Das Große Wasser – Iguaçu – 01 – Übersicht

Beachtet man einmal nicht die Tiere sondern die sonstigen Hauptattraktionen eines Landes, so würde ich zu den „Big Five“ Brasiliens, „Rio de Janeiro“, den „Amazonas“, die „Caipirinha“, die „Fußballbegeisterung“ und die „Wasserfälle von Iguaçu“ zählen. Ja, ok, es gibt noch viel mehr, das weiß der Insider. Aber diese fünf Begriffe sind es, an die ein Reisender denkt, der das erste Mal nach Brasilien will und die er auch alle auf der ersten Reise gesehen und genossen haben will; ungeachtet der teilweise immensen Entfernungen zwischen ihnen.

Es fällt auf, dass die drei geographischen Highlights allesamt mit Wasser zu tun haben – sogar mit sehr viel Wasser. Über den Reiz der Strände von Copacabana, Ipanema und der weiteren Gewässer rund um Rio de Janeiro brauchen wir nicht streiten. Diese, von Brasilianern als „wunderbare Stadt“ bezeichnete Metropole, ist die „Nummer eins“ meiner Liste. Sie wäre ohne ihr Wasser und ihre Strände nicht vorstellbar. In der Regel ist sie auch das erste Ziel welches ein neuer Besucher in Brasilien ansteuert, oder zumindest Teil seiner ersten Reise.

Der Amazonas, als „Nummer zwei“ meiner Liste, gilt als der wasserreichste und nach letzten Messungen nun auch offiziell als der längste Fluss der Welt, mit 6.800 Kilometer knapp vor den 6.695 Kilometern des Nils. Seine Bedeutung für das Weltklima ist unbestritten und die Umweltsünden, die dort begangen werden wecken immer wieder unsere Aufmerksamkeit.

Als „Nummer drei“ bilden mit 20 großen und 250 bis 255 kleineren Wasserfällen, auf einer Länge von fast drei Kilometern, die Wasserfälle von Iguaçu (im spanischen geschrieben: Iguazu) den größten Wasserfall der Welt. Sie liegen in den Urwäldern Südamerikas, zum Teil auf brasilianischem (ca. 20%) und zum überwiegenden Teil auf argentinischem (ca. 80%) Staatsgebiet. Auf argentinischem Gebiet befinden sich auch die meisten und spektakulärsten Wasserfälle dieses Gesamtschauspiels. Von der brasilianischen Seite lassen sie sich aber am besten als Gesamtheit betrachten.

– Das Naturspektakel Iguaçu –
Foz br (7)

Die Liste der wässrigen Superlative Brasiliens ließe sich leicht fortsetzen, denn mit über 8.000 Kilometern Küstenlänge verfügt Brasilien über nahezu jede Art von Strand, Bucht und Wasserparadiesen, wenn man einmal von arktischen Gewässern absieht. Leider werden sie nicht überall so sauber gehalten, wie es zum Erhalt dieser Paradiese erforderlich wäre. Zumindest ist die Erkenntnis geweckt, dass etwas zu ihrem Schutz unternommen werden muss.

Ach ja, das ehemals weltgrößte Wasserkraftwerk Itaipú (heute nach dem „Drei-Schluchten-Staudamm“ in China, das zweitgrößte Wasserkraftwerk) befindet sich teilweise auch auf brasilianischem Grund, heute „binationalem Land“ zusammen mit Paraguay. Es ist nicht weit von den Wasserfällen von Iguaçu entfernt.

– Wasserkraftwerk von Itaipú –
DCIM100GOPROGOPR0176.

Mit dem Pantanal, vielen Flüssen, welche die Dimensionen europäischer Gewässer mit Leichtigkeit überschreiten und weiteren sensationellen brasilianischen Biotopen in wässriger Umgebung könnte ich beliebig fortfahren. Doch ich will mich in diesem Bericht nur mit einem dieser Wasser-Superlative beschäftigen, den „Wasserfällen von Iguaçu“.

1984 wurde der argentinische Teil und 1986 der brasilianische Teil der Wasserfälle zum UNESCO-Welterbe ernannt. Selbstverständlich zählen sie auch zu den „7 neuen Weltwundern der Natur“, also zu dem was man als Mensch in seinem Leben mindestens einmal gesehen haben sollte.

– Eines der 7 neuen Weltwunder der Natur –
Foz arg (75)

Kein Wunder also, dass Besucher Brasiliens oder überhaupt viele Südamerikareisende auch diese Wasserfälle gesehen haben wollen, bzw. diese Station in den meisten Rundreiseprogrammen enthalten ist.

