Nichts geschieht von alleine und alles hat irgendwie immer eine Vorgeschichte. Die Vorgeschichte zu dieser „Freundschaftsreise Brasilien 2016“ begann schon vor einigen Jahren und hatte eigentlich eine ganz andere Zielrichtung. Es hatten Freunde aus unserem Schützenverein gehört, dass es da ein tolles Oktoberfest in Blumenau / Brasilien geben solle und man wolle dahin fahren.
Nun ja, ich war zu der Zeit schon des öfteren in Brasilien gewesen, aber eben noch nicht lange und lernte weiter hinzu. Da konnte eine solche Reise doch nur bereichernd sein. So bot ich zwar meine Hilfe an, war aber auch nicht undankbar, dass zunächst die Überzeugung überwog, eine solche Reise auch ohne meine Unterstützung organisieren können.
Wie das dann häufig ist, verschwinden tolle Ideen, die mit viel Wirbel angekündigt wurden nicht selten im Stillen. Als ich feststellte, dass es auch um diese Reise zum Oktoberfest ruhiger wurde, wollte ich die Sache nicht einfach wieder in der Versenkung verschwinden lassen. Ich bot an meinerseits die Reise zu organisieren, was aber einen gewissen Vorlauf benötige, denn das Reisegeschäft kannte ich auch nur als Urlauber. Man ließ mich gewähren und da sich die anderen Akteure in der Zwischenzeit ausgetobt hatten konnte ich meine eigenen Vorstellungen ungestört entwickeln.
Schützen wissen, dass nur gemeinsames feiern Spaß macht. Je mehr Menschen man auf einem Fest kennt, umso schöner wird es. Deshalb stand für mich fest, dass es nichts bringen würde nur eine touristische Reise zu organisieren, bei der man lediglich als Zuschauer von einem Ort zum nächsten fährt. Ich wollte, dass wir mit den Brasilianern ihre Feste gemeinsam feiern. Außerdem wollte ich, dass wir als Schützen an den Festen und Umzügen teilnehmen und uns so der Bevölkerung zeigen. Dann wären wir näher dran, mitten drin im Geschehen und hätten viel mehr Spaß.
Ein Jahr vor dem geplanten Reisetermin begann ich mich persönlich in und um Blumenau umzusehen. Auf dem Festgelände des Oktoberfestes, der Vila Germânica, entdeckte ich eine Ecke, in der man mit dem Luftgewehr schießen konnte. Dort sprach ich jemanden an und teilte ihm mit, dass ich Schütze aus Deutschland sei und auf der Suche nach einem örtlichen Schützenverein wäre mit dem ich gerne unsere Reise organisieren würde.
– Luftgewehrschießstand auf dem Oktoberfest in Blumenau –
Zwar war mein brasilianisches Portugiesisch zu der Zeit noch nicht das Beste, aber ich war mir sicher, dass mein Gegenüber mich verstanden hatte. Dennoch erntete ich einen Blick, als sei ihm soeben ein Außerirdischer erschienen. Erst viel später begriff ich, dass es durchaus eine Sensation für so manchen Brasilianer war einen „echten Deutschen“ und dann noch „Schützen“ vor sich zu haben. Ich war bislang davon ausgegangen, dass da bereits beste Verbindungen zwischen deutschen und brasilianischen Vereinen bestehen würden und hatte eher Angst „uninteressant“ zu sein mit meinem Vorhaben, frei nach dem Motto: „Wie denn … Noch Einer?“
Ich wurde weitergereicht an eine Person, die ich heute zu meinen besten Freunden zähle – Antônio! Auch Antônio hörte mir zunächst irritiert, aber interessiert zu. Ich zeigte ihm am nächsten Tag Bilder und Videos aus dem Internet von unserem Verein in Deutschland und erklärte ihm, dass wir nicht nur ein Verein sondern eine Bruderschaft seien. Ja, das hörte sich für ihn nach „Altem Kontinent“ an, oder wie viele Brasilianer sagen nach „Drüben“ (gesprochen: Drriiben)!
In den folgenden Tagen wurde mir vieles in und um Blumenau gezeigt. Ich lernte einiges über das brasilianische Schützenwesen. Gerade die Region um Blumenau herum ist eine sehr aktive Schützenregion und viele brasilianische Meister des sportlichen Schießens kommen von dort. Ich besuchte auch die gleichzeitig stattfindenden Feste in Jaraguá do Sul (Schützenfest) und Brusque (Entenfest), denn auch dort gibt es starke Ansiedlungen von deutschstämmigen Nachfahren.
– Straßenschmuck zum Schützenfest in Jaraguá do Sul –
Eigentlich wollte ich Antônio, seinen Freunden und Vereinsmitgliedern nur zeigen woher ich komme und auf welche Gäste sie sich gegebenenfalls einstellen sollten. Womit ich aber nicht rechnete war die brasilianische Spontanität. Ich war schon längst wieder zurück in Deutschland und bastelte an der Reise, da erhielt ich eine Mail, dass sich einige Brasilianer entschlossen hätten uns zuvor auf unserem Schützenfest zu besuchen.
Na das war ja ein Hammer! Ostwestfalen als Reiseziel brasilianischer Schützen! Ok, Neuschwanstein und München waren vorher dran – aber dann wir! Vier Paare besuchten uns und wurden aktiv in unser Schützenfest eingebunden. Selbstverständlich nahmen sie an Umzügen und sonstigen Feierlichkeiten teil.
