Buenos Aires – Puerto Madero

Puerto Madero, das ist nicht nur ein Hafen, sondern ein junger Stadtteil von Buenos Aires, der erst seit seiner Neugestaltung für Buenos Aires ein sehenswerter Anziehungspunkt wurde. Der Name „Madero“ legt nahe, dass dort früher Holz verladen wurde. Das ist jedoch falsch, denn der Hafen wurde nach seinem Erbauer „Eduardo Madero“ benannt, welcher 1882 den Auftrag erhielt für Buenos Aires einen neuen Hafen zu bauen, in dem auch Schiffe einlaufen konnten. Zuvor war das nicht möglich, weil der Rio de la Plata nicht tief genug war und somit die Schiffe, vor Reede liegend, entladen werden mussten.

Bereits zehn Jahre nach seiner Fertigstellung war er aber schon wieder veraltet und wurde durch den „Puerto Nuevo“ ersetzt, der noch heute genutzt wird. „Puerto Madero“ verfiel und verkam zu einem Schandfleck. Das lag wohl auch daran, dass die Verantwortung für die rund 170 Hektar Hafengebiet, zuvor auf die Hafenverwaltung, die argentinische Bahngesellschaft und die Junta Nacional de Granos (Nationale Getreide-Runde) aufgeteilt war während die Stadt Buenos Aires selbst keinen maßgeblichen Einfluss oder eben auch kein dringendes Interesse hatte.

Das änderte sich am 15. November 1989, als das Ministerio de Obras y Servicios Públicos (Ministerium für Arbeit und Öffentliche Dienste), das Ministerio del Interior (Innenministerium) und die Stadtverwaltung von Buenos Aires einen Kooperationsvertrag für eine Gesellschaftsgründung „Corporación Antiguo Puerto Madero“ (Kooperation Alter Hafen Madero) unterzeichneten. Damit war der Weg für die Urbanisierung von Puerto Madero frei.

Dabei wurde dann aber nicht gekleckert, sondern geklotzt, wie man bei uns sagen würde. Mit Hilfe internationaler Investoren wurden die alten Warenhäuser in Lofts, Büros, private Hochschulen, Hotels und Restaurants umgewandelt. Auch weltbekannte Architekten, wie Norman Foster brachten sich ein. Puerto Madero wurde zu einem der hipsten und teuersten Viertel in Buenos Aires, welcher Jung und Alt gleichermaßen anzieht und fasziniert.

– Eine moderne Skyline –

Selbst zu den härtesten Krisenzeiten Argentiniens lagen die Immobilienpreise im Puerto Madero auf dem Niveau internationaler Topimmobilien und stellten so eine der wenigen sicheren Geldanlagen innerhalb Argentiniens für die Besitzer von großen Vermögen dar.

– Puerto Madero –

Der Kern des Hafens besteht aus vier Becken, genannt Diques („Stauseen“), die in einer Reihe angelegt wurden. Genutzt werden die Hafenbecken nur noch zu Freizeitzwecken. Neben einem kleinen Bereich, in dem der Yacht-Club mit seinen Booten angelegt ist liegen in den Becken die Museumsschiffe „Corvette Uruguay“ und „Fregatte Sarmiento“ – beide Schiffe können tagsüber besichtigt werden, insofern sie nicht für irgendwelche Veranstaltungen gebucht wurden. Ansonsten werden die Becken nur noch von einigen wenigen Wassersportlern zum Paddeln oder Rudern genutzt.

Die vier Hauptbecken sind über zwei Schleusen, jeweils an den gegenüber liegenden Seiten, mit zwei weiteren Hafenbecken verbunden, die zum Rio de la Plata hin offen sind. Lediglich in diesen herrscht noch ein wenig maritime Aktivität weil dort Fähren nach Uruguay ablegen. Für die sonstige gewerbliche Schifffahrt hat Puerto Madero heute keine Bedeutung mehr. Die alten Hafenkräne, welche sogar teilweise in Deutschland hergestellt wurden, sind nun fixiert und erinnern nur noch als dekorative Ausstattung an ihre ehemalige Arbeit.

– In diesem Becken legt der Buquebus nach Uruguay ab –

Entlang der vier Hafenbecken, auf der der Stadt zugewandten Seite des Hafens, stehen noch die alten, aber durchrenovierten Lagerhäuser in welchen teilweise die Katholische Universität und einige Unternehmen die oberen Etagen belegen. Im Erdgeschoß finden sich überwiegend hervorragende, aber auch nicht gerade billige Restaurants.

– Die Katholische Universität UCA –

Die Porteños (so nennen sich die Bewohner von Buenos Aires) lieben es gut, schick und teuer auszugehen. Die Preise sind auch für argentinische Verhältnisse hoch. Wegen der hohen Dichte an Restaurants wachsen sie jedoch auch nicht in unerschwingliche Höhen, so dass ein Besuch von Buenos Aires durchaus mit einem Restaurantbesuch im Puerto Madero gekrönt werden kann.

– Spitzenrestaurants in den alten Lagerhallen –

Rund um den Puerto Madero herum und auch in seiner weiteren unmittelbaren Umgebung befinden sich weitere Unterhaltungseinrichtungen, wie der Lunapark, in dem ein wechselndes Programm angeboten wird. Jetzt war beispielsweise der Cirque du Soleil mit einem Programm dort. An einem Ende des Hafens befindet sich ein weiteres Veranstaltungshaus, in dem (natürlich) „Madero“ Tango vorgeführt wird. Die abends auffällig häufig anzutreffende Garderobe am Puerto Madero (insbesondere am Wochenende) besteht aus Abendkleid und Anzug.

