Amazonas – Anreise nach Belém

Inzwischen ist es im Süden Brasiliens sehr kalt und auch das „Sicherheitsklima“ in Städten wie Rio de Janeiro ist kälter, bzw. rauer geworden. Die politischen und wirtschaftlichen Probleme Brasiliens wirken besonders stark in den Großstädten, aber auch kleinere Orte und wirtschaftlich weniger bedeutende Regionen haben darunter derzeit zu leiden.

Für mich Anlass genug ein wenig von einer Reise zu erzählen, die ich vor einiger Zeit in einer wärmeren Gegend Brasiliens unternommen hatte.

Vor rund vier Jahren führte mich eine Vortragseinladung an den Amazonas. Nun, es treibt mich nicht so oft in den Norden Brasiliens, denn die dort ansässige Wirtschaft ist eher landwirtschaftlich und weniger industriell geprägt, wenn man einmal von der Industrialisierung der Landwirtschaft ein wenig absieht, die aber, zum Glück, nicht überall konsequent durchsetzbar ist.

Das Klima und die Infrastrukturen lassen vielerorts eine vergleichbare Industrialisierung, wie im Süden Brasiliens einfach nicht zu. Dafür hat man im Norden oft mit anderen Problemen zu kämpfen, wie ich auch im Laufe meiner Reise mehrfach erleben musste.

Mein erstes Ziel am Amazonas sollte Belém werden. Der Name Belém steht auf deutsch für „Bethlehem“. Nun liegt Belém nicht direkt am Amazonas, sondern an der Baía de Guajará, der Mündung des Rio Guamá in den Rio Pará und die Bucht von Marajó.

Es gibt jedoch natürliche Wasserverbindungen zwischen dem Amazonas und Belém, so dass viele Amazonasreisen in Belém ihren Anfang nehmen, bzw. dort enden. Belém ist, neben Manaus, die wichtigste Stadt des brasilianischen Amazonasgebietes. Zwischen beiden Städten gibt es verschiedene Möglichkeiten den Amazonas mit dem Boot zu bereisen.

Belém ist die Hauptstadt des Bundesstaates Pará. In ihrem Großraum leben rund 1,4 Mio. Einwohner. Wegen der von Mangobäumen gesäumten Straßen in der Innenstadt wird Belém gelegentlich auch „cidade das mangueiras“ (Stadt der Mangobäume) genannt. Mich persönlich beeindruckten jedoch andere Bäume in Belém und im weiteren Verlauf meiner Reise.

Trotz der eher landwirtschaftlichen, bzw. maritimen Ausrichtung der Wirtschaft benötigt ein Ballungsraum wie Belém auch andere Technik, so dass ich die Reise, die mich eigentlich zu einem anderen Ziel am Amazonas führen sollte, um einen Zwischenhalt in Belém erweiterte. Etwa ein Jahr zuvor hatte ich auf einer Messe im Süden Brasiliens einen IT-Spezialisten aus Belém getroffen, den ich nun in die Partnersuche für einen Klienten einbeziehen wollte.

Von Rio de Janeiro kommend reiste ich mit dem Flugzeug an. Wegen der großen Entfernungen und mangels geeigneter Alternativen ist es auch das Verkehrsmittel mit dem der größte Anteil von Besuchern nach Belém kommt. Dabei bekommt man schon während des Anfluges einen Eindruck von der Landschaft, die überwiegend flach und bewaldet, von vielen Gewässern durchzogen ist.

– Mäandernde Gewässer durchziehen die Landschaft –
– Am Wasser liegen vereinzelt Häuser –
– Mit Privatfliegern geht es zu abgelegenen Pisten –

Vereinzelt kann man Häuser entdecken, die direkt an das Wasser gebaut sind. Hinter ihnen werden kleine landwirtschaftliche Anpflanzungen zur Eigenversorgung und zum Verkauf in Belém bewirtschaftet. Später werde ich erfahren, dass insbesondere Belém mittlerweile zu einem Mekka internationaler Köche geworden ist, denn von der Vielfalt an Früchten und Tieren lassen sich inzwischen selbst Sterneköche aus New York inspirieren und werden besonders am Amazonas sehr häufig fündig.

Der Flughafen selbst machte auf mich einen modernen Eindruck und schien nördlich der Stadt weit abseits zu liegen. Tatsächlich liegt der Flughafen ziemlich zentral und kann so von den umliegenden Ortschaften gut erreicht werden.

– Ein moderner Flughafen mit … –
– … tropischer Bepflanzung –

In Reiseportalen hatte ich zudem erfahren, dass es eine regelmäßige, gute und preiswerte Busverbindung vom Flughafen ins Zentrum gäbe, die ich nehmen wollte. So gesellte ich mich zu den anderen Wartenden an der vorgegebenen Haltestelle und wartete auf den nächsten Bus.

