe das Boot auch gegen die Strömung auf Kurs zu bringen. Das fand ich schon mal beruhigend.
Sobald wir die Mitte des Seitenarms vom Fluss erreicht hatten ließ er das Boot treiben und korrigierte nur dann wenn das Boot begann sich zu drehen. Wir fuhren unter dem Steg durch welchen wir zuvor gewandert waren. Oben standen meine Begleiter und winkten zu einem letzten Gruß: „War ganz nett mit Dir! Schade, dass Du uns so tragisch verlassen willst!“ Na ja, wer sich ein kleines Abenteuer erlauben will muss auch gelegentlich den Spott ertragen können. 😉
Inzwischen hatte ich meine Kameras in Position gebracht. Die wasserdichte Kamera hatte ich auf Daueraufnahme gestellt und an die Schwimmweste geklemmt. Die andere Kamera zierte meinen Selfiestick.
Wir trieben dahin mit einer Geschwindigkeit, die ich durchaus erstaunlich empfand. Zwar war es ruhig auf dem Boot und auch sehr entspannend und angenehm, aber es ging auch zügig voran. Unser Boatcaptain hielt nicht nur das Boot in der Mitte des Wassers, sondern gab auch noch einiges Wissenswertes zum Besten und beantwortete Fragen.
Schließlich endete auch die Insel welche unseren Nebenarm bisher vom Hauptfluss abgetrennt hatte. Wieder beeindruckte mich die enorme Breite des Gewässers. Ich konnte den Steg zum „Teufelsschlund“ sehen und die dort immer wieder aufsteigende Gischt.
Der Boatcaptain holte seine Paddel ein und ließ das Boot treiben. Obwohl es sich drehte und irgendwie unkontrolliert dahintrieb zog er es vor weitere Vorträge zu halten. Es zog uns in die Mitte des Flusses, hin zu den Fällen. Das aber beunruhigte ihn nicht. Wir alle vertrauten darauf, dass er sein Handwerk schon beherrschen werde.
Persönlich fand ich etwas anderes eher bedrückend. Bisher hatte ich immer geglaubt, dass man so nahe wie wir den Fällen inzwischen gekommen waren diese donnern hören müsste. Aber nein, es war verhältnismäßig ruhig und das was vielleicht bei absoluter Stille hörbar gewesen wäre wurde jetzt überdeckt vom Kreischen der Vögel und den Erzählungen unseres Boatcaptains. Das überraschte mich schon ein wenig und wer weiß schon wen es vorher auch überrascht haben mag? 😮
Schließlich nahm unser Chef am Ruder wieder die Paddel in die Hand und streckte sie zu beiden Seiten aus dem Boot. Nun musste er sich aber doch kräftig in die Riemen legen, um das Boot aus der Strömung zu holen und in einen weiteren Nebenarm zu steuern. Das schaffte er selbstverständlich auch. Dennoch … er war schon heftig in Schweiß gekommen.
Dieser neue Nebenarm war schmaler als jener zuvor und wir hatten die Hoffnung einige Tiere in der Böschung zu entdecken. Es gab sogar noch einen Unternebenarm, der noch einmal schmaler und vollständig von Bäumen überwachsen war. Besonders dort suchten wir angestrengt nach Außergewöhnlichem, aber außer einer Schildkröte, die sich auf einem Stein im Wasser sonnte waren lediglich einige wenige Vögel zu sehen. Uns wurde aber versichert, dass gelegentlich auch Yacarés, also die Kaimane der Region und andere Tiere zu sehen seien. Nun ja, heute hatten die wohl ihren freien Tag.
Ich hätte noch einige Zeit so weiter treiben können und fühlte mich ein wenig an Huckleberry Finn erinnert. Aber schneller als erwartet erreichten wir unser Ziel. Ein kleiner Bereich war abfallend zum Wasser befestigt, quasi eine Slipbahn mit deren Hilfe das Schlauchboot aus dem Wasser geholt werden konnte.
