Día de los Niños in Uruguay

Nach altchristlichen Bräuchen wurden Geschenke vom St. Nikolaus am 6. Dezember an Kinder verteilt. Heute legt die dicke rote Werbefigur einer nordamerkanischen Cola-Firma gelegentlich noch etwas in die Schuhe. Danach setzt er sich wieder auf seinen Stuhl im Shopping Center und heizt die allmählich euphorisierten Kids weiter an ihre Eltern zu gängeln. Die Regale sind noch voll und ihre Inhalte müssen unbedingt unter das Volk gebracht werden.

Zum Glück hat es die evangelische Kirche nicht so mit dem Heiligenkult der katholischen Kirche und verlegte die Bescherung einfach auf die Nacht von 24.12. nach 25.12. und zwar im Anschluss an die Christmette. Schon war ein weiterer Tag geschaffen, der sich heute prima für Konsumdruck nutzen lässt.

Da man in der Werbeindustrie inzwischen etwas weiter ist werden am sogenannten Heiligabend nicht nur die Kinder beschenkt, sondern die Erwachsenen beschenken sich inzwischen auch noch gegenseitig. Das ist gut so, denn ihre Wünsche sind oft noch teurer und machen mehr Umsatz, als ein paar Kekse und eine Holzeisenbahn.

„Weil jüngere Kinder nicht unbedingt bis Mitternacht aufbleiben können, hat man in Deutschland das „Engelchen“ etwas früher angefordert und die Bescherung auf den frühen Abend vorgezogen.“ Das war die offizielle Begründung der siebziger Jahre. Tatsächlich ging es aber wohl um die Geschenke der Erwachsenen.

Wie soll man denn den neuen Pelzmantel publikumswirksam der Gemeinde vorführen, wenn es ihn erst nach der Christmette (bzw. Weihnachtsmesse) gibt? 😉 An manchen Orten sprach man schon von der berühmten „Pelzparade“. Nun, da der Naturpelz ein wenig in Verruf geraten ist richtet sich in vielen Kirchen inzwischen wieder der Blick nach vorn auf das Wesentliche.

– Santa der Weiße –

In Uruguay besucht, wer will, am 25.12. eine Weihnachtsmesse, denn die wird auch in Uruguay schön zelebriert. Trotz der Trennung von Staat und Kirche ist Uruguay noch immer ein Land in dem über die Hälfte der Bevölkerung dem evangelischen oder katholischen Glauben angehört und diesen Glauben auch überwiegend praktiziert.

Und trotzdem ist in Uruguay dieser Weihnachtsabend des 24.12. in vielen Familien auch nur ein weiterer warmer Sommerabend, der ideal zum gemeinsamen Grillen ist und in den die Klischees von Schnee und Kälte nicht wirklich hinein passen. Vielerorts verabschieden sich die Männer gegen Mitternacht, um auf den Straßen Böller und Raketen abzuschießen, als würde man für den Silvesterabend üben.

Stellt sich die Frage warum beschenkt man sich denn eigentlich zu Weihnachten überhaupt? Es sind doch nicht wir, die Geburtstag haben – zumindest gilt das überwiegend. Lässt man einmal die Werbewirtschaft außen vor, so kommt der nächste Weihnachtstermin ins Spiel; der 6. Januar. Es ist der Tag an dem an die „Heiligen Drei Könige“ gedacht wird. Waren es nicht die, welche mit ihren Geschenken für den gerade geborenen Jesus diesen ganzen Trubel in Gang brachten?

Geschenke zur Geburt? Ja, warum nicht, man gönnt doch jedem einen guten Start ins Leben! Ich frage mich allerdings noch immer warum das mit den Geschenken jedes Jahr wiederholt werden muss. Die „Heiligen Drei Könige“ haben sich doch nachher auch nicht mehr sehen lassen. 😉

Zumindest ist es so, dass in vielen spanischsprachigen Ländern am Tag der „Heiligen Drei Könige“, also dem 6. Januar, die Geschenke für die Kinder kommen. Hübsch verpackt wird das an vielen Orten zelebriert und beginnt zumeist damit, dass die Kinder ihre Wunschliste an die „Heiligen Drei Könige“ schicken.

Heute verwenden einige Eltern statt des Wortes „Wunschliste“ lieber das Wort „Bestellliste“ und ich will nicht verschweigen, dass mir mein Sohn bereits vor einigen Jahren einen Link per Mail schickte, der mich auf ein ausgefülltes Formular im Internet führte. Ich brauchte nur noch die Kontodaten einfügen! 😉

Auch in Uruguay ist der 6. Januar der Tag an dem es die Geschenke gibt. Aber der Tag ist nicht den „Heiligen Drei Königen“ gewidmet, sondern den Kindern, denn seit Uruguay ein säkularer Staat ist gibt es in dem Land keine Feiertage mehr, die einen kirchlichen oder überhaupt religiösen Namen haben, selbst wenn man als gewisses Zugeständnis die Termine in vielen Fällen beibehalten hat. So heißt der 6. Januar heute in Uruguay „Día de los Niños“, der Tag der Kinder. In einem ohnehin entspannten Land wie Uruguay ist damit klar wer zu beschenken ist.

Die Angebetete muss sich einen anderen Tag für ihre Geschenke aussuchen. Dafür wurde dann der Valentinstag geschaffen! Man beachte, dass der „Valentinstag“ ein „Ersatztermin“ für die Geschenke ist, die es Weihnachten nicht gab und nicht ein zusätzlicher Anlass, wie uns Männern oft mit runden Augen vorgegaukelt wird. 😉

Wie auch immer – ich bin überzeugt, dass sich auch in Uruguay in diesem Jahr nicht nur die Kinder beschenken ließen. In dem Sinne wünsche ich einen schönen Weihnachtsabschluss. Ruht Euch ein wenig aus, denn in Kürze beginnt der Karneval!