Brasilien 2016 – Tag 5 – Palmenwald nach Joinville

Für den heutigen Tag war wieder ein Umzug angesagt. Aber nicht nur, dass es an der Zeit war unsere Pousada in Pomerode zu verlassen, um nach Joinville zu fahren, nein es gab auch einen Fahrerwechsel. Statt Dieter chauffierte uns nun sein Chef Alidor. Ich hatte so vieles auf der Route vorgesehen, was selbst für ihn neu war, dass er es sich nicht nehmen lassen wollte die Reise persönlich zu steuern.

Nachdem gefrühstückt, abgerechnet und alles im Van verstaut war ging es los. Eile war heute morgen nicht vonnöten. Unser erstes Etappenziel war bereits in Jaraguá do Sul. Dort hat der Eigentümer einer Bekleidungsfabrik einen schönen Park angelegt, der inzwischen zu einem „verwunschenen“ Palmen- und Bambuswald herangewachsen ist. Soweit ich weiß wird das inzwischen über eine Stiftung verwaltet. Das Schöne daran – der Zutritt ist jedermann gestattet, kostenlos und man kann mit dem eigenen Fahrzeug hindurch fahren.

Es ist toll mit dem Fahrzeug langsam durch diesen Wald zu fahren. Es hat etwas Mystisches und Exotisches an sich. An einer Stelle ist der Bambus so dicht zusammengewachsen, dass man den Eindruck hat durch eine Kathedrale zu fahren.

– Durch den Palmenwald –
GOPR9714-4 (c)– Heute machen wir „blau“ –
2015-10-13 Parque Malvee (33c)– Wege ins Unbekannte –
2015-10-13 Parque Malvee (8c)– Einfahrt in die (Bambus-)Kathedrale –
GOPR9714-6 (c)– Vom Bambus umgeben –
2015-10-13 Parque Malvee (14c)– Urzeitliche Begegnungen –
2015-10-13 Parque Malvee (21c)– Ein Teich mit Tretbooten –
GOPR9714-15 (c)

Ich war überrascht, als Alidor mir erzählte, dass er gar nicht wusste, dass man mit dem Auto durch den Wald fahren konnte. Er wohnt doch quasi in der Nachbarschft und wenn das jetzt schon neu für ihn war, dann …  🙂

In dem Park befinden sich zwei Restaurants. Eines davon in einem alten Fachwerkgebäude, welches aber leider während unseres Besuchs renoviert wurde und deshalb geschlossen war.

– Leider wegen Renovierung geschlossen –
2015-10-13 Parque Malvee (39c)

Es gibt noch ein weiteres, größeres Restaurant mit gutem und sehr preiswertem Buffet, was aber leider auch ein wenig an eine Kantine erinnert. Eigentlich wollte ich den Mitreisenden das nur zeigen und falls jemand schon Hunger habe Gelegenheit geben eine Kleinigkeit zu essen, denn das Essen ist hier gut und enorm preiswert.

Begrüßt wurden wir von einem Herrn, der sich präsentierte wie der „Majordomus“, den ich aber bei meinen vorhergehenden Besuchen nie angetroffen hatte. Wollte das Restaurant etwas Neues bieten? Er zeigte uns alles mögliche vom Buffet, stellte uns das Personal vor und bereitete uns einen Tisch. Bis dahin – soweit so gut. Aber dann setzte er sich zu uns und redete viel unsinniges Zeug.

Mir wurde die Geschichte langsam aufdringlich und lästig. Also erkundigte ich mich beim Chef des Hauses welche Aufgabe dieser Herr denn wahrnehme. Der Restaurantchef erwiderte mir, dass auch diese Person lediglich ein Gast sei und nicht zum Personal gehöre. Daraufhin bat ich ihn, uns von dem Menschen zu „befreien“.

Es gab ein kurzes Gespräch zwischen den beiden, woraufhin der „Majordomus“ wild gestikulierend und protestierend unseren Tisch verließ und wie von einer Tarantel gestochen mal aus dem Restaurant lief, dann wieder herein kam, mal in der einen Ecke mal in der anderen Ecke schnaufte und schmollte, bis er schließlich vollends verschwand.