– Vor dem Flughafen –
– Nur Wenige warten geduldig an der Haltestelle –

Und ich wartete und wartete! Der Bus sollte alle 20 Minuten fahren. Als nach über 90 Minuten noch immer kein Bus in Sicht war entschied ich mich doch ein Taxi zu nehmen.

So gestaltete sich die Fahrt ins Zentrum bereits sehr unterhaltsam. Der Taxifahrer war sehr gesprächig und nach wenigen Kurven holte er sein Smartphone heraus, um mir alle Lokalitäten und ihre „Besonderheiten“, die er allein reisenden Männern so in Belém empfehlen könne, zu präsentieren. Dabei entwickelte er eine Begeisterung, die ihn zunehmend vom Verkehr ablenkte.

Zwar lies ich ihn zunächst gewähren, hatte dann aber doch schnell Angst er könne vor lauter Begeisterung den Straßenverkehr vollkommen aus den Augen verlieren, so dass ich ihn um eine Visitenkarte bat. Ich würde ihn anrufen, wenn ich ihn bräuchte. Ich gab ihm das Gefühl, er habe sein Ziel erreicht und mir war anschließend auch wohler.

Die Hauptverkehrsstraße war sehr überfüllt und es staute sich. Er bog ab und fuhr mit mir mitten durch eine jener Favelas, wo man sich fragt, wie lange es dauern würde bis man aussteigen müsse und anschließend die Reise in Unterhosen fortsetzen könne. Ich verzichtete darauf die Kamera herauszuholen und Aufnahmen zu machen. Elendstourismus ist eh nicht so meine Sache.

Aber trotz all meiner Befürchtungen geschah nichts davon. Stattdessen kam er zügig voran und wir scherten nahe der Innenstadt wieder in den Hauptstrom des Verkehrs ein. Die anderen Fahrer bevorzugten offensichtlich die breite Straße und mieden die Wege, die wir genommen hatten. 😉

Schließlich hielten wir vor dem gebuchten Haus. Irgendwie war ich froh aus dem Wagen steigen zu können, wenngleich die Bude auch nicht unbedingt einen einladenden Eindruck auf mich machte und von der Straße her überhaupt nicht als Unterkunft für Reisende erkennbar war.

Aber die Adresse stimmte. Das Taxi fuhr ab und mir fiel ein, dass ich keine Quittung verlangt hatte. Ich war raus, froh die Fahrt überstanden zu haben und stand nun vor einem alten mit Pflanzen bewachsenen Gitter, dessen Tor verschlossen war. Darüber waren Hochspannungsdrähte gezogen, wie man sie auch in vielen anderen Orten Brasiliens zu Schutz von Grundstücken kennt.

– Gut gesicherter Eingang –

Das Haus war schmal zwischen zwei anderen Häusern eingeklemmt und schirmte die Straße vom Haupthaus ab. Wo war ich da nur hingeraten? Das Haus hatte gute Bewertungen und war preiswert. Also sollte nach dem ersten Eindruck eine spätere Bewertung auch ihre Chance bekommen.

Schließlich wurde mir geöffnet und ich konnte ins Haus gehen. Innen machte es einen besseren Eindruck, wenngleich alles recht einfach gehalten war. Auch das Zimmer war jetzt nicht das was man eine Präsidentensuite nennen würde, aber für die paar Nächte bis zur Weiterreise sollte es reichen und sicher wirkte es auch. Es lag nach hinten heraus ohne nennenswerten Ausblick. Die Ruhe gegenüber dem Straßenlärm war aber sofort spürbar.

Ganz wichtig war mir, dass der Internet-Anschluss gut funktionierte. Zumindest tat er es als ich eintraf. So konnte ich meine Ankunft nach Hause melden und inzwischen eingegangene Mails abrufen. Damit verbrachte ich einige Stunden, bis … na, bis das passierte, was ich nun täglich (teilweise mehrfach) erleben sollte.

Es kam ein heftiges Gewitter und nach wenigen Blitzeinschlägen ging nichts mehr, mit Ausnahme der Notbeleuchtung, die in dieser Region offensichtlich zur Standardausstattung aller Gebäude gehört. Der Strom war weg und damit auch der Internetzugang. Aber selbst die Handynetze funktionierten nicht mehr. Gut wenn man dann wenigstens noch an einem Laptop eine Weile weiter arbeiten kann.

So bereitete ich einige Mails und Präsentationen vor, die ich zu einem späteren Zeitpunkt abschicken wollte. Ärgerlich war nur, dass auch die Handynetze betroffen waren, so dass ich meinem Geschäftspartner meine Ankunft nicht mitteilen konnte. Anschließend war ich erschöpft und legte ich mich nach getaner Arbeit für eine Weile hin, bevor ich die Stadt erkunden und etwas essen wollte.

Hier geht meine Reise weiter!