Brasilien 2016 – Tag 12 – Das Große Wasser

Wir waren am späten Abend in Porto Alegre angekommen und hatten für den heutigen Morgen bereits früh den Weiterflug geplant. Unser nächstes Ziel waren die Wasserfälle von Iguaçu (in Argentinien schreibt sich das „Iguazú“). Unser Hotel befand sich gegenüber dem Flughafen und eigentlich hätten wir die paar hundert Meter auch zu Fuß gehen können, wenn uns nicht einige viel befahrene Straßen getrennt hätten. So nahmen wir den Shuttle-Service des Hotels in Anspruch und waren in fünf Minuten am Flughafen.

Der Flughafen von Porto Alegre hat zwei Terminals. Während Terminal 1 das moderne Hauptterminal ist für die meisten Fluggesellschaften, fliegen vom älteren Terminal 2 nur einige wenige sogenannte Billigfluggesellschaften. Wir wollten von Terminal 2 weiter fliegen, weil wir nur mit einer solchen Fluggesellschaft einen preiswerten Direktflug nach Foz do Iguaçu buchen konnten. Die meisten alternativen Verbindungen wären über São Paulo gegangen und hätten uns neben mehr Geld auch den halben Tag gekostet.

Der Abflug war für kurz nach sechs Uhr vorgesehen und die Ankunft in Foz do Iguaçu bereits um kurz nach halb-Acht. Da stand uns bei den Wasserfällen noch der ganze Tag zur Verfügung. Allerdings mussten wir dafür auf das Frühstück im Hotel verzichten, denn um die frühe Stunde gab es da noch nichts. Das holten wir am Flughafen nach, denn wir waren überpünktlich und konnten so, nachdem wir eingecheckt und das Gepäck aufgegeben hatten, am Flughafen eine Kleinigkeit essen.

Draußen warteten einige Maschinen auf ihre Passagiere. Als wir dran waren war nur noch eine kleine ATR72 übrig. Da hatte ich mich gefreut einen der vorderen Sitze zu haben und nicht durch die ganze Maschine laufen zu müssen und wo befand sich bei der ATR72 der Einstieg? Hinten! Na super, also wieder mit dem ganzen Geraffel durch den engen Gang nach vorne. 😮

– Unsere Maschine –
Foz br (1)– Einstieg vorn? Vonwegen! –
Foz br (2)

Der Flug selbst war dann aber entspannt und man merkte dieser Fluggesellschaft überhaupt kein Billigflug-Image an. Im Gegenteil, der Service war ordentlich, großzügig und in gewisser Hinsicht auch clever. Denn statt mit Getränkewagen durch den Gang zu poltern fragten das Bordpersonal zuerst die Getränkewünsche ab und servierte anschließend vom Tablett die vorbereiteten Getränke. Das ging schnell und wirkte sehr angenehm.

– Anflug auf Foz do Iguaçu –
Foz br (41)

Der Flughafen von Foz do Iguaçu ist klein, nett und übersichtlich. Dennoch muss man sich zunächst erst mal orientieren. Insbesondere interessierte mich, ob es vielleicht auch einen Bus geben würde mit dem wir zum Hotel fahren könnten. Den gab es in der Tat mit der Linie 120. Für wenige Real wäre er vor unserem Hotel vorbei gefahren. Aber alleine die Gesichter in die ich blickte, als ich das Wort „Bus“ erwähnte machten mir klar, dass das heute keine akzeptable Option sein konnte. Auch ich hatte keine Lust mich zuerst mit den Koffern und dann den restlichen Tag mit schlecht gelaunten Leuten abschleppen zu müssen. Also raus zu den Taxis.

Es brauchte ein bisschen Zeit, bis wir zwei Taxis zusammen hatten, die groß genug waren, dass alle Koffer und wir in ihnen Platz hatten. Und los ging es. Schon bei der Ausfahrt aus dem Flughafen fragte mich mein Taxifahrer, ob wir denn das erste Mal in Foz do Iguaçu seien. Irgendwie kannte ich das. Sagt man „ja“, dann gibt es bei fröhlich laufendem Taxameter eine Rundfahrt durch die gesamte Stadt. Sagt man „nein“, dann finden sie schon heraus, ob es stimmt, oder nicht! Da ich aber schon einmal in Foz war hatte ich auch gleich ein paar Kommentare zu guten und schlechten Hotels parat und tat so als wären wir auf einer Geschäftsreise. So erreichten wir ohne Umwege schnell unser Hotel.