Die Stelle wurde als „Tres Marias (drei Marias)“ bezeichnet. Die drei waren aber offensichtlich auch noch in der Mittagspause. So stiegen wir aus und bedankten uns für die schöne Tour bei unserem Boatcaptain. Wir sollten einige hundert Meter den Gleisen folgen, um dann beim Bahnhof „Cataratas“ wieder heraus zu kommen.
– Von drei Marias nichts zu sehen – nicht einmal eine 😉 –
Ich wusste zwar, dass ich dort bereits erwartet wurde, aber nach der Verabschiedung durfte es ruhig ein bisschen spannend für sie sein. Ich wartete noch einen Zug ab, um Filmaufnahmen zu machen. Außerdem hatte sich ein Schwarm von Schmetterlingen um eine Wasserlache gesammelt die ebenfalls meine Aufmerksamkeit auf sich zogen.
– Der Tanz der Schmetterlinge –
Außerdem konnte ich beobachten wie sie unser Schlauchboot aus dem Wasser holten, auf einen Hänger banden und mit ihm wieder über einen Waldweg in Richtung unserer Ausgangsstation abfuhren. Ein einfaches, aber lukratives Business dachte ich so bei mir! 😉
Dann machte ich mich auf den Weg zum Bahnhof, stets neben den Gleisen gehend. Einige Leute waren über die Gleise gelaufen und hatten so viel auch nicht riskiert, denn es fuhren auf der Strecke keine ICEs, sondern Bimmelbahnen mit einem gemächlichen Tempo.
Meine Gruppe wartete bereits auf mich am Bahnhof. Wir legten nochmals eine kleine Pause ein und ich übernahm wieder mein Gepäck. Inzwischen war es wirklich sehr warm geworden, so dass wir wieder unsere Getränkevorräte auffüllten. Gerade an den Bahnhöfen stehen neben den Kiosks dazu auch einige Wasserhähne mit Trinkwasser an denen man seine Flaschen wieder auffüllen kann.
Die Zeit war inzwischen fortgeschritten und weil der Park bereits um 18 Uhr schloss mussten wir entscheiden welchen Weg wir noch gehen wollten. Es gibt mehrere Wege, die man von der Bahnhofsstation aus einschlagen kann. Die wichtigsten sind der „Upper Trial“ und der „Lower Trial“. Beide haben ihren Reiz. Auf dem „Upper Trial“ geht man entlang der Klippen und das Wasser stürzt teilweise direkt unter den Füßen in die Tiefe. Geht man den „Lower Trial“ kann man auch unter einigen Wasserfällen hindurch gehen. Nass zu werden ist äußerst wahrscheinlich. 😉 Wir entschieden den „Upper Trial“ zu gehen.
Ausgangspunkt der meisten Trials ist der Bahnhof „Cataratas“. Nach einer kurzen Strecke Fußmarsch gabelt sich der Weg. Auch wenn alles ausgeschildert ist erschien uns der kleine Platz, an dem sich die Wege scheiden ein bisschen unübersichtlich zu sein. Dennoch fanden wir den richtigen Eingang.
Es ging durch ein kleines Waldstück und vereinzelte Brücken unter denen das Wasser gierig auf die Klippen zu rauschte. Beiderseits dieser Gewässer beugten sich die Äste der am Rand stehenden Bäume tief hinein in das Wasser, so als müssten sie sich vergewissern, dass sie nicht allzu schnell auf dem Trockenen stehen würden.
Überraschend war für mich, dass an einigen Stellen sogar Pflanzen mitten im Fluss zu wachsen schienen. Allerdings vermutete ich, dass es Äste waren, die bis zu den jeweiligen Stellen getrieben waren, um an einem Stein oder Felsen hängen zu bleiben und da dann an der Stelle weiter zu wachsen.
