Buenos Aires – Nacht in der City

Nachts sind alle Katzen grau – nicht so in Buenos Aires.

Gatos Argentinos
Während der dreißiger Jahre war es in Buenos Aires nicht ungewöhnlich vor den Revuetheatern herausgeputzte Herren in ihren besten Anzügen anzutreffen die, beladen mit Blumensträußen und Geschenken, die Begleitung von Schauspielerinnen, Sängerinnen oder Tänzerinnen suchten.

Insofern die Dame des Verlangens das Angebot akzeptierte entwickelte sich in der einfachsten Version eine ausgedehnte Tour durch Bars, Restaurants und Nachtlokale. Heute würde man das eine Win-Win-Situation nennen, denn sie hatte jemanden, der die Schose zahlte, während er sich damit rühmen konnte eine der begehrtesten Damen der Stadt an seiner Seite zu haben, was insgesamt die allgemeine Attraktivität und Bekanntheit für jeden der Beiden deutlich erhöhte.

Mit der Zeit begann man jene Herren als Kater (Gatos) zu bezeichnen und das Spiel verlor schließlich seinen Reiz, als es zunehmend mit Prostitution in Zusammenhang gebracht wurde und die Damen begannen den Schwerpunkt ihrer Arbeit auf andere Künste zu konzentrierten.

After Work
An der Lust nachts in Buenos Aires durch die Stadt zu ziehen hat sich jedoch nichts geändert, selbst in jenen Jahren nicht, in denen es Argentinien wirtschaftlich sehr schlecht ging und es wenig empfehlenswert war nachts von den Hauptstraßen abzubiegen. Auch ist es heute noch immer so, dass der Abend zelebriert wird und nicht wenige Porteños dafür ihre gute Abendgarderobe aus den Schränken holen – nicht nur am Wochenende.

Wie in den meisten Großstädten der Welt streben die Menschen im Anschluss an die Arbeit nach Hause, was bedeutet, dass zu bestimmten Zeiten die Straßen verstopft, die Bahnen überfüllt und Busse sowie Taxen im Stau der Straßen festhängen. So lassen es einige Porteños gemach angehen und erledigen zunächst ihre Einkäufe oder warten das Chaos auf den Straßen in einer Bar bei einigen Bierchen zusammen mit Kollegen und Freunden ab. Wer noch am selben Abend ins Kino oder Theater will, wird nach der Arbeit kaum Gelegenheit haben nach Hause zu fahren, denn oft beginnt das Programm bereits um 20 Uhr. Es gibt aber auch spätere Vorstellungen, insbesondere in den Kinos.

Der Tango
Wer in Buenos Aires ist entkommt dem Tango nicht. Überall wo sich Touristen sammeln gibt es öffentliche Darbietungen, meistens um damit auf Restaurants oder andere „Sehenswürdigkeiten“ hinzuweisen.

– Tango für Touristen in La Boca –

Was den informierten Touristen interessieren wird, sind da schon eher die Milongas. Eigentlich bezeichnet der Begriff „Milonga“ eine Musikrichtung, die teilweise auf den afroamerikanischen Candombe zurück geht und sich teilweise auf den Gesang der Gauchos stützt. Als Milonga wird heute jedoch auch eine Tango-Tanzveranstaltung bezeichnet, bei der sich die Tänzer treffen und zu den drei verschiedenen Rhythmen tanzen, dem Tango, dem Vals (einer Walzervariante) und der Milonga.

In der Regel sieht das so aus, dass rund um die Tanzfläche die Tische angeordnet sind. Es erinnert ein wenig an die alten „Al Capone Filmschinken, auch wenn die im Chicago jener Zeit spielen! 😉 . Die Einladung zum Tanz erfolgt durch Blickkontakt und Nicken, wobei zumeist der Mann die Dame auffordert. Es gibt jedoch auch Milongas, in denen die Damen die Initiative ergreifen, bzw. in denen auch Lesben, Schwule und alle sexuellen Richtungen, bzw. Ausprägungen nach ihren eigenen Regeln verfahren. Buenos Aires ist Machismo und weltoffen zugleich!

Getanzt wird bis eine Tanda, also eine Serie von drei bis fünf Liedern, durchgespielt wurde. Vorher die Tanzfläche zu verlassen ist verpönt und gilt zumindest als unhöflich, wenn nicht gar als demütigend. Wer sich also in die Höhle (des Löwen) begibt muss durchhalten können 😉 .

Die meisten Besucher von Buenos Aires werden im Tango ungeübt sein und sich vielleicht bestenfalls in eine Tango-Show verlaufen. Diese Shows sind zweifellos sehenswert. Allerdings ist man im Gegensatz zu einer Milonga dort zumeist nur passiver Zuschauer.

– Einer von vielen „Tango-Palästen“ in der Innenstadt –

Wer jedoch in eine Milonga gehen möchte sollte zuvor eine der vielen Tango-Schulen aufsuchen, die sich oft am selben Ort der Milonga befinden. Oft reicht es aus innerhalb weniger Stunden in die wesentlichen Schritte und insbesondere in das Lebensgefühl des Tangos eingewiesen zu werden. Neben der Einweisung in den Tango Argentino lernt man auch so gleich einige Leute kennen, was die Nacht in der Milonga durchaus interessanter und unterhaltsamer gestalten kann.

