Die Uruguayer sind ruhig und in der Regel mit sich und der Welt im Reinen. Wo sonst kann man Menschen beobachten, denen es genügt sich mit einer Thermoskanne, Matetee und ein paar Freunden einen schönen Tagesausklang zu machen?
Hingegen, die Überschrift im Spiegel zu dem Thema lautete anders, nämlich: „Brasilianer sind am unzufriedensten“ und es stellt sich wieder einmal die Frage, ob es ein negativer Titel schneller in deutsche Ohren und Sinne schafft als ein positiver? Das halbleere Glas bewegt mehr als das halbvolle – zumindest in Deutschland, so scheint es.
Dabei ist es schon interessant in Südamerika die politische Landschaft zu beobachten. Überwiegend hatten wir es da im letzten Jahrzehnt mit linken Regierungen zu tun. In Uruguay sind die Menschen damit zufrieden, während sich in Brasilien und Venezuela die Länder an der Kante zum Abgrund bewegen. Die linke Kirchnerregierung in Argentinien wurde abgewählt, allerdings ohne dass es jetzt wirklich spürbar mit dem Land aufwärts ginge.
Man kann die Sache mit „links“ und „rechts“ offensichtlich nicht über einen Kamm scheren, erst recht nicht in Südamerika, wo sich die Lage schnell ändert und innerhalb kürzester Zeit von Euphorie in tiefstes Trübsal umschlagen kann. Die Probleme liegen teilweise tiefer.
Der Artikel im Spiegel bezieht sich auf eine Umfrage, die seit Jahren in Lateinamerika durchgeführt wird und in diesem Jahr als „Latinobarómetro 2017“ veröffentlicht wurde. Darin geht es vor allem um die Frage wie zufrieden die Menschen mit ihrer politischen Situation sind.
Das „Latinobarómetro“ ist eine jährlich veranstaltete Meinungsumfrage bei der etwa 20.000 Personen in 18 lateinamerikanischen Ländern, die insgesamt 600 Mio. Menschen entsprechen, befragt werden. Die „Latinobarómetro Corporation“ ist eine gemeinnützige Nichtregierungsorganisation mit Hauptsitz in Santiago de Chile, deren einzige Aufgabe darin besteht die entsprechenden Daten zu produzieren und zu veröffentlichen. Dazu arbeitet sie mit statistischen Einrichtungen in den jeweiligen Ländern zusammen.
Die diesjährige Studie „Latinobarómetro 2017“ steht im Internet öffentlich zum Download bereit, allerdings bisher nur in Spanisch.
Nun ja, da sollten wir uns auf jene Länder konzentrieren, in denen es den Menschen in Lateinamerika am besten gefällt. Von den anderen mit ihren Problemen in Brasilien und Venezuela sind die Nachrichten ohnehin schon so voll, als würden sie alleine das Befinden in Südamerika bestimmen. Tatsächlich scheint die Euphorie, mit der man in den letzten Jahren nach Südamerika blickte, verflogen zu sein. Und doch ist es so, dass zwar beispielsweise ganz Brasilien über die aktuellen Zustände klagt, aber die Auswirkungen dennoch von jedem Ort zum anderen wieder anders aussehen.
Während also in Brasilien und Venezuela die Unzufriedenheit mit den Regierungen zunimmt, sind es Länder wie Uruguay, Nicaragua, Ecuador und Costa Rica, in denen die Menschen mit ihren Regierungen zufrieden sind, wobei Uruguay das einzige dieser positiven Länder ist, welches sich in Südamerika befindet.