– Brasilianische Schützen mit deutschem Schützenkönig –
Später im Oktober waren wir an der Reihe. Mit insgesamt 19 Personen flogen wir nach Florianópolis und fuhren von dort nach Blumenau und in die nähere Umgebung. Dort nahmen wir an Umzügen des Oktoberfestes in Blumenau und dem Schützenfest in Jaraguá do Sul teil. Wir wurden in Pomerode zum Königsfest eingeladen.
– Schützen in Blumenau –– Eine brasilianische Stange Bier für deutsche Schützen –– Sportl. Vergleichsschießen im „Clube 1° de Janeiro“ in Blumenau –– Schützen aus Jaraguá do Sul. Zünftig mit Holzgewehr –– An den Umzügen nehmen auch viele Folkloregruppen teil –– Schöne Strände in Santa Catarina. –
Ihren Abschluss fand die Reise mit dem Besuch der Wasserfälle von Iguassu, die wir damals nur von der argentinischen Seite aus besuchen konnten.
– Wasserfälle von Iguassu, auf der argentinischen Seite –
In den Augen vieler Teilnehmer war die Reise ein Erfolg und sie kehrten mit guten Erinnerungen zurück. So war es dann für mich auch nicht verwunderlich, dass ich nach einigen Jahren von einzelnen Teilnehmern gefragt wurde, ob ich nicht wieder eine Reise organisieren wolle.
Nun, die Organisation einer solchen Reise ist nicht einfach und so stimmte ich erst nach längerem Zögern zu. Als Reisejahr wurde das Jahr 2013 gewählt. Außerdem wollte ich einen anderen Reisezeitraum wählen und auch weitere Eindrücke einbinden. Das Oktoberfest war inzwischen bekannt und mancher Schütze hatte mir gesagt, dass der Oktober für ihn ein schlechter Reisemonat sei, weil er als Handwerker gerade zum Jahresende hin meistens unter Druck sei.
Darum entschied ich die Reise für den Monat Januar zu planen und an das (aus meiner Sicht schönere, weil familiäre) Pommernfest in Pomerode anzulehnen. Außerdem sollte die Route bis in den Süden Brasiliens nach Rio Grande do Sul ausgedehnt werden, wo die deutsche Besiedlung lange vor Santa Catarina begonnen hatte.
Also baute ich weitere Kontakte zu Schützenvereinen in Rio Grande do Sul auf und machte mich an die Planung. Die Reiseroute wurde immer wieder den Wünschen mancher Interessenten angepasst und letztlich stand sie einigermaßen. Als es jedoch daran ging die letzten Schritte mit Buchungen vorzunehmen kam es in Santa Catarina zu vermehrten Überfällen auf Reisebusse. Brasilien hatte vor dem Hintergrund der anstehenden Fußball-WM 2014 und den Olympischen Spielen 2016 damit begonnen die Favelas zu „befrieden“.
Das sah vielerorts so aus, dass mit Polizeigewalt und militärisch anmutendem Auftritt in manche Favelas eingedrungen wurde und die örtlichen Mafiosi sich einen sichereren Hafen bei ihren Freunden in anderen Favelas suchten. Zusammen reagierten diese nun darauf, indem sie begannen das friedliche Santa Catarina zu terrorisieren.
Insgesamt dauerte die Geschichte nicht sehr lange, aber wir entschieden uns trotzdem die Reise zu verschieben. Niemand wollte auf der Titelseite irgendeiner Zeitschrift als Opfer stehen. Selbst wenn es nicht so weit käme würde eine Reise unter solchen Bedingungen nicht den gleichen Spaß machen.
Statt selbst zu fahren bekamen wir zu unserem Schützenfest in 2012 wieder Besuch aus Blumenau. Dieses Mal waren es fünf Paare. Eine neue Tracht hatten sie sich auch machen lassen. Organisatorisch war dieser Besuch unserer Freunde bei uns schon sehr viel einfacher, als beim ersten Mal. Wir hatten ein schönes Fest.
– Brasilianische Schützen bei unserem Fest in 2012 –
Erst in 2014 nahm ich dann die Pläne wieder auf und legte als Reisetermin Januar 2016 fest. Im Laufe unseres Schützenfestes 2015 kristallisierte sich aber heraus, dass von den vielen Interessenten aus unserer Bruderschaft, die seit Jahren auf meiner Informationsliste standen und die stets in die Planungen eingebunden waren, kein einziger mitfahren würde. Einige entschuldigten sich wegen plötzlich eingetretener Ereignisse, andere meldeten sich einfach nicht mehr oder blieben unerreichbar. Letztlich meldeten sich zwei Paare an, mit denen ich die Reise noch einmal um plante.
Vielleicht hatten die Vorbereitungen einfach zu lange gedauert. Denn jene, die jetzt mit fuhren, hatten sich kurzfristig entschieden.
Hier geht es weiter: Brasilien 2016 – Ein Start mit Umwegen
Ich hoffe, dass die Geschichte bisher gefallen hat. Falls ja, warum nicht die eigenen Freunde darauf aufmerksam machen? Damit sie nicht suchen müssen, schicke ihnen diesen Link, der auch zurück zur Übersicht führt: Freundschaftsreise nach Brasilien 2016
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