Manchmal fiel das Wasser direkt unter unserem Steg in die Tiefe und manchmal gab es schöne Aussichtsplattformen von denen aus eine lange Reihe von Wasserfällen beobachtet werden konnte. Die einzelnen Wasserfälle wurden mit Namen bezeichnet. In Erinnerung blieben beispielsweise die Fälle Adán und Eva, das aber nicht nur wegen ihres Namens.
– Tolle Aussichten vom „Upper Trial“ aus –
– Unter den Füßen stürzt das Wasser in die Tiefe –
– Wasser wohin das Auge schaut –
An den jeweiligen Wasserfällen wurden Plattformen gebaut an denen ich den ganzen Nachmittag hätte verbringen können. Dort hatte man nicht nur eine wunderbare Aussicht, sondern auch an den Plattformen selbst gab es vieles zu sehen. Neben exotischen Blüten, die knapp über dem Wasser schwebten und Eidechsen, die an Bäumen und Felsen entlang huschten bot die Pflanzenwelt viel Sonderbares.
So wuchsen auf einigen Bäumen üppig Pflanzen, bei denen man sich in Deutschland freut, wenn sie im Topf mehr als ein Blatt zeigen. Es wird schon seinen Grund haben, dass nur wenige Bänke aufgestellt wurden, die aber auch durchgehend belegt waren.
Hinter Adán und Eva war für uns 2009 Schluss gewesen. Jetzt war aber inzwischen auch die Verlängerung wieder renoviert und mit einem neuen modernen Steg ausgestattet worden. So konnten wir neugierig den Weg fortsetzen.
– Die letzten Stützen vom alten Steg –
Wieder ging es über den Fluss auf der rechten Seite und den Wasserfällen zur linken. Auch hier waren noch immer die Reste des letzten Stegs zu erkennen. Der Steg, den wir aber jetzt gingen war auf neue Fundamente gesetzt und machte einen technisch einwandfreien Eindruck.
Schon zuvor hatte ich die Breite des Flusses vom Schlauchboot aus bewundern können. Meinen Begleitern öffnete sich dieser Anblick aber erst jetzt, denn hier wirkte es noch einmal breiter als beim „Teufelsschlund“. Nun zog sich das Flussbett auch um die weiteren tieferen Wasserfälle herum.
– Kurz vor dem Wasserfall –
– Mitten im Fluss –
– Überall stürzt Wasser herab –
– Aus jedem Winkel eine andere Szene –
Die Plattform an der der Steg endete war groß und breit angelegt. Sie stand einige Meter hinter der Abbruchkante der Fälle. Das hatte sicherlich auch damit zu tun, dass sie sich so, von anderen Aussichtspunkten gesehen, nicht ins Bild drängte. Auf ihr stehend war dennoch beeindruckend, denn gefühlt stand man mitten im Fluss nur wenige Meter von den abstürzenden Wassermassen entfernt. Wieder befand man sich im Spannungsfeld eines ruhig aber stetig auf sich zufließenden Flusses und der kurz darauf stattfindenden Dramatik der erschrocken donnernden Wassermassen. Auch an dieser Stelle hätte ich einige Stunden verweilen können.
Aber wir hatten nur diesen einen Tag und der strebte unnachgiebig auf den Abend zu. So machten wir uns wieder auf und folgten weiter dem Trial zurück zur Ausgangsstation. Diese Trials sind übrigens als „Einbahnstraße“ angelegt. So verhindert man einerseits Stauungen bei größerem Besucherandrang und nutzt die Gelegenheit den Rückweg durch vermeintlich „uninteressante Wege“ zu führen.
„Uninteressant“ ist aber nicht das richtige Wort, denn „unspektakulärere Wege“ wäre richtiger. Aber was soll schon vergleichbar spektakulär sein wie diese Wasserfälle? Ich empfand den Rückweg keineswegs als „uninteressant“, denn auch er war mit einem langen Steg angelegt, der ca. zwei Meter über dem Boden durch den Dschungel führte. Wieder ging es über Bäche und Flüsse, die durch das Gelände ihren Weg zu den Wasserfällen suchten. Sie waren allesamt gut gefüllt.