Um die Blendung aufrecht zu erhalten bat ich um einen Beleg für die Taxifahrt. Weil der Fahrer keinen Kuli zur Hand hatte fragte er mich, ob er denn meinen haben könne. Ich gab ihm den Kuli, er füllte aus und gab mir den Beleg. Dann gingen wir ins Hotel. Als ich einen Mülleimer für den Beleg suchte fiel mir auf, dass ich meinen Kuli nicht wieder zurück bekommen hatte. Das hatte ich also davon – selber schuld!

Wir gingen zur Rezeption des Hotels und verwiesen auf unsere Reservierungen. Natürlich waren wir sehr früh dran und ich hatte allen auch keine Hoffnungen gemacht, dass wir sofort auf unsere Zimmer gehen könnten. Wahrscheinlicher wäre es, dass wir die Koffer in einem Raum abstellen, den Tag nutzen und am Abend ins Zimmer kämen. Mir war in dem Augenblick auch etwas ganz anderes wichtig. Wer schon einmal mit einer Gruppe von Leuten unterwegs war weiß, dass es nichts schlimmeres gibt als eine hungrige Bande.

Bevor ich mich also nach den Zimmern erkundigte galt meine Aufmerksamkeit der Frage, ob das Frühstücksbuffet noch verfügbar sei – selbst wenn wir etwas dafür extra zahlen müssten. Ein Anruf in der Küche bestätigte uns, dass wir gegen eine kleine Zahlung noch ca. eine halbe Stunde etwas zu Essen bekommen könnten. Und … unsere Zimmer seien auch bereits beziehbar. Was will man mehr?

Wir brachten schnell unsere Koffer aufs Zimmer und trafen uns wieder im Restaurant des Hotels wo wir nun fast die einzigen Gäste waren. Noch waren die Auslagen aber gefüllt und wir ließen uns unser Frühstück gefallen.

Ich nutzte die Gelegenheit und gute Stimmung alle in der „Perfekten Welt des durchgestylten Tourismus“ willkommen zu heißen. Zwar waren wir auch schon zuvor in touristisch belebten Gebieten unterwegs, aber das waren Regionen für Insider, also Leute, die mit Blumenau und Gramado vielleicht schon etwas anfangen konnten. International spielten solche Spots aber noch lange nicht die gleiche Rolle wie Rio, der Amazonas oder eben diese Wasserfälle von Iguaçu, von denen jedes Kind schon in der Schule etwas erfährt.

Unser Hotel, wie auch viele Anbieter herum hätten einiges an Alternativen im Angebot, das an einer internationalen Klientel ausgerichtet sei und vielleicht interessanter wäre als das was ich machen möchte. Deshalb wäre ich ab jetzt auch ich nichts weiter als ein Teilnehmer dieser Reisegruppe. Meine Rolle würde sich leicht verändern – schließlich hatten meine Frau und ich auch Urlaub nehmen müssen und den gleichen Reisepreis bezahlt wie alle anderen auch! Warum dann nicht ein paar Tage genehmigen dürfen, in denen auch wir entspannen können?

Ich wäre nun nicht mehr jener, der zu bestimmten Aktionen motivieren würde. Trotzdem würde ich weiterhin ein tägliches Programm vorbereiten und vorschlagen; es bliebe aber jedem selbst überlassen mitzumachen oder etwas anderes zu tun. Unsere Zeit sei schließlich noch immer knapp bemessen und da müsse niemand seine Zeit vergeuden sondern sollte tun und lassen können was er wolle.

Selbstverständlich wäre ich weiterhin da wenn jemand Fragen habe oder Hilfe benötigen würde, aber wir müssten eben auch nicht wie Kletten aneinander hängen. Erste Anzeichen eines Lagerkollers machten sich nämlich schon bemerkbar.

Entsprechend erzählte ich von dem was ich in den nächsten Tagen machen wolle. Für den heutigen Tag hatte ich mir die brasilianische Seite der Wasserfälle vorgenommen. Der Bus Nummer 120 hat eine Haltestelle vor dem Hotel und sein Ziel ist der Haupteingang des entsprechenden brasilianischen Nationalparks. Den Bus würde ich nehmen wollen. Alternativ stünden aber vor dem Hotel auch Taxis die auch gerne eine Fahrt verdienen würden.