Nun, zumindest hatte diese Episode dazu geführt, dass wir uns alle am Buffet bedient hatten und am Ende gestärkt das Restaurant verlassen konnten. Ich brauchte mir über einen weiteren Verpflegungsstop keine Gedanken mehr machen. 😉

An der Kasse beobachtete ich dann noch eine Geschichte, die mir noch nie untergekommen war. Da bot sich einer von Dreien an, die Gesamtrechnung seiner Gruppe mit Kreditkarte zu zahlen. Die beiden anderen zahlten ihm ihren Rechnungsbetrag in bar und rundeten dabei ihren jeweiligen Anteil ein wenig auf. Von der Kreditkarte ließ der Dritte dann aber lediglich den Rechnungsbetrag abbuchen, ohne selbst irgendein Trinkgeld zu hinterlassen oder gar das „Aufgerundete“ der anderen weiter zu reichen. Der Geiz kennt offenbar viele Tricks und Varianten! 😉

– Großzügiger Grillplatz für Viele –
GOPR9714-1 (c)

Wer es noch günstiger haben will hat übrigens in dem Park noch eine weitere schöne Option. Unter einem großen Hallendach hat man eine Vielzahl von Grillplätzen eingerichtet. Dort kann man mit seinem Fahrzeug vorfahren und an einer der Grillstationen seine Speisen im Kreise seiner Freunde oder Familie zubereiten und einnehmen.

Es befinden sich Spielplätze für Kinder in unmittelbarer Umgebung. Auf dem See gibt es Tretboote und selbstverständlich kann man nach Lust und Laune durch den Wald wandern. Ich finde, dass dieser Park eine tolle Idee des Firmeninhabers war, um Mitarbeitern und Gemeinde etwas Sinnvolles zurück zu geben. Die Dichte an Superreichen ist in Jaraguá do Sul übrigens am höchsten in ganz Brasilien, was einigen Großbetrieben zu verdanken ist. 😉

Wir verließen den Park und Alidor steuerte auf Joinville zu. Das bedeutet in Jaraguá do Sul aber zunächst einmal zu sehen, dass man aus der Stadt wieder heraus kommt. Es beruhigte mich, dass auch Alidor eine knappe Stunde brauchte bis er durch die Stadt hindurch und aus ihr heraus war. Ich dachte immer dass es an meiner persönlichen Unfähigkeit läge nicht schneller da durch zu kommen. 😉 Offensichtlich ist die Stadt doch über eine so große Fläche verteilt, dass auch Ortskundige die gleichen Schwierigkeiten haben wie ich.

– Eine Stunde durch Jaraguá do Sul –
GOPR9715 (c)

In Joinville angekommen hielten wir zuerst bei der Touristeninformation in der Nähe der Autobahn. Nicht, dass wir unser gebuchtes Hotel nicht hätten finden können, es ging mir um eine andere Angelegenheit, die mir schon seit einiger Zeit Kopfschmerzen bereitete.

Ich hatte vor auf einem Ausflugsschiff eine Fahrt nach São Francisco do Sul, der drittältesten Stadt Brasiliens und der ältesten hier im Süden überhaupt, zu unternehmen. Die Kommunikation mit dem Betreiberunternehmen gestaltete sich jedoch per Mail rechts schwierig, zumal man für Buchungen über das Internet in Brasilien oft eine brasilianische Steuernummer braucht, die ich aus ganz bestimmten Gründen bewusst nicht haben will und auch kein Tourist bekommt.

Also hoffte ich die Buchung über just dieses Tourismusbüro vornehmen zu können. Dort erläuterte ich mein Problem und die Dame, übrigens auch eine Nachfahrin von deutschen Immigranten, die noch etwas Deutsch sprach, rief die Firma an. Es gab ein hin und her. Die von mir reservierten Plätze waren noch verfügbar, mussten aber unverzüglich bezahlt werden, damit die Buchung für uns sicher war.

Ich erklärte die Situation der Gruppe und erhielt von einem Paar sofort das Geld zur Buchung. Bei dem anderen Paar gestaltete sich das etwas komplizierter, weil sich die Plätze auf dem Oberdeck des Schiffes befanden und nicht sicher war, ob die zu reservierenden Plätze auch von der Persenning vollständig beschattet wurden.

