Der längste Karneval der Welt

In meinen Neujahrsgrüßen hatte ich bereits angedeutet, dass ich mich in der folgenden Zeit weiteren Themen zuwenden werde. Nachdem im letzten Jahr meine „Freundschaftsreise“ die Inhalte hier bestimmte sollen nun andere Länder und Geschichten hinzukommen und so für ein wenig Ausgleich im Hinblick auf ganz Südamerika sorgen.

Selbstverständlich wird Brasilien weiterhin ein Thema für mich bleiben, zumal in meinen Erzählungen noch einige Lücken zu füllen sind und ein so großes Land mit so reichhaltiger Natur und Kultur nicht mit einigen wenigen Berichten beschrieben werden kann.

Verraten hatte ich bereits, dass ein Thema dieses Jahres die Gauchos sein werden, also die Cowboys des „Wilden Südens“. Ich möchte noch ein weiteres Thema hinzu fügen, welches auch an anderen Stellen der Welt in den kommenden Wochen die Menschen bewegen wird, den Karneval. Ich werde mich jedoch auf den „längsten Karneval der Welt“ konzentrieren.

Wer jetzt glaubt, dass ich weiter und tiefer in den Karneval von Rio de Janeiro einsteigen wolle, irrt. Es geht überhaupt nicht um Karneval in Brasilien, obwohl es auch in Brasilien weitere Karnevalstraditionen gibt, die mit denen von Rio nicht im geringsten vergleichbar und trotzdem schön sind, wie zum Beispiel der Karneval in Salvador de Bahia oder in Olinda bei Recife.

Ich werde mich um den Karneval von Uruguay kümmern. Ich sehe schon Eure erstaunten Gesichter: Uruguay? Ist es nicht so, dass nahezu jeder Filmbericht über Uruguay damit beginnt eine Landkarte zu zeigen, um den Zuschauern eine Vorstellung zu vermitteln wo sich dieses Land überhaupt befindet? Und ausgerechnet da soll es den längsten Karneval der Welt geben?

Man mag es glauben oder nicht, aber das ist in der Tat so. Ich möchte hinzufügen, dass ich ihn sogar ganz klasse finde, obwohl ich kein ausgewiesener Jeck bin und bisher auch eher die Rolle eines staunenden Betrachters eingenommen habe!

Was bedeutet denn „der längste Karneval der Welt“, immerhin laufen an vielen Orten der Welt das ganze Jahr hindurch die Vorbereitungen für den nächsten, den kommenden Karneval? Diese vorbereitenden Tätigkeiten im Hintergrund will ich nicht mitzählen, denn selbstverständlich üben nicht nur in Uruguay die großen Gruppen und Vereine das ganze Jahr hindurch, um sich im kommenden Jahr bestmöglich präsentieren zu können.

Ich gebe mal einen Hinweis: In den meisten Ländern der Welt ist „am Aschermittwoch alles vorbei“, wie es schließlich auch so manches karnevalistische Lied in Deutschland thematisiert. Und Uruguay? Uruguay ist ein säkularer Staat, was bedeutet, dass die Belange von Staat und Religion strikt getrennt werden. Jeder kann seine Religion frei und ohne staatlichen Einfluss ausüben, solange es im Gegenzug die Geschäfte des Landes und die Freiheit der Gesellschaft nicht beeinflusst oder einschränkt!

Mit anderen Worten das Land kennt offiziell weder Weihnachten noch Ostern und entsprechend erst recht keinen Aschermittwoch! So gibt es für die Uruguayer keinen nachvollziehbaren Grund ein fröhliches Fest einfach so zu beenden, nur weil dem irgendwelche religiösen Bräuche und Riten entgegen stehen könnten. Bestenfalls fehlen einige Leute – was ich aber noch nicht feststellen konnte! 😉

Der Karneval in Uruguay ist umfangreich und hat viele Ausprägungen, die uns teilweise so nicht bekannt sind. Es wäre zu unübersichtlich das alles innerhalb eines einzigen Beitrages beschreiben zu wollen. So will ich es an dieser Stelle bei einem einleitenden Bericht belassen und ihn zunächst mit einem Ausblick auf einige der anstehenden Termine des Karnevals in Uruguay abschließen. In weiteren Berichten werde ich auf die unterschiedlichen Aspekte des Karnevals im einzelnen eingehen.

Bezüglich der nachfolgenden Terminaufstellung muss ich vorab anmerken, dass nahezu alle Veranstaltungen unter freiem Himmel stattfinden. So besteht trotz des Sommers eine gewisse Wetterabhängigkeit. Deshalb werden von den Veranstaltern die genauen Termine oft erst einige Tage vorher bestätigt und Planungen, die über vier Wochen hinaus gehen erst gar nicht veröffentlicht. Entsprechend kann ich selbstverständlich auch keine Garantie für die nachfolgend genannten Termine übernehmen:

Der Terminkalender:
Erste öffentliche Veranstaltungen und Auftritte fanden bereits seit Anfang Oktober 2016 statt zum Zwecke der Qualifikation für die Teilnahme an Umzügen und Theaterauftritten:

19. Januar 2017: Eröffnungsumzug
Ort: Hauptstraße von Montevideo, die „Av. 18 de Julio“

20. Januar 2017: Umzug der Sambaschulen
Ort: Hauptstraße von Montevideo, die „Av. 18 de Julio“

9. Februar 2017: Umzug erste Gruppen der Llamadas
Ort: Montevideo – Stadtteil Palermo, von „Carlos Gardel“ Ecke „Zelmar Michelini“ über die „Isla de Flores“ bis etwa Ecke „Yaro“

10. Februar 2017: Umzug zweite Gruppen der Llamadas
Ort: Montevideo – Stadtteil Palermo, von „Carlos Gardel“ Ecke „Zelmar Michelini“ über die „Isla de Flores“ bis etwa Ecke „Yaro“

ab dem 23. Januar bis zum 3. Februar nahezu täglich (Ausnahme 2. Februar) findet im „Teatro del Verano“ die erste Ausscheidungsrunde der Karnevalsaufführungen statt.

Für die weiteren Ausscheidungsrunden liegen mir noch keine Informationen oder Termine vor. Es ist aber davon auszugehen, dass es im „Teatro del Verano“ täglich eine Veranstaltung geben wird, insofern das Wetter mitspielt.

17 März 2017: Abschluss der Karnevalswettbewerbe mit der Proklamation der Sieger

Anschließend präsentieren sich die Gruppen, vor allem die Gewinner, noch bis etwa Ostern auf den verschiedensten Veranstaltungen. Sie reisen dabei auch durch das ganze Land. So tragen sie den Karneval gelegentlich auch noch nach Ostern weiter bis in die letzten Orte des Hinterlandes.