Auch wenn man sich anschließend etwas sicherer fühlen wird, so wird ein Blick auf die anderen Tänzer schnell klar machen, wer hier Profi und wer Tourist ist. Das muss jedoch keinen davon abhalten wieder zurück zu Hause die eine oder andere Vorstellung zu bieten, denn besser als die Daheimgebliebenen hat man es dann doch drauf! 😉 .

Die Öffnungszeiten unterscheiden sich, wobei einige Tango-Schulen, bzw. Milongas bereits Nachmittags öffnen, während andere später öffnen, aber dafür bis in die Morgenstunden in Betrieb sind. Eine kleine (vermutlich nicht vollständige, bzw. aktuelle) Übersicht von Milongas kann man dieser Karte entnehmen: http://www.el-duende.de/TangoMap/BATangoMapSouth.pdf. Wer die Karte auch auf seinem Smartphone dabei hat verfügt so auch noch über einen Stadtplan, der allerdings nicht alle Stadtteile von Buenos Aires abbildet.

Neben diesen über die ganze Stadt verteilten Milongas gibt es natürlich auch noch die Bereiche, in denen sich Bars und Restaurants häufen. Oft finden sich Bars und Restaurants entlang der großen Verkehrsstraßen, sowie an Straßenkreuzungen. In der Regel ist der Weg zur nächsten Kneipe oder zum nächsten Kiosk nicht weit. So betrachtet erinnert die Infrastruktur ein wenig an Madrid, wenngleich das Ambiente ein deutlich anderes ist.

Treffpunkt Pizzaria
Bemerkenswert fand ich die Beliebtheit einiger Pizzerien. Aufgefallen waren sie mir bei einer nächtlichen Fahrt mit dem Linienbus. Nachdem wir bereits das zweite Lokal passiert hatten vor dem sich eine lange Schlange wartender Leute gebildet hatte, fragte ich einen Fahrgast danach. Es war immerhin an einem Dienstag kurz vor Mitternacht.

Er erzählte mir, dass es in Buenos Aires mehrere Pizzerien gäbe, die eben so beliebt seien, dass sie teilweise sieben, acht oder noch mehr Öfen parallel in Betrieb hätten, um den Ansturm der Gäste bewältigen zu können. Es wäre vollkommen normal, dass sich den ganzen Abend dort große Menschenansammlungen bilden würden. Für viele haben sich diese Restaurants inzwischen zu sozialen Zentren entwickelt an denen man sich regelmäßig trifft und der tägliche Tratsch ausgetauscht wird.

Solche Pizzarien und ähnliche Orte finden sich verteilt über die ganze Stadt Buenos Aires. Was jedoch die Stadtteile mit ausgeprägtem nächtlichen Programm angeht, so konzentriert es sich auf die Innenstadt (da besonders im Bereich der Calle Floria, der Avenida de Mayo und entlang der Avenida „9 de Julio“), den Puerto Madero, San Telmo, Recoleta, sowie Palermo Soho.

Für jedes Publikum etwas im Angebot
In all diesen Stadtteilen gibt es so viel Angebot, um innerhalb dieses Stadtteils beliebig die Lokalität wechseln zu können, dass man in der Regel nur selten von einem Stadtteil in den nächsten fahren wird. Zudem fahren ab 21:30 Uhr die letzten U-Bahnen und man müsste sonst Busse oder Taxis nehmen, was das Wechseln eher unbequem machen würde.

San Telmo
ist der Stadtteil welcher am häufigsten mit dem Tango in Verbindung gebracht wird. Als Touristenziel beliebt, nutzen viele der umliegenden Milongas besonders den Plaza Dorrego, um die täglich dort umher flanierenden Touristen mit Tanzeinlagen in ihre Veranstaltungen zu locken.

– Calle Defensa –

Am Wochenende findet zudem ein Flohmarkt in der Calle Defensa statt, welcher so eine angenehme Verbindung von der Plaza de Mayo mit Casa Rosada (kann am Wochenende kostenlos besichtigt werden) nach San Telmo bildet.

– Abends in San Telmo –
– Tango mit dem Kameramann in San Telmo –

Im Zentrum
Mehr Bewegung ist hingegen auf den Straßen des Zentrums. Kein Wunder, denn dort laufen nahezu alle Verkehrswege zusammen und dort liegen die großen Veranstaltungsorte, wie Kinos und Theater. Das auffälligste und sicherlich sehenswerteste ist das „Teatro Colón“. Es ist übrigens das zweite „Teatro Colón“, welches in Buenos Aires gebaut wurde. Das erste „Teatro Colón“ wurde 1857 an der Plaza de Mayo errichtet und hatte eine Kapazität von 2.500 Zuschauern. Heute steht dort das Hauptgebäude der Banco de la Nación Argentina.