– Die Pflanzen suchen überall ihren Lebensraum –
Die zwischen den Gewässern liegenden Inseln waren vom Menschen unberührt und so auch ungestört für die dort lebenden Tiere. Ich bin sicher, dass man mit etwas mehr Muße auch dort Erstaunliches entdecken könnte.
– Unten führt der „Lower Trial“ entlang –
– Die Wege führen durch den Dschungel –
Zurück am Bahnhof „Cataratas“ hatten wir nur noch gut eine Stunde Zeit bis dass der Park schließen würde. Um noch einen weiteren Trial in Angriff nehmen zu können fehlte uns die Zeit und wir waren auch so bereits einigermaßen erschöpft. So hielten wir uns noch eine kleine Zeit auf der Plaza des Bahnhofs auf, erfrischten uns und machten uns dann zu Fuß auf den Rückweg zum Eingangsbereich.
Noch einmal ging es durch den Wald. Es ist nur ein kleines Stück welches man gehen muss, um im Eingangsbereich anzukommen. Dort suchten wir noch einmal die Souvenirläden auf und schauten nach einigen Erinnerungsstücken.
Viele Geschäfte begannen bereits damit ihre Muster hereinzuholen und aufzuräumen. So nutzten wir die letzte Gelegenheit zu einem Imbiss mit einem abschließenden Eis. Noch während wir es an einem Tisch verputzten machte auch dieser Laden seine Türen zu – pünktlich wie die Beamten – dachte ich noch so bei mir! 😉
Kurz nach sechs waren wir dann auch schon aus dem Park heraus. Vor dem Ausgang wartete bereits unsere Chauffeurin auf uns, so dass es unverzüglich zurück gehen konnte. Der Rückweg war problemlos und auch die Kontrollen an der Landesgrenze waren innerhalb weniger Minuten absolviert ohne dass wir hätten aussteigen müssen. Wir bedankten uns bei unserer Chauffeurin, die uns nicht nur sicher gefahren, sondern auch schnell alle bürokratischen Hürden für uns aus den Weg geräumt hatte.
Ja, das war ein wunderschöner Tag, der leider viel zu früh zu Ende war. Warum man den Park nicht bis 21 oder 22 Uhr offen ließ erschloss sich uns nicht. Ein Sonnenuntergang auf der Terrasse eines Restaurants an den Wasserfällen sollte eigentlich hinreichend attraktiv sein für eine solche Investition. Na ja, vielleicht irgendwann einmal mit einer anderen Regierung.
Für meine Frau und mich stand fest, dass wir noch einmal wieder zurück kommen wollen, um dann noch mehr Zeit mitzubringen. Die Parks auf beiden Seiten in Brasilien und Argentinien sind sehenswert und beeindruckend, aber zu schade für den üblichen Kurztrip.
Im Hotel trafen wir die „Ungerns“, die den Tag im Hotel und der Innenstadt von Foz do Iguaçu verbracht hatten. Die Stadt sei aber nichts Besonderes. Klar, hatte ich ja auch schon vorher gesagt – deshalb kommt man ja auch nicht hierher! 😉
Ich sagte, dass meine Frau und ich uns jetzt noch ein wenig ausruhen wollten. Anschließend würden wir in die Stadt fahren zu einer Ecke in der ich am Vortag einige Restaurants und Bars gesehen hatte. Dort wollten wir etwas essen und den Abend ausklingen lassen. „Ungerns“ hatten keine Lust, die beiden anderen aber schon. So vereinbarten wir, dass ich sie anrufen würde, sobald wir bereit seien. Bei mir war es ja immer ein wenig schwierig genaue Zeitangaben zu machen weil vieles davon abhing, wie gut das Internet funktionierte oder eben nicht!
