Pão de Queijo – Kinderleicht, oder?

Nun, für sich alleine betrachtet ist brasilianischer „Pão de Queijo“ nichts weiter als ein warmes, kleines Brötchen mit einem weichen Käsekern. Für die einen ist es kinderleicht, für andere ist es eine Sache, die es in sich hat.

Die Herkunft des „Pão de Queijo“ oder auch „Chipá“ genannt ist nicht ganz klar, wird aber meistens in den brasilianischen Bundesstaaten Minas Gerais und Goiás, sowie in Paraguay und Nord-Argentinien verortet. Bei „Pão de Queijo“ handelt es sich im Prinzip um eine Brandmasse aus Tapiokamehl.

Zum ersten Mal kam ich mit „Pão de Queijo“ in Kontakt, als ich auf einem Bahnsteig der Trensurb in Proto Alegre auf meinen nächsten Zug wartete. An einem kleinen Stand wurden dort diese leckeren Bällchen angeboten und da ich ein wenig Hunger hatte kaufte ich mir eine Tüte mit vier oder fünf kleinen Kugeln, die auf den ersten Blick aussahen wie kleine Windbeutel.

Aber sie sind nicht süß, sondern „salgado“ also salzig, wie man das in Brasilien einordnen würde. Salzig trifft es aber nicht wirklich. Ich würde eher sagen „würzig“, mit einer angenehm dominierenden „Käsenote“.

Sie waren warm und ich war überrascht, wie lecker die doch waren, so dass ich einen Zug durchfahren und meine Tüte noch einmal auffüllen ließ. Erst später wurde ich in Hotels wieder auf sie aufmerksam, wo sie oft zum Frühstück angeboten werden. Als ich sie dann auf einer späteren Reise meiner Frau anbot war auch sie sofort angetan.

Will man „Pão de Queijo“ zu Hause machen, dann muss man sich um zwei Zutaten besonders kümmern. Das wären einerseits Tapioka (oder Maniokmehl) und andererseits der richtige Käse.

Tapioka ist ein in Brasilien häufig zum Backen und Kochen verwendetes Produkt. Man könnte es ersetzen. Das wäre dann aber so als würde man Rum statt Cachaça für eine Caipi verwenden. Zwar wird beides aus Zuckerrohr hergestellt, es endet aber doch letztlich mit einem anderen Geschmackserlebnis.

Um ein möglichst authentisches Produkt zu erhalten sollte deshalb als Back- und Bindemittel Tapioka für den Teig verwendet werden. Nicht, dass es nicht auch mit Mehl auf der Basis verschiedener anderer Grundlagen (wie Mehl aus Weizen, Mais, etc. ) funktionieren würde. Aber der Teig bindet anders und weil Tapioka keinen eigenen Geschmack hat würde es nicht so schmecken wie in Brasilien, siehe „Vergleich Rum und Cachaça“.

Dabei ist Tapioka bzw. Tapiokastärke eine fast geschmacksneutrale Stärke, die aus der bearbeiteten und getrockneten Maniokwurzel (Kassava) hergestellt wird.

Im Handel (in Europa auch über das Internet) kann man Tapioka in Form von feinen, weißen Stärke-Kügelchen (Perltapioka) oder als dünne, getrocknete Flocken bekommen. Verwendet man Kügelchen, dann müssen sie vor ihrer Verwendung eingeweicht werden.

Wer noch nie in Brasilien war bekommt, wie meine Frau, Tapiokaprodukte möglicherweise zum ersten Mal beim Frühstück im brasilianischen Hotel zu sehen. Einige Hotels bieten morgens Tapiokafladen an, die in einer Pfanne gebraten werden, ähnlich den bei uns besser bekannten Mehlpfannkuchen, aber dünner.

Dabei wird Tapiokamehl zu einem Fladen verarbeitet, der in seiner üblichsten Form mit Butter, Käse, Fleisch, gezuckerter Kondensmilch oder Kokosmilch gefüllt wird. Es werden aber auch oft, je nach Wunsch, andere Füllungen angeboten, die entweder „süß“ mit Früchten und Schokolade oder „salzig“ mit Käse und verschiedenen Wurstsorten zubereitet werden.

