Festtag der Meeresgöttin Yemanjá

Wie doch die Zeit rast. Da habe ich glatt bei all meinen Vorbereitungen für die kommende Südamerikareise den Festtag der Meeresgöttin Yemanjá verschlafen. Er war gestern am 2.2.

Nun ja in Deutschland ist dieser Feiertag nicht ganz so wichtig, aber entlang der atlantischen Küste Südamerikas ist es ein besonderer Feiertag, zu dem sogar in dem säkularen Uruguay der Karneval für einen Tag unterbrochen wird.

Die Meeresgöttin Yemanjá, ist die wichtigste weibliche Gottheit der Umbanda-Religion, die sich sowohl vom Spiritismus als auch vom Candomblé ab abgrenzt. Umbanda integriert in ihrem Glaubenssystem christlich-katholische, indigene, kabbalistische bis hin zu hinduistischen bzw. buddhistischen Werte. Ursprünglich brachten afrikanische Bantu-Sklaven ihre Religion mit, in der sich heute Einflüsse aus sehr vielen unterschiedlichen Religionen vereinen.

Diese synkretistischen Glaubensrichtung findet heute in allen Bevölkerungsschichten Uruguays, aber auch in Brasilien und Argentinien Zulauf. Besonders stark ist dieser Glaube dort, wo man die eher „benachteiligte Bevölkerung“ vorfindet, wie die ärmere Bevölkerung, Homosexuelle und Transvestiten. Letztere erfreut, dass in diesen Glaubensgemeinschaften keine sexuelle Diskriminierung praktizieret wird.

In dem Sinne halten sich in Südamerika viele Leute alle Optionen offen. Am 2.2. wird eben die Meeresgöttin Yemanjá (es gibt verschiedene Schreibweisen, z.B. Iemanjá, Yemayá, Yemoja, Iemoja, Iemanya, …) gefeiert und die Menschen huldigen ihr an vielen Stränden Südamerikas. Im Jahr 2015 konnte ich einem solchen Fest am Strand von Ramirez in Montevideo beiwohnen.

Im Laufe des Tages besetzen die unterschiedlichen Priester und Priesterinnen mit ihren kleinen oder großen Gemeinden verschiedene Abschnitte am Strand, um dort dann ihre religiösen Handlungen durchführen zu können. Die Gläubigen erscheinen überwiegend in weiß gekleidet am Strand und bringen selbstgebastelte Schiffe, Blumen und vieles mehr mit. Ihre Gaben setzen sie auf das Wasser als Opfergabe, damit ihnen Yemanjá auch im kommenden Jahr ihre Wünsche erfüllen möge.

Begleitet wird die ganze Sache von einigen Bands, die eine eher an Afrika erinnernde Musik mit teilweise gleichförmigem Rhythmus spielen.

Zum Abend hin werden die verschiedenen Strandabschnitte, bzw. die von den Priestern abgegrenzten Bereiche mit Kerzen erleuchtet. Vor manchen von ihnen bilden sich lange Schlangen, denn viele Leute wollen sich über die Priester den persönlichen Segen der Meeresgöttin holen.

Da ich ohnehin nicht in dieser Religion allzu tief stecke und so auch nicht alles beschreiben kann stelle ich zwei kleine Videos ein, die ich vor einiger Zeit angefertigt hatte. Sie vermitteln einen schönen Eindruck von dem Fest.

Weil es aber so allen Klischees von Uruguay zu widersprechen scheint möchte ich noch einmal unterstreichen, dass sämtliche Aufnahmen an der Playa Ramirez in Montevideo entstanden sind.

Zum Abend hin beginnen die Priester und Priesterinnen mit der Segnung ihrer Gläubigen, wobei da nicht so genau hingesehen wird. Wer möchte ist eingeladen vorzutreten und sich segnen lassen.

Dabei achten die Priester und Priesterinnen darauf, dass ihre Kerzen gut brennen und auch die Gaben gut in dem Licht wirken. Wie das dann aussieht zeigt der nachfolgende kleine Film. Selbstverständlich hat das alles etwas sehr esoterisches, aber das ist in dem Falle ja auch so gewollt.