Als ich dann soweit war, war es bereits dunkel und nach 21 Uhr. Das „Hüngerken“, wie man bei uns sagt, war noch nicht da. Aber nur im Hotel abhängen ging mir seit meiner Zeit beruflich motivierter internationaler Reisen auf die Nerven. Ich musste irgendwie raus.
Als wir vollständig waren gingen wir zu einem der vor dem Hotel stehenden Taxen und ich erklärte unser Ziel. Kein Problem und los ging die Fahrt. Vorbei an der Stätte unserer gestrigen Untaten ging es in Richtung Zentrum. Es dauerte auch nicht lange bis wir den Bereich fanden, der mir gestern aus dem Bus heraus aufgefallen war. Jetzt bei Dunkelheit und beleuchtet wirkte es noch einladender.
Der Taxifahrer, ganz Geschäftsmann, versuchte uns zu einem bestimmten Restaurant zu lenken. Wir wollten uns die Szene aber zunächst ansehen bevor wir entscheiden wollten wohin es gehen sollte. „Für alle Fälle“ gab er uns jeweils einen Gutschein dieser Bar, wo wir eine Caipi gratis erhalten würden bei einem Mindestumsatz von 30 Real. So viel hatte ich an anderer Stelle schon für nur eine Caipi ausgegeben! 😉 Also mal sehen.
Das Taxi fuhr zurück und wir schlenderten die Straße zurück vorbei an verschiedenen Restaurants, Bars und Hotels. Klar, hier trafen sich die Bewohner und Touristen zum Abendprogramm. Dann standen wir vor jener Bar, die uns der Taxifahrer empfohlen hatte. Es sah nett aus, es gab eine gute Speisekarte. Warum sollten wir die Caipi verfallen lassen?
Zunächst wählten wir einen Tisch auf dem Gehweg. Weil wir aber an einer Straßenkreuzung waren umwehte ihn ein kühler Wind, der es uns ungemütlich machte. Also wechselten wir nach innen. Wobei das jetzt nicht geschlossene Räume waren, sondern alle bodentiefen Fenster beiseite geschoben waren und auch dort ein Lüftchen wehte. Anders als auf dem Gehweg war er nun aber erfrischend und nicht störend. Das einzige was jetzt mehr störte war die Livemusik, die in Brasilien einfach immer dazu gehört und natürlich einer gewissen Lautstärke bedarf, um nicht überhört zu werden.
Wir saßen weit genug weg von der Mucke, so dass wenigstens noch ein wenig Unterhaltung möglich war. An den Nachbartischen ging es ohnehin auch laut zu. Hier müsste man Hals-Nasen-Ohren-Arzt sein dachte ich noch so bei mir.
Dann kam der Kellner, dem wir als erstes unsere Gutscheine präsentierten. Glücklich schien er nicht zu sein und verwies darauf, dass sie nur dann gelten würden, wenn der Mindestumsatz von 30 Real je Person erreicht sei. Ich hatte da eigentlich keine Sorge, wir wollten schließlich etwas essen und ein wenig Spaß haben. Sollte man das für weniger als 7,50 Euro hier bekommen können, dann würde ich die Caipi gerne bezahlen! 😉
Wir bestellten, unterhielten uns und freuten uns über den gelungenen Tag. Das Essen war prima, wir tranken, genossen sogar gelegentlich die Musik, das Ambiente ohnehin und am Ende freute sich sogar der Kellner! Die Caipis gingen auf’s Haus! 😉
Hier geht es weiter: Brasilien 2016 – Tag 15 – Alles Samba oder was?
Ich hoffe, dass die Geschichte bisher gefallen hat. Falls ja, warum nicht die eigenen Freunde darauf aufmerksam machen? Damit sie nicht suchen müssen, schicke ihnen diesen Link, der auch zurück zur Übersicht führt: Freundschaftsreise nach Brasilien 2016
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