Wer tagsüber in den Puerto Madero kommt, dessen Blick fällt sofort auf die dem Rio de la Plata zugewandten Seite. Die moderne Architektur mit immer höheren Wolkenkratzern, die sich weiterhin im Bau befinden, überrascht zunächst, denn die Gebäude sind so anders als der Rest von Buenos Aires.

– Beste Wohnlagen –
– Alt und Neu dicht nebeneinander –

Man sollte, so es die Zeit zulässt, einmal auf die Seite mit den neuen Hochhäusern wechseln, wenngleich es nicht auf Anhieb attraktiv erscheint durch diese hindurch zu gehen. Es lohnt sich jedoch auf die andere Seite dieser Hochhäuser zu gehen, denn die Bebauung endet abrupt. Hinter ihr gibt es eine Straße und eine lange Promenade, deren Sinn und Zweck sich nicht sofort erschließt.

– Auch hier beschützt die Meeresgöttin Yemanjá die Seefahrer –

Vor allem fragt man sich warum die Promenade so massiv gegenüber einer dahinter liegenden „Wiese“ durch Gitter abgesperrt ist. Erst bei genauerem Hinsehen erkennt man, dass sich die „Wiese“ bewegt und zwar sehr langsam. Tatsächlich ist die „Wiese“ nämlich keine Wiese, sondern eine kleine Lagune auf der eine Unzahl von grünen Pflanzen (ähnlich dem Entenkraut) schwimmen, die dicht zusammen die Oberfläche abdecken und das Ganze wie eine Wiese erscheinen lassen.

– Das ist keine Wiese –

Ich vermute, dass sich da so mancher schon vertan hat und statt auf einer Weise plötzlich im Wasser lag. Anders kann ich es mir nicht erklären, warum man den Bereich so abgesperrt und abgeschirmt hat.

– Argentinische Stars säumen die Promenade –
– Der berühmteste Pilot Argentiniens –
– Dieser Bus fährt keine Helden mehr –

Als ich am späteren Nachmittag dort entlangging war auf der Promenade nicht allzu viel los. Dennoch lässt die hohe Anzahl von mobilen Grillbuden vermuten, dass es da eine Tageszeit geben muss zu der die Promenade gut bevölkert sein wird – vielleicht mittags? Ich weiß es nicht. Gegen Abend und auch schon bei eintretender Dunkelheit war jedenfalls nicht allzu viel los da.

Kommt man rechts oder links am Ende der Promenade an, so trifft man auf ein Tor welches den Zugang zu einem Naturschutzgebiet bildet. Das Naturschutzgebiet liegt zwischen dem Puerto Madero und dem Rio de la Plata. Es wurden Wege angelegt auf denen man durch dieses Naturschutzgebiet gehen kann. Ich fand es faszinierend so nahe an der pulsierenden Stadt so unvermittelt in der Natur zu stehen.

– Der „Natur-„Park –
– Gemächliches Radeln ist erlaubt –
– Die Wege scheinen unspektakulär … –
– … aber dann erscheint die Skyline … –
– … im Gegenspiel mit der Natur –

Das Terrain ist etwa 350 Hektar groß. Anders als vermutet ist es jedoch nicht natürlichen Ursprungs, sondern wurde aufgeschüttet, um dort Platz für ein geplantes Immobilien-Großprojekt zu schaffen. Dieses Vorhaben wurde jedoch zugunsten eines Reservats aufgegeben. Heute fungiert es als grüne Lunge des Zentrums von Buenos Aires. Der Natur wurde weitgehend freien Lauf gelassen, was Vegetation und Tierwelt betrifft. So hat man heute diesen vollkommen überraschenden Übergang aus der lebhaften Stadt durch die modernen Hochhäuser hinein in ein Stückchen echte Pampa direkt zwischen Großstadt und Rio de la Plata. Nachts ist der Zutritt verboten.

Ich ging bei sich langsam setzender Sonne durch den Park, der auch mit dem Fahrrad langsam durch radelt werden darf. Tiere habe ich nur wenige, insbesondere Vögel gesehen. Dennoch ist es schon interessant durch das Schilfgras hindurch den Sonnenuntergang zwischen den modernen Hochhäusern beobachten zu können.

– Es gibt nur wenige Stellen mit Zugang zum Rio de la Plata –
– Dieser Steg gehört zu einem Angelclub und ist nicht zugänglich –
– Auf einigen Flächen ist Sport möglich –

Auf dem Rückweg – es war inzwischen Nacht geworden – kam ich wieder zu den Becken des Puerto Madero. Das Bild hatte sich vollkommen verändert und es schien so, als hätte der Hafen nur darauf gewartet, dass es endlich dunkel würde. Es war nun lebhaft und aus mehreren Ecken des Hafens hämmerte der Bass von Musikanlagen über die Wasserflächen. Das fiel mir umso mehr auf, da ich doch gerade aus der Stille des Naturparks gekommen war. Dies war also der Platz, an dem die mediterrane Tradition des abendlichen Flanierens in Argentinien seine Fortsetzung fand.

– Die Fregatte Sarmiento hell erleuchtet –
– Die Frauenbrücke wechselt beständig ihre Farben –

Zugegeben – auch in anderen Stadtteilen von Buenos Aires waren jetzt die Leute unterwegs, aber nirgends wirkte es so maritim und gut abgeschirmt vom Straßenlärm, wie eben hier. Die Straßen, insbesondere jene hinter den Lagerhäusern vorbeiführende, waren zwar auch sehr belebt, aber es schien dennoch keinen Einfluss auf die gesamte Szene zu haben. Allenfalls eine gelegentlich mit viel Getöse langsam die Schienen entlang fahrende Diesellok zog Aufmerksamkeit auf sich.


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