Karneval in Uruguay

Den uruguayischen Karneval gibt es seit 1905. Offizieller Veranstalter ist seit 1952 der DAECPU (Directores Asociados de Espectáculos Carnavalescos Populares del Uruguay), frei übersetzt die „Assoziierten Leiter der beliebten uruguayischen Karnevalsspektakel“. Diese Organisation hat seitdem die Geschichte des uruguayischen Karnevals entscheidend geprägt.

Die drei Hauptkomponenten des uruguayischen Karnevals sind Theater- und Musikaufführungen, Paraden und Umzüge sowie Tanzveranstaltungen.

Die Theater- und Musikaufführungen finden hauptsächlich im „Teatro de Verano – Ramon Collazo“ einem Freilufttheater im Stadtteil Parque Rodó, nahe der Rambla, bzw. dem Rio de la Plata statt. Während der Karnevalssaison treten nahezu allabendlich bis zu vier Gruppen vor bis zu 4.000 Zuschauern auf und präsentieren im Rahmen eines Wettbewerbs ihre Programme in den Kategorien „Murga“, „Parodistas“, „Humoristas“, „Revista“, „Samba-Schulen“ und „Sociedad de Negro y Lubolos (Comparsas)“. Selbstverständlich werden die Auftritte auch im Fernsehen übertragen.

– Teatro de Verano – Ramon Collazo –

Die Paraden und Umzüge lassen sich in zwei verschiedene Typen unterscheiden. Es beginnt mit den zwei Paraden über die zentrale Hauptstraße Montevideos, die Avenida 18 de Julio. Damit wird der offizielle Teil des Karnevals eröffnet. In der ersten Parade präsentieren sich alle möglichen Gruppen, die bunt gemischt die unterschiedlichsten Themen präsentieren. Es gibt Musik-, Tanz- und Fußgruppen, große und kleine Festwagen und gelegentlich hat es auch einen Hauch von Love Parade.

– Viel los auf der Avenida 18 de Julio
– Das ist NICHT Brasilien –
– Geschafft – Ein Gruppenfoto zum Abschluss –

Die zweite Parade, einen Tag später, legt den Schwerpunkt näher an den typischen südamerikanischen Karnevalsthemen, wie Comparsas und Sambagruppen. Es übernehmen allmählich die durchgehend engagierten Gruppen und Einrichtungen des uruguayischen Karnevals. In diesem Jahr (2017) finden diese Paraden entlang der Avenida 18 de Julio am 19. und 20. Januar statt.

Als zweiten Typus präsentieren sich einige Tage später die sogenannten „Llamadas“. Sie sind die typischste Ausprägung des uruguayischen Karnevals. Seit 1956 gibt es diese von den „Sociedades de Negros y Lubolos“ organisierten Gruppen, die „Comparsas“ genannt werden und zu einem Klassiker der Stadt Montevideo wurden. Zunächst müssen sich die Gruppen einem Auswahlverfahren stellen, denn es gibt über das ganze Land verteilt solche Gruppen, die ebenfalls teilnehmen möchten. In der Regel beteiligen sich um die 40 Gruppen an den Umzügen, die vom Abend bis hinein in die Nacht stattfinden.

Angeführt von ihren großen Fahnen präsentieren die Gruppen in einer ganz bestimmten Abfolge bestimmte typische Themen des südamerikanischen Karnevals. Den Abschluss bildet in der Regel eine große Gruppe von Candombetrommlern, welche dem ganzen einen afro-uruguayischen Flair geben. Die Umzüge führen durch die Straße Isla de Flores im Stadtteil Palermo.

Es gehört viel Disziplin, Organisation und Abstimmung dazu diese Gruppen so weit zu bringen, dass sie bei ihren Auftritten gut wirken. Aus dem Grunde hört man die Trommeln des Candombe eigentlich das ganze Jahr über in Uruguay, besonders an den Wochenenden, wenn sich die Gruppen in den Seitenstraßen zum üben treffen. Typische Stadtviertel, in denen eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht am Wochenende eine übende Gruppe anzutreffen sind Barrio Sur und Palermo.

– Candombe in der Isla de Flores

Seit September 2009 steht der Candombe auf der „Repräsentativen Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit“ der UNESCO. In diesem Jahr (2017) finden die Umzüge der Llamadas über die Isla de Flores am 9. und 10. Februar statt.

– In der Isla de Flores

Eine tolle Besonderheit ist es, dass entlang der Umzüge Bänke aufgestellt werden, denn es dauert einige Stunden bis die letzten Gruppen passiert haben. In der Regel enden die Umzüge erst weit nach Mitternacht. Man kann sich im Vorfeld der karnevalistischen Umzüge zu akzeptablen Preisen an öffentlichen Verkaufsstellen Sitzplatzkarten besorgen und dann da einen gemütlichen Abend verbringen.

Die Tanzveranstaltungen finden parallel zum „Teatro del Verano“ dezentral in den vielen unterschiedlichen Stadtteilen von Montevideo und auch im ganzen Land statt. Man spricht von Tablados (Plattformen) wo sich auch die anderen karnevalistischen Gruppen präsentieren und insbesondere ihre Fans mobilisieren. Denn häufig geht es auch darum einen Wettbewerb zu gewinnen. Man zählt derzeit sechs professionell betriebene und 16 ehrenamtlich betriebene Tablados in Montevideo. Hinzu kommen weitere mobile Plattformen, die nur für einige Tage an verschiedenen Standorten aufgebaut und betrieben werden.