Der Begriff „Ja, aber ungern!“ wurde für mich zum Inbegriff einer gewissen Lebenseinstellung, denn es war nicht das letzte Mal, dass ich damit auf dieser Reise konfrontiert wurde. Letztlich buchten und zahlten Alle, wenn auch teilweise „ungern“. 😉 Es war für mich dann aber auch das letzte Mal, dass ich engagiert versuchte für meine Ausflüge zu werben, denn was bringt es schon wenn jemand „nur ungern“ mitmacht?

Sagte ich schon, dass die Thermometer zu der Zeit rund 42°C anzeigten?

Anschließend fuhren wir zum Hotel und bezogen unsere Zimmer. Es dauert natürlich immer etwas bis man sich eingerichtet hat, was nicht nur bedeutet die Koffer zu öffnen und (teilweise) auszupacken, sondern auch einen Internetzugang herstellen, Mails checken, ggf. beantworten, sich über die aktuellen lokalen Möglichkeiten zu informieren und nebenbei noch ein bisschen „frisch machen“. 😉 Außerdem wollte ich mich noch mit einem Geschäftspartner aus Joinville treffen und musste ihm anzeigen, dass ich inzwischen eingetroffen war.

Das Hotel befand sich im Zentrum der Stadt. In der Nähe waren nicht nur viele Bars, sondern auch internationale Restaurants mit z.B. mexikanischen, australischen, spanischen, arabischen und natürlich auch deutschen Angeboten, also hinreichend viel Auswahl.

– Im „Biergarten“ (Der Laden heißt so 😉 ) –
2015-10-09 Joinville BVB– Jaja, die hier sind auch Willkommen! 😉 –
2015-10-09 Joinville BM

Zum späteren Nachmittag hin trafen wir uns und ich führte die Gruppe durch das Zentrum der Stadt. Zeigen wollte ich in jedem Fall die Palmenallee, die bereits vieles erlebt hatte und heute zu einer Fußgängerzone umgebaut ist. Die meisten dieser Königspalmen (damals 56 Stück) wurden im botanischen Garten von Rio de Janeiro gezogen und um 1873 hier eingepflanzt.

– In der Innenstadt von Joinville –
2015-10-09 Joinville (11c)– Abends in Joinville –
2015-09-19 FLN - Fahrt nach Joinville (10c)– Palmenallee in Joinville –
2015-09-19 FLN - Fahrt nach Joinville (14c)– Palmenalle mit Nationalem Einwanderermuseum –
2015-09-19 FLN - Fahrt nach Joinville (20c)– Nationales Einwanderermuseum –
2015-09-19 FLN - Fahrt nach Joinville (18c)– Auch der Zeppelin kreiste schon über Joinville –
2015-09-19 FLN - Fahrt nach Joinville (19d)

Als wir in der Palmenallee waren fing es leicht an zu regnen und wir retteten uns in das „Mueller“-Shopping Center bevor es richtig zu schütten begann.

– Mueller Shopping –
2015-10-09 Joinville (1c)

Das war jetzt nicht das was ich mir für diesen Abend vorgenommen hatte, aber irgendwie hielt uns das Wetter jetzt gefangen. Zunächst versuchte ich den Regen irgendwie an einer Bar im Shopping Center zu überbrücken.

Als es aber auch nicht aufhören wollte zu regnen bestellten die ersten schon ein paar Kleinigkeiten, wie Pommes, etc. – nicht gerade kulinarische Highlights angesichts des Angebotes in den umliegenden Restaurants. Aber keiner wollte durchnässt werden und außerdem habe man ja auch schon zu Mittag viel gegessen … 😮 .

Am Ende war auch ich so weit mich mit einer gefüllten Kartoffel zu begnügen. Die ist übrigens in Santa Catarina sehr beliebt, als angeblich typisch deutsches Gericht. In Deutschland habe ich die so aber noch nirgends gesehen! 😉

Als dann endlich der Regen eine kleine Pause einlegte nutzten wir diese, um schnell zu unserem nur 400 Meter entfernten Hotel zu laufen. Dort ging es direkt in die Falle.


Hier geht es weiter: Brasilien 2016 – Tag 6 – Donner und Kanonen


Ich hoffe, dass die Geschichte bisher gefallen hat. Falls ja, warum nicht die eigenen Freunde darauf aufmerksam machen? Damit sie nicht suchen müssen, schicke ihnen diesen Link, der auch zurück zur Übersicht führt: Freundschaftsreise nach Brasilien 2016


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