Zurück zum „Pão de Queijo“ und der zweiten wichtigen Zutat, dem Käse. Viele im Internet angebotene Rezepte verwenden entweder Parmesan (wegen der Würze), einen jungen oder gereiften anderen Käse (z.B. Gouda, Emmentaler, etc), oder eine Kombination davon. Es gibt auch Leute, die in speziellen anderen Käsesorten oder eigenen Kombinationskreationen ihre persönliche Geschmackspräferenz gefunden haben.

Wer noch keinen brasilianischen „Pão de Queijo“ gegessen hat mag experimentieren, um seine eigene Richtung zu finden. Wer schon „vorbelastet“ ist, wird so lange versuchen, bis die Kombination gefunden ist, die der Erinnerung möglichst nahe kommt. So betrachtet erscheint die Sache einfach und bietet zugleich viel Spielraum für eigene Experimente, z.B. mit Kräuterkäse, etc.

In dem Sinne sei das nachfolgende Rezept eher als Einstieg, denn als die optimale Lösung zu sehen:

  • 500 g Tapiokamehl (oder Perlen)
  • 1 Kaffeetasse Wasser
  • 1 Kaffeetasse Milch
  • 1/2 kleinere Teetasse Öl (nach Vorliebe)
  • 2 Eier
  • 100 g geriebener Parmesankäse
  • 100 g geriebener junger Weichkäse (Gouda, Emmentaler, etc.)
  • Salz nach Geschmack
  1. In einem Kochtopf Wasser zum kochen bringen und anschließend Milch, Öl und Salz hinzufügen
  2. Das Tapiokamehl hinzufügen und bei abgestellter Flamme kräftig unterkneten
  3. Sobald der Teig lauwarm ist den Käse (in gewünschtem Verhältnis) und die Eier unter ständigem Rühren beifügen
  4. Mit eingefetteten Händen nun kleine Kugeln mit einem Durchmesser von etwa 2 cm rollen. Wer will kann in dem Moment auch noch etwas Käse in die Mitte geben und so einen tollen Käsekern schaffen.
  5. Die Kugeln auf einem eingefetteten Backblech mit ausreichendem Abstand verteilen
  6. Anschließend bei 180°C im vorgeheizten Ofen etwa 40 Minuten backen – fertig

Ist es leicht solche „Pão de Queijo“ zu machen? Nun ja, man könnte sogar sagen „kinderleicht“ und deshalb habe ich eine kleine Anleitung aus der Mediathek der ARD für Euch herausgesucht, in der Kinder vormachen wie es geht! Es ist ein Beitrag aus der Reihe „Schmecksplosion“, in der Kinder aus vielen Ländern der Welt ihre Lieblingsgerichte zubereiten.

Hier zeigt Nathaniel zusammen mit seiner besten Freundin Amanda wie es geht „Pão de Queijo“, die brasilianischen Käsebällchen zuzubereiten. Er verwendet zwar keinen gekneteten Teig, aber das Ergebnis scheint zu überzeugen, denn „man merkt gar nicht, dass es von Nathaniel ist“ sagt eine seiner Freundinnen! 😉

Dazu gibt’s auch noch Tipps für einen Palmenherzen-Salat und Kinder-Caipirinhas. Und ganz nebenbei erfährt man auch noch viel mehr über Brasilien.

Also ran ans Werk, fleißig ausprobieren und guten Appetit.


Weil die jeweiligen Filme in den Mediatheken unterschiedlich lange vorgehalten werden, empfehle ich die Filme aus den Mediatheken zu laden und dann unabhängig von lokaler Netzqualität zu dem Zeitpunkt anzusehen, wenn es persönlich am besten passt.

Wie immer wünsche ich beim Betrachten viel Spaß, Informationen und reichlich Inspiration für zukünftige Reisen nach Südamerika.


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