Die Reihenfolge der nächsten Tage würde ich vom Wetter abhängig machen wollen. Bei gutem Wetter ginge es auf die argentinische Seite der Wasserfälle und bei schlechteren Aussichten zur Talsperre Itaipú. Das wäre es was ich mir vorgenommen hatte. Ich wies darauf hin, dass es auch die Möglichkeit gäbe sich einen paraguayischen Stempel in den Pass zu holen. Das Hotel böte eine relativ sichere Fahrt in ein Shopping Center auf der paraguayischen Seite an. Daneben gäbe es noch Papageienparks und viel anderes worüber das Hotel informieren könne. Für heute wollten alle mit mir mitkommen. So machten wir uns nach dem Frühstück auf den Zimmern frisch und wollten uns anschließend vor dem Hotel treffen.

Während meine Frau sich über die Koffer her machte und auspackte versuchte ich den Tresor mit unseren Habseligkeiten zu füllen. Ich griff an die Tür, um sie zu öffnen und hatte mit einem Male den gesamten Tresor in der Hand. Er war nicht an der Wand befestigt. Statt sich viel Mühe zu machen brauchte also ein Dieb nur den Tresor aufnehmen und mit ihm durch die Lobby im nächsten Auto verschwinden. Was also tun?

Warum nicht mal ausprobieren? Also nahm ich den Tresor unter den Arm, fuhr mit dem Lift runter in die Lobby und ab ging es durch den Haupteingang! Reaktionen des Hotelpersonals? Keine! Also einmal rund um ein paar Autos und zurück zur Rezeption. Da legte ich den Tresor auf den Tresen und fragte nach, ob das Hotel allen Ernstes empfehlen wolle in eine solche „Handtasche“ meine Wertgegenstände zu legen?

Von Verlegenheit keine Spur, eher Ratlosigkeit mit Schulterzucken. So richtig konnten sie mit meinem Auftritt nichts anfangen. Ich hatte auch nicht den Eindruck, dass sie mich verstanden hätten. Da kam einfach nichts, so dass ich versuchte ihnen mit ein paar Tipps auf die Sprünge zu helfen. Ob sie denn eine Ahnung hätten wofür die Löcher in den Seiten- und Rückwänden des Tresors womöglich gedacht seien? Wieder Schulterzucken! Nein, es ist nicht wegen der guten Durchlüftung der Dokumente, sondern um den Tresor irgendwo festzuschrauben, damit ihn keiner mitnehmen kann! Sonst bringt das Ganze nämlich gar nichts!

In der Zwischenzeit hatte ich die Gruppe informiert, dass es womöglich noch etwas dauern könne und gefragt ob sie schon einmal vorfahren wollten, ggf. mit einem Taxi? Nein, mein Schauspiel war wohl interessanter! 😉

Ob sie denn einen Techniker im Hotel hätten, fragte ich die Rezeptionistin? Ja, einen Augenblick bitte! Nach rund 15 Minuten tauchte der dann auch auf. Er versuchte die Klappe des Tresors zu öffnen, aber offensichtlich war auch die Batterie im Tresor inzwischen leer. Welches Zimmer ich denn hätte, er müsse den passenden Schlüssel holen. Ich nannte ihm meine Zimmernummer.

Daraufhin verschwand er und kehrte mit einem Schlüssel zurück. Der passte nicht. Ein Blick unter den Tresor klärte auf, dass dieser Tresor womöglich in ein anderes Zimmer gehörte. Hatten andere Hotelgäste diesen Tresor vielleicht für ein „Tresorwechseldich-Spielchen“ genutzt? Also holte er den gesamten Schlüsselbund hervor, versuchte und konnte schließlich die Klappe öffnen.

Dann ging es nach oben und er versuchte den Tresor zu montieren. Inzwischen hatte ich aber auch herausgefunden, dass mein Laptop nicht in ihn hinein gepasst hätte und ich fragte ob sie denn nicht einen größeren Tresor hätten. Er antwortete, dass das dann aber noch einige Zeit länger dauern würde!

Einer der Mitreisenden bot mir an meine „Plünnen“ in seinem Tresor einzuschließen und dem Techniker Zeit zu geben für seine Bastelarbeiten. Ansonsten wäre der Tag für uns auch schnell verloren gewesen. Die Sache hatte ohnehin inzwischen schon zu lange gedauert. So machten wir das dann und konnten schließlich aus dem Hotel zur Bushaltestelle.