Weil die meisten Reisenden für das riesige Gebiet Brasiliens oder das noch größere von Südamerika wenig Zeit mitbringen werden sie entweder über den Flughafen „Cataratas del Iguazú International Airport“ (z.B. von Buenos Aires) auf der argentinischen Seite oder über den Flughafen „Foz do Iguaçu“ auf der brasilianischen Seite anfliegen. Eine Anreise auf dem Landweg werden jene wählen, die entweder genügend Zeit mitbringen oder Südamerika ohnehin mit einem Fahrzeug bereisen.

Ich selbst habe bisher nur auf der brasilianischen Seite übernachtet und kann deshalb bezüglich der jeweiligen zugehörigen Orte nur über Foz do Iguaçu ein wenig erzählen. Die Stadt ist bei weitem nicht so interessant oder gar so schön, wie die umliegenden Attraktionen. Sie lebt von drei wesentlichen Wirtschaftsfaktoren, dem Tourismus, dem Kraftwerk Itaipú und dem kleinen Grenzverkehr zu Argentinien und Paraguay.

Der „Brücke der (internationalen) Freundschaft“ zwischen Brasilien und Paraguay kommt dabei besondere Bedeutung zu, denn auf ihr ist stets sehr viel Betrieb. Ein großer Teil des (teilweise illegalen) Handels zwischen den beiden Ländern wird über sie abgewickelt und viele Brasilianer fahren gerne einmal am Wochenende hinüber, um billig einzukaufen. Gleiches gilt für viele Touristen, die sich aber vor den teilweise dreisten Taschendieben auf der paraguayischen Seite in Acht nehmen sollten.

Der Ort Foz do Iguaçu bietet von einfachen Unterkünften alles bis hin zu vollständigem touristischem Programm, welches auch abendliche Shows und Spielkasinos an der argentinischen Grenze einschließt.

– Show mit Präsentation südamerikanischer Tänze –
Foz arg (76)

In der Innenstadt von Foz do Iguaçu gibt es auch eine Zone, in der sich verschiedene Bars angesiedelt haben und wo abends auch relativ viel los ist. Es ist einfach mit öffentlichen Verkehrsmitteln jeden Bereich der Stadt zu erreichen, wobei für den Touristen eher die Gegend in der Nähe zum Grenzübergang nach Argentinien interessant sein dürfte.

– Bar mit Life-Musik und Biertürmen –
Foz night (1)

Während die Gäste aus Europa, Nordamerika oder asiatischen Staaten in der Regel nur wenige Tage bleiben nutzen Südamerikaner gerne die Zwischensaison, um mehrere Tage zu bleiben und auch mal einige Tage am Pool zu verbringen. Mindestens sollte man jedoch zwei möglichst ganze Tage bleiben, um die Wasserfälle wenigstens einmal von der brasilianischen Seite und einmal von der argentinischen Seite aus gesehen zu haben.

Die Nationalparks auf beiden Seiten bieten inzwischen so viele Möglichkeiten sich den Wasserfällen zu nähern, bzw. die Parks zu genießen und sich in ihnen aufzuhalten, dass auch ein paar Tage mehr keine Langeweile aufkommen lassen dürften. Zudem wird das Unterhaltungsangebot auch außerhalb des Parks stetig ausgebaut.

Von der Reihenfolge her ist es eigentlich egal mit welcher Seite des Parks man beginnt. Ob man sich nun zunächst einen Überblick auf der brasilianischen Seite verschafft oder auf der argentinischen Seite beginnt, um anschließend auf der brasilianischen Seite dorthin zu zeigen wo man schon war ist reine Geschmackssache. Schön sind beide Seiten und sie haben auch beide weit mehr als nur Ausblicke zu bieten.

Beiden Parks ist gemein, dass man vom Eingang zunächst ein Verkehrsmittel angeboten bekommt, um weiter in den Park hinein zu fahren. Im brasilianischen Park verkehren Doppeldeckerbusse und im argentinischen Park eine Schmalspurbahn.

– Doppeldeckerbusse im brasilianischen Nationalpark –
Foz br (37)– Schmalspurbahn im argentinischen Nationalpark –
Foz arg (39)

Selbstverständlich kann man in beiden Parks auch zu Fuß unterwegs sein. Man sollte dabei nicht die Dimensionen der Parks und die eventuell begrenzte Zeit unterschätzen. Solche Spaziergänge sind nichts für Leute, die jeweils nur einen Tag zur Verfügung haben. Sie sollten die angebotenen Verkehrsmittel nutzen, die übrigens in beiden Parks mit dem Eintrittsgeld bezahlt und deshalb im Park kostenlos sind. Alle anderen können sich nach Herzenslust der Natur hingeben und auch gerne mal eine zeitlang beobachtend im Park verweilen. Es gibt so vieles zu sehen.

Die Fortsetzung dieses Beitrags gibt es hier: Das Große Wasser – Iguaçu – 02 – Brasilianischer Park