– Teatro Colón mit der Rückseite zur „Avenida 9 de Julio“ –

Das heutige „Teatro Colon“ wurde in etwas weniger als 10 Jahren erstellt und 1908 mit der Oper Aida eröffnet. Es hat eine Kapazität von 2.500 Sitzplätzen, verfügt aber über noch weitere 1.000 Stehplätze. Scheinbar kurios ist, dass sich der Haupteingang des Theaters nicht an der „Avenida 9 de Julio“ befindet, wo die Fassade so einladend alle Blicke auf sich zieht, sondern auf der „Rückseite“ an der Plaza Lavalle. Das liegt daran, dass die Prachtstraße „Avenida 9 de Julio“ erst rund 30 Jahre später gebaut wurde und bezüglich des Theaters die Fakten bereits geschaffen waren. Ein Besuch des Theaters ist empfehlenswert und sei es auch nur, um eine der täglichen Führungen mitzumachen.

Puerto Madero
Nahe der Innenstadt, aber noch ein wenig durch viel befahrene Verkehrswege ein wenig getrennt, liegt der Puerto Madero, über den ich bereits geschrieben hatte. Selbstverständlich kann man dort sehr schön den Nachmittag und den Abend verbringen. Zwar auch ein touristisches Ziel, ist der Hafen doch überwiegend von Porteños frequentiert, allerdings von jenen, die sich ein gutes Leben auch durchgehend leisten können.

– Puerto Madero bei Nacht –

Recoleta
Ein Besuch von Recoleta wird oft mit dem Besuch des Grabes von Evita verbunden. So ist denn auch der Friedhof von Recoleta zu einem weiteren Ziel der Besucher von Buenos Aires geworden.

Angesichts der monumentalen Bauten in denen sich die Porteños beerdigen lassen wirkt das Grab von Evita vergleichsweise unscheinbar. Es liegt in einer der vielen Nebenwege. Wer nicht lange suchen will folgt einfach einer der vielen Touristenführungen, die immer auch am Grab von Evita Station machen.

– Evitas Grab: Viel besucht und fotografiert –

Um den Friedhof herum gibt es einige Bars und ein modernes kleines Shopping Center, welches die Porteños gerne zum späteren Nachmittag zu Kaffee und Kuchen aufsuchen. Insbesondere der etwas „ältere Geldadel“ wohnt in diesem Viertel. So wundert es nicht, dass viele Bars und Restaurants des Viertels gediegen daher kommen. Ein abendlicher Bummel lohnt in jedem Fall und sollte vielleicht schon am späteren Nachmittag beginnen. Denn dann kommen die Porteños mit ihren Kindern aus ihren Wohnungen und treffen sich in den Parks und Clubs.

– Ein kleiner Stop in Recoleta –

Palermo Soho
Bleibt noch ein Stadtteil, der ebenfalls für sein Abend- und Nachtangebot bekannt ist. Es handelt sich um Palermo Soho. Der Stadtteil Palermo selbst ist relativ groß, denn er umfasst auch noch die schönen Parks wie den „Botanischen Garten“, den „Eco-Park“ so wie die Parkanlagen, die um das „Monument der Spanier“ herum angeordnet sind. Am leichtesten sind diese Parks erreichbar, indem man die SubTe (U-Bahn) der Linie „D“ bis nach „Plaza Italia“ fährt.

So kann man den Nachmittag in den Parks verbringen und anschließend auf die andere Seite der U-Bahnstation „Plaza Italia“ nach Palermo Soho gehen. Man passiert viele Querstraßen, die Namen mittelamerikanischer Länder haben. Mit Erreichen der Straße „Costa Rica“ ist man im Viertel Palermo Soho angekommen.

– Palermo Soho –
– Kleine Boutiquen und Bars lösen sich ab –
– Bars, Cafés und Restaurants stets in der Nähe –
– Irish Pub? Na klar! 😉 –
– Vespa und … –
– … Jeep sind Teil des Inszenierung –
– Bar und Restaurant über mehrere Etagen –
– Am Wochenende gibt es einen Kleinkunstmarkt –
– Nicht einfach nur Graffiti –

Bereits an der Calle Costa Rica liegen einige Restaurants und Bars. Aber auch in den weiteren Straßen dahinter haben sich modische Läden und Bars mit Restaurants gemischt. Seine höchste Dichte an Unterhaltung findet sich an der „Plazoleta Julio Cortázar“. Besonders am Wochenende geht es hier hoch her.

Tagsüber findet an den Wochenenden rund um den Platz ein kleiner, aber ordentlicher Kleinkunstmarkt statt. Abends haben die Bars, Restaurants und Musikläden geöffnet und ziehen insbesondere Studenten und viele junge Porteños an, die in Gruppen singend von einem Lokal zum nächsten wandern. Es sind jedoch nicht nur junge Leute unterwegs. Es findet sich für jede Altersgruppe ein passendes Angebot.

– Wo tagsüber noch viel Platz war wird es abends schwer einen zu finden –
– Man geht gerne aus, um gut zu essen –
– Es ist für jeden etwas dabei –


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