Nach relativ kurzer Fahrt erreichten wir den Nationalpark. Es war zum Glück nicht allzu überlaufen an diesem Tag. Die Warteschlangen vor den Kassen und dem Busterminal waren kurz. Schnell hatten wir unseren Platz auf dem oberen Deck eines Busses gefunden.

Mit dem fuhren wir in den Park, stets die Informationskarte des Parks vor Augen. Darin sehen die Entfernungen deutlich kürzer aus, als es mir letztlich vorkam. Es schien so, als sei man gerade dabei neben der Straße einen Radweg für die Besucher anzulegen. Ist für die Südamerikaner sicherlich eine interessante Erfahrung einen eigenen Radweg über eine gewisse Strecke ungestört vom Autoverkehr und in der Natur nutzen zu können.

– Fahrt durch den Park –
Foz br (50)

Gegenüber dem „Hotel das Cataratas“ stiegen wir aus und mussten nur wenige Meter gehen, um auf eine Aussichtsplattform zu gelangen. Es bot sich uns ein phantastischer Ausblick auf die Wasserfälle. Sämtliche Wasserfälle, welche wir von hier aus sehen konnten befanden sich auf argentinischem Gebiet.

Der Name Iguaçu entstammt übrigens der noch heute in Paraguay amtlichen indianischen Sprache Guaraní und setzt sich zusammen aus den guaranischen Wörtern y für Wasser und guasu für groß. Und genau das konnten wir nun sehen. Ein herrliches Bild bei ziemlich lautem Getöse.

– Hotel das Cataratas –Foz br (5)

Dort standen wir einige Zeit, schauten uns die Wasserfälle und das Treiben mit den Schlauchbooten an, die voll gefüllt mit Passagieren immer wieder in die Wasserfälle hinein fuhren. Selbst wenn alle dort in den Booten aus voller Kraft geschrien hätten, so hätten wir doch nichts davon gehört.

– Blick auf die argentinischen Wasserfälle –
Foz br (7)

Direkt bei uns machten die ersten Nasenbären auf sich aufmerksam. Obwohl sie sowohl in Brasilien als auch in Argentinien „Quatschies“ genannt werden, waren sie doch eher schweigsam und kommunizierten mit ihren Augen, die ständig auf der Suche nach Kontakt und etwas Essbarem waren. Insbesondere Kinder schienen ihnen den größten Erfolg zu versprechen – zumindest waren diese von den Tierchen wie verzückt.

– Nasenbär auf Nahrungssuche –
Foz br (13)

Wir überlegten kurz wohin es weiter gehen sollte. Wir hatten drei Optionen. Entweder hoch zum Hotel und einen Blick hinein werfen, ein Stück zurück gehen und dann hinunter zu den Booten, um zuzusehen wie diese von brasilianischer Seite in die Wasserfälle fahren oder den Trail weitergehen entlang der brasilianischen Seite. Wäre ich alleine gewesen, dann hätte ich sie alle drei gemacht.

Wir entschieden uns zu letzterer Option. Zwar standen wir nicht unter Zeitdruck, aber allzu viel Zeit wollte ich auch nicht vertrödeln. „Ungern“ machte sich schon klagend über Schmerzen an ihren Füßen bemerkbar, obwohl wir noch keine 100 Meter gelaufen waren.

Ich ziehe in Südamerika in der Regel die praktischen und bequemen Schuhe mit speziellen Einlagen an, selbst wenn das nicht immer „elegant“ aussieht. Es hat mich jedoch vor manchem Schmerz bewahrt. Dennoch setzen einige, trotz vorheriger Einweisung ihre Prioritäten anders und bevorzugen High Heels. 🙁

Der Weg, den wir wählten führte entlang einer Schlucht in die vor allem von argentinischer Seite viele Wasserfälle hinab rauschten. Gemächlich führte der Weg entlang einer tropisch bewachsenen Felswand hinab. Es ging durch tropischen Wald, der immer einen Blick frei ließ auf das Wasser welches auf der Gegenseite hinunter fiel. An einigen Stellen waren kleinere Aussichtsplattformen aufgebaut von denen aus man tiefer in die Schlucht hineinsehen konnte. Viele nutzten diese für Erinnerungsfotos mit den Wasserfällen im Hintergrund.

– Beliebte Fotospots –
Foz br (15)

Langsam näherten wir uns dem Ende der Schlucht. Dass es dort etwas Spektakuläres zu sehen geben würde machten schon die ersten Verkäufer von Regencapes klar. Es würde nass werden!

In der Tat öffnete sich nach kurzem weiteren Weg der Blick auf einen zweistufigen Wasserfall. Wie ein langer Vorhang fiel Wasser von der oberen Ebene auf ein etwas tiefer gelegenes Plateau. Über dieses Plateau hatte man einen Steg gebaut, welcher mit zwei Aussichtsplattformen versehen war. Diese waren unmittelbar an der Kante des Plateaus errichtet, damit man direkt über der Abbruchkante der unteren Wasserfälle war.

– Steg mit Aussichtsplattformen –
Foz br (19)

Ich wusste, dass es an den Wasserfällen gelegentlich etwas nasser werden könnte und hatte mir bereits aus Deutschland Regencapes eingepackt. Meines kam nun zum Einsatz – die anderen konnten sich nicht überwinden auf den Steg zu gehen. Der obere Wasserfall erzeugte eine so starke Gischt, dass eigentlich niemand trocken vom Steg zurückkam, egal ob jetzt mit oder ohne Cape.

Weil ich aber unbedingt von dort Bilder und Filmaufnahmen machen wollte ließ ich mich nicht abschrecken und machte mich auf den Steg. Am Anfang standen noch viele Leute und ließen sich fotografieren oder machten ihre Selfies. Ab der Stelle an der die Gischt des oberen Wasserfalls begann den Steg einzuhüllen wurde es dann leerer. Es war nicht nur die Gischt selbst, sondern der vom Wasserfall erzeugte Luftwirbel, der mein Cape immer wieder hoch riss und den feinen Niesel in jede Pore trieb.

Das Ende des Stegs hatte ich noch gar nicht erreicht, da war ich schon so weit durchnässt, dass ich überlegte das Cape ganz auszuziehen. Es behinderte mich mehr, als dass es mich schützte. Den einzigen Zweck, den es jetzt noch erfüllte war meine Dinge zusammen zu halten und meinen Hut auf dem Kopf einzuklemmen, denn den hätte sicherlich irgendeine Böe mit sich genommen. Das wäre zu schade gewesen. Er war mittlerweile so wunderbar zerknittert, von vielen Reisen gezeichnet und hätte mir gefehlt.

Der Blick in die Schlucht, umgeben von einer stürmischen Gischt, direkt über der Abrisskante des Wasserfalls … das alles war ein einmaliges Erlebnis, welches ich nicht hätte vermissen wollen, trotz der damit verbundenen Unannehmlichkeiten.

Während ich in all dem Wetter mit meiner Kamera (auf Selfiestick) meiner Aufnahmen machte stürmte eine Gruppe von Mädchen auf mich zu. Laut schreiend „Selfie, Selfie, Selfie, …!“ warfen sie sich zwischen mich und meine Kamera. Was will man mehr? Sich noch einmal wie ein Popstar fühlen, obwohl eigentlich nur so ein dämlicher Pin mit aufmontierter Kamera der Star war! 😉

– Selfie, Selfie, Selfie, … –
Foz br (51)

Als schließlich der letzte Winkel meiner Kleidung durchnässt war (also nach relativ kurzer Zeit 😉 ) machte ich mich auf den Rückweg. Eigentlich ein wunderschöner Platz an dem ich gerne noch länger geblieben wäre, aber es hätte einer anderen Wetterlage bedurft, um ihn vollständig und länger genießen zu können.

So ging ich zurück und wir machten uns auf den kurzen Weg zum „Espaço Naipi“ genannten Endpunkt unseres Trails. Dort befanden sich ein kleiner Kiosk und ein Souvenirladen. Was den Platz aber besonders machte war seine unmittelbare Lage an den oberen Wasserfällen, so dass man sie dort sowohl von unten, als auch von oben betrachten konnte. Dazu gibt es einen Fahrstuhl, der auf die obere Ebene trägt. Leider hatte zusätzlich zur tosenden und wild wirbelnden Gischt auch noch leichter Regen eingesetzt, so dass die Gruppe wenig Lust hatte sich das Schauspiel längere Zeit anzusehen.

– Espaço Naipi –
Foz br (34)– Ausblick von ganz oben auf den Steg –
Foz br (21)

Oben angekommen warteten wir ab bis sich der Regen etwas gelegt hatte und machten uns auf den Weg zum Platz „Porto Canoas“, der nur wenige hundert Meter von uns entfernt war. Richtiger gesagt ging ich mit meiner Frau schon mal vor, denn ich verspürte wenig Lust mir die penetranter werdenden Klagen wegen des schlechten Schuhwerks anzuhören und mir damit den Tag zu verderben.

Der Platz „Porto Canoas“ ist eine große Terrasse mit einem tollen Blick auf den breiten Fluss, der wenige Meter später zu einem tosenden Wasserfall wird. Auf der einen Seite ist der Fluss und auf der anderen Seite ist der Platz von verschiedenen Geschäften und Restaurants umringt. An schönen Tagen wird hier viel los sein. Als wir jedoch dort waren hatten die meisten Restaurants und Läden bereits geschlossen und wegen des nieselnden Regens hatte offensichtlich auch niemand Lust sich an einen der Tische zu setzen. So machten auch wir uns zurück auf den Weg zur Bushaltestelle, wo unsere Nachzügler bereits ungeduldig auf uns warteten.

Wir nahmen den nächsten Bus, welcher uns zurück zum Eingang und Besucherzentrum führen sollte. Kurz nach dem Hotel das Cataratas bremste er jedoch abrupt ab und fuhr einige Meter wieder zurück. Weil wir auf dem Oberdeck saßen bekamen wir nicht richtig mit was passiert war. Nach einiger Zeit setzte der Bus seine Fahrt fort und wir erreichten das Besucherzentrum.

Dort wartete bereits eine Polizeimannschaft auf unseren Bus. Uns ließen sie durch, „kümmerten“ sich aber anschließend um eine Gruppe Jugendlicher. Was genau passiert war konnte ich nicht in Erfahrung bringen, ich vermute, dass sie in ihrem Übermut irgendeinen Müll aus dem Bus geworfen hatten. Keine gute Idee in einem Naturschutzgebiet – auch nicht in Brasilien! 😉

Wir statteten dem Souvenirshop noch einen kurzen Besuch ab und gingen zur Bushaltestelle, vorbei am Taxenstand. Dort fiel mir ein Gesicht auf, das mir irgendwie bekannt vorkam. Ich ging auf den Mann zu und begrüßte ihn freundlich. Auch er schien sich an mich zu erinnern und erwiderte meinen Gruß leicht erfreut und leicht irritiert. Dann fragte ich ihn, ob ich denn wohl meinen Kugelschreiber zurück bekommen könnte? 😉 Man trifft sich immer zwei Mal im Leben!

Trotzdem nahmen wir den Bus zurück und verabredeten uns zum Abendessen im Hotelrestaurant. Dieses war vielleicht architektonisch „wertvoll“, d.h. wichtig für die Reputation eines Architekten, aber in meinen Augen nichts weiter als eine große, hohe langweilige Halle mit dem Charme einer Beamtenkantine. Nun ja, mit gutem Essen kann man vieles ausgleichen! 😉

Es gab ein Buffet und die Möglichkeit von der Karte zu bestellen. Mich reizte ein Steak, welches ich „mal passado“ („englisch“, also blutig) bestellte. Was ich dann aber bekam war für mich eine ordentliche Enttäuschung. Nicht nur, dass ich die zwei kleinen Steaks förmlich auf dem Teller suchen musste, sie waren auch noch durch gebraten und damit für mich „verdorben“!

Ich winkte den Kellner zu mir und zeigte ihm die Schuhsohlen für Kinderfüße. Umgehend solle ich neue Steaks erhalten, versprach er mir. Aber es dauerte mal wieder und gegen die Steaks, welche mir dann präsentiert wurden waren die ersten geradezu frisch aus dem Rind geschnitten.

Ich würgte das Zeug in mich hinein, musste aber wegen der geringen Menge doch noch einigermaßen hungrig ins Bett gehen. Das sollte mir nicht noch einmal passieren. Damit war die Küche in diesem Hotel für mich durch und kein Anlaufpunkt mehr für die kommenden Tage. Wie kann man im Zentrum der Fleischwirtschaft nur so verheerend mit den armen Tieren umgehen? Ich verstehe es nicht!


Hier geht es weiter: Brasilien 2016 – Tag 13 – Volle Power


Ich hoffe, dass die Geschichte bisher gefallen hat. Falls ja, warum nicht die eigenen Freunde darauf aufmerksam machen? Damit sie nicht suchen müssen, schicke ihnen diesen Link, der auch zurück zur Übersicht führt: Freundschaftsreise nach